„Back To Black“ heißt das zweite Album der Soul-Sängerin Amy Winehouse, das nach seiner Veröffentlichung im Jahre 2006 nicht nur Platin erreichte, sondern auch mit vier Grammys prämiert wurde. Neben großartigem Songwriting besticht das Album durch einen einzigartigen Sound, der unmissverständlich mit den Klischees der 60s-Soul-Musik spielt. Ein Großteil der Songs auf „Back To Black“ ist in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Mark Ronson und der legendären Backing-Band „Dap-Kings“ entstanden. So auch der Song „Rehab“, den wir euch in diesem Workshop näherbringen möchten.
Homer Steinweiss und die Dap-Kings
16 Jahre lang waren die Dap-Kings die treibende Kraft hinter der Grammy-nominierten Band Sharon Jones & The Dap-Kings. Mit ihrem Label Daptone Records und dem dazugehörigen Tonstudio stehen sie vom Workflow her voll und ganz in der Tradition der renommierten Motown Records, was aber auch auf musikalischer Ebene zutrifft. Ihre Spezialität liegt ganz und gar bei Funk- und Soulmusik im Stil der 60er- bis Mitte der 70er-Jahre. Konsequenterweise spielt die Band daher bei ihren Studiosessions gemeinsam direkt auf Tape ein, und zwar ohne Clicktrack! Neben ihrer Arbeit an Amy Winehouses „Back to Black“ Album traten sie auch als Hausband vieler Fernsehshows, Radiosendungen und großen Live-Events in Erscheinung. Einzelne Mitglieder der Dap-Kings spielten darüber hinaus mit ikonischen Künstlern verschiedener Genres, darunter Al Green, David Byrne, Sam Smith, Quincy Jones, Lady Gaga, Bruno Mars, John Legend und Michael Buble zusammen.
Ihr Drummer, Homer Steinweiss, der auch auf „Back To Black“ zu hören ist, trat dem Kollektiv bereits in jungen Jahren bei. Er ist ein absoluter Spezialist, wenn es um geschmackvolle Grooves mit entsprechendem Vintage-Charme geht. In unserem Interview mit Homer Steinweiss könnt ihr mehr über ihn und seine Arbeit als Drummer, Songwriter und Produzent erfahren.
Amy Winehouse „Rehab“ – der Drumsound
„The bulk of the recordings for the songs that Mark produced on the album were done at the studio of this band called the Dap Kings, in Brooklyn, New York. They recorded drums, piano, guitar and bass all together in one room. The drums were recorded with one microphone, and there’s lots of spill between the instruments, which was great. (Tom Elmhirst, Mixing Engineer, Sound On Sound Interview 2007)
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„Rehab“ ist einer der Songs auf „Back To Black“, die zusammen mit Produzent Mark Ronson im Studio der Dap-Kings in New York aufgenommen wurden. Die Dap-Kings spielten den Song gemeinsam ein, ohne einen Clicktrack zu benutzen, was das sehr natürliche Feel des Tracks erklärt. Auch klanglich hat ein gemeinsamer Take einen gewissen (Vintage-)Charme, denn die Signale der einzelnen Instrumente sind oftmals unmöglich komplett voneinander trennbar (Stichwort „Bleed“), was zu einem sehr natürlichen Mix führen kann. Während heute ein Recording-Setup für Schlagzeug gut und gern aus 16 oder mehr Mikrofonen besteht, wurde das Schlagzeug zu „Rehab“ ganz old-fashioned mit nur einem einzigen Mikrofon aufgenommen. Laut der Videoreihe „What’s That Sound“ des Online-Musikhändlers reverb.com handelte es sich dabei um ein Shure 55 Mikrofon, das seitlich der Snare positioniert war. In diesem Video wird versucht, den Drumsound von „Rehab“ zu rekonstruieren.
Das Schlagzeug wurde nur mit einem Mikrofon aufgenommen
Natürlich klingt das Schlagzeug lediglich mit einem Mikrofon aufgenommen von Natur aus für heutige Standards noch nicht „fat“ und „punchy“ genug. Um aus dem Monosignal ein brauchbares Material zu stricken, sind – wie im obigen Video erklärt – einige Mixing-Tricks vonnöten. Neben einem radikalen Einsatz von EQ und Kompression nutzte Mixing Engineer Tom Elmhirst zudem auch Bassdrum- und Snare-Samples für den „Rehab“-Drumtrack:
“I loved having the drums on one mono track, because there are no radical choices to make and you get the backing track balanced quickly, but I did spend quite a long time adding bass drums and snare samples using Sound Replacer. […] There’s only so much you can do with one drum track, but I would have brightened it up to get as much of the snare on the track as possible. (Tom Elmhirst, Mixing Engineer, Sound On Sound Interview 2007)
Die „Rehab“ Grooves
„Rehab“ startet mit dem berühmten Chorus. Homer unterstützt das Keyboard-Motiv zunächst mit der Bassdrum auf „1“, „2 +“ und „3“ und einer getretenen Hi-Hat auf „2“ und „4“. Ergänzt wird sein Drumpart durch Clap-Overdubs.
Da die besagten Claps einen zentralen Bestandteil des Chorus-Beats darstellen, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie man sie in den Beat integriert, sobald man „Rehab“ nachspielen möchte. Da man die Hände frei hat, lässt sich das Clap-Pattern ganz einfach auf den Rims der Toms und der Snare spielen.
Nach 16 Takten geht der Song in die Vers über. An dieser Stelle wechselt Homer auf einen Achtel-Beat auf der Hi-Hat. Der doppelte Snareschlag auf „2“ und „2 +“ versprüht dabei den entsprechenden Motown-Vibe.
Die „Rehab“ Fill-ins
Auch was die Fill-ins betrifft, bleibt Homer voll und ganz dem Sixties-Idiom treu. Den Beat im Chorus ergänzt er mit kurzen und wilden Einwürfen über Snare und Toms. Hier könnt ihr euch den gesamten ersten Chorus mit allen Fill-ins anhören:
So klingt der Chorus inklusive der Fill-ins schließlich, wenn man die Claps mit Schlägen auf die Rims imitiert. Hier hört ihr zudem auch den Übergang in den Vers-Beat:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas