Dreamtonics Synthesizer V verspricht, einen uralten Musikertraum wahr zu machen: natürlich klingender Gesang aus der Maschine. Anders als beim Singenlernen und dem mühsamen Aufnahmen-Editieren, kommt hier jede Silbe und jeder Ton genauso perfekt heraus, wie es einem vorschwebt. Wie sich Synthesizer V schlägt, haben wir getestet.
Checkliste zum Kauf von Dreamtonics Synthesizer V Studio Test
- KI-Engine berechnet Gesang fast in Echtzeit
- Automatische Silbentrennung und Erkennung der Aussprache in Englisch
- Eigene Piano Roll für monophone Melodien
- Multi-Out-Modus für separate Kanäle bei mehrstimmigem Gesang
- Kann nicht wie ein VST mit MIDI-Noten gespielt werden
Details
Dreamtonics Synthesizer V erzeugt Gesang in drei Sprachen
Japanisch, kantonesisches Chinesisch und Englisch – in diesen drei Sprachen erzeugt Dreamtonics Synthesizer V Gesang. Aktuell gibt es 33 Stimmpakete, acht davon für englischen Gesang. Neben der Software (Standalone, AU und VST3) muss man die Stimmpakete also zusätzlich erwerben und installiert sie jeweils separat.
Wer sich über den ostasiatischen Fokus wundert: Vocal-Synths haben bei den dortigen Pop-Produktionen eine lange Tradition. Die Tutorial-Videos des Herstellers sind dementsprechend auch auf Japanisch. Gott sei Dank gibt es Übersetzungshilfen. Passend zum wachsenden Erfolg von K-Pop fehlt eigentlich nur noch Koreanisch.
Noten für den Gesang erzeugt man, egal ob in der Software, im Plugin oder Stand-alone, in einer eigenen Piano Roll. Hier setzt man die Noten, verändert ihre Länge, indem man daran zieht, und stellt auf Wunsch Vibrato, Pitch Drift oder andere Klangeigenschaften ein. MIDI-Noten aus der DAW kann Synthesizer V nicht triggern, dafür sei die Stimm-Engine zu komplex, erklärt mir Masashi Yamada von Dreamtonics auf Nachfrage: Sie muss jede Veränderung der Melodie, sei es im Timbre oder bei einzelnen Silben der Lyrics, immer erst neu berechnen. Damit ist das Spielen in Echtzeit nicht möglich.
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Sing meinen Song mit Synthesizer V
Dreamtonics hat mir für den Test zusätzlich zur Software die beiden englischen Stimmen „Natalie“ und „Kevin“ zur Verfügung gestellt. Ich wähle eine von beiden aus und programmiere eine kleine Melodie. Selbst das voreingestellte „La La La“ ohne echten Text klingt schon ziemlich menschlich. Etwas poetischer sollte es dann schon werden, also ersetze ich das „La La La“ durch eine Melodie mit englischen Worten. Ich wähle jede Note einzeln an und füge ein Wort ein. Hat man einen ganzen Songtext-Block, wählt man die gewünschten Noten aus und lässt das Plugin den Text über die Funktion „Insert Lyrics“ automatisch verteilen.
Die Silben eines längeren Wortes wie etwa „Revolution“ kann man mit „+“ (Plus) auf trennen und über mehrere Noten verteilen, vier Silben wie bei Re-vo-lu-tion machen vier Noten. Man schreibt das Wort in die erste Note, setzt + in die nächsten drei und Synthesizer V trennt dann automatisch. Umgekehrt kann man die Software auch mit „-“ (Minus) dazu bringen, eine Silbe oder ein Wort über mehrere Töne legato zu halten.
Den Gesang menschlicher machen in Dreamtonics Synthesizer V
Weiter geht es zu den Stimmdetaileinstellungen in Synthesizer V. Die Resultate von „Soft“ und „Warm“ klingen ähnlich weich und gehaucht, während sich „Bold“ und „Steady“ ähnlich monoton und kräftig anhören. „Soulful“ liegt irgendwo dazwischen. Bei „Kevin“ oder „Natalie“ ändert sich zwar jeweils etwas, aber so richtig „warm“ oder „mit Seele“ empfinde ich sie trotzdem nicht.
Außerdem gibt es in diesem Bereich eine Vielzahl an Reglern für Tonhöhe, Lautstärke, Vibrato und Pitch Drift. Verstellt man diese, wendet Synthesizer V die Veränderung auf alle Noten an. Man kann aber auch einzelne oder mehrere Noten in separate Gruppen legen. Dann ist es einem erlaubt, jeder Gruppe für jeden Parameter einen anderer Wert zuweisen
Mehrstimmigen Gesang in Synthesizer V erzeugen
Jede „Spur“ in Synthesizer V ist monophon. Anders als bei MIDI-Noten kann man hier nicht einfach Akkorde bauen und einen Chor simulieren. Will man zum Beispiel eine Harmonie zur Hauptstimme erzeugen, muss man die erste Spur duplizieren und dann die Noten in der zweiten Spur an die Hauptmelodie anpassen. Macht man das noch mit zwei, drei weiteren Harmonien, hat man, musiktheoretische Grundkenntnisse voraussetzt, einen durchaus okay klingenden Chor erschaffen.
Anschließend kann man jede Stimme bzw. jede Spur aus Synthesizer V über die Multi-Out-Funktion der eigenen DAW auf eigene Aux- bzw. Audio-Kanäle routen. Man kann sogar die Konsonanten und Atmer jeder Spur als „Aspiration“-Spuren (dt. Ausatmen) separat in eigene Kanäle schicken.
guenney sagt:
#1 - 15.12.2023 um 19:54 Uhr
Es wäre schön, wenn es auch eine deutsche Sprachdatenbank geben würde.