Es gibt Grooves, die passen in verschiedensten musikalischen Situationen. Dann gibt es Grooves, die einem speziellen Genre zugeschrieben werden. Seltener sind wiederum die, die in ihrer Grundidee so ausgefallen und aussagekräftig sind, dass sie dem jeweiligen Song eine ganz eigene Farbe geben und auf immer und ewig mit ihm verbunden sind. Zu dieser Kategorie zählt eindeutig Steve Gadds Groove zu Paul Simons 1975er Hitsingle „50 Ways To Leave Your Lover“, den wir uns in diesem Workshop vorknöpfen.
Was den zweitaktigen „50 Ways“-Groove so besonders macht, ist vor allem sein Marchingband-ähnlicher Charakter, gepaart mit dem geschmackvollen und cleveren Einsatz der Hi-Hat, die Steve mit einer Kombination aus linker Hand und linkem Fuß spielt. In einem Interview verrät Steve, wie er während der Studiosession zu Paul Simons Album „Still Crazy After All These Years“ auf diese spezielle Groove-Idee kam:
„I was practicing between takes. That’s how that started. When I was a kid, I played in drum and bugle corps, and I used to write drum parts. That’s sort of where the inspiration came, subconsciously. So, I was creating different combinations between the hi-hat, snare and bass drum. I was playing the hi-hat with my left hand. Paul and Phil Ramone (producer for the session) heard me, and suggested that I do something like that with the intro. It was really a group effort, a situation where everybody contributed.“ (Quelle: somethingelsereviews.com)
Paul Simon – „50 Ways To Leave Your Lover“:
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Der Groove
Ähnlich wie eine stimmige Akkordprogression wird auch ein Groove erst durch die Wechselwirkung von Spannung und Entspannung so richtig interessant. Im Falle des zweitaktigen „50 Ways“-Grooves ist das „Tension and Release“-Prinzip schon auf den ersten Blick anhand des Notenbilds zu erkennen. In beiden Takten folgt auf ein dichtes und buntes Sechzehntel-Treiben in der jeweils ersten Hälfte eine Art Zäsur in Form einer Viertelnote auf der dritten Zählzeit, mit einer anschließenden Snareroll-Variation am Ende des jeweiligen Taktes, die den eingangs erwähnten Marching-Charakter des Grooves unterstreicht. Auf Spannung folgt also Entspannung, die wieder in Spannung übergeht (und so weiter). Man stelle sich vor, Steve hätte die wilden Sechzehntel-Ideen aus der ersten Takthälfte auch in der zweiten weitergespielt – der Groove hätte so sicherlich niemals seinen Platz auf einer Paul Simon-Platte gefunden!
Was den Groove obendrein auszeichnet, ist sein warmer, angenehmer Sound, was an der unglaublich kontrollierten Dynamik, mit der Steve diesen Groove eingespielt hat, liegt. Zusätzlich zu Steves Part hört man im Falle der Studioversion des Songs zudem noch einen Schellenkranz, der auf den Achtel-Offbeats gespielt wurde und dem Drumtrack ein leicht treibendes Element hinzufügt. Hört selbst:
Bevor man nun versucht, den zweitaktigen Groove in voller Länge zu spielen, lohnt es sich zunächst, die erste Takthälfte in einem sehr gemütlichen Tempo auf der Snare zu üben, denn hier wird die Koordination – durch den Einsatz der getretenen Hi-Hat – auf die Probe gestellt!
Sobald das gut klappt, wiederholt man das Ganze, spielt nun aber die linke Hand nicht mehr auf der Snare, sondern auf der Hi-Hat:
Fehlen letztendlich noch die Toms und die Snarerolls, und fertig ist der „50 Ways To Leave Your Lover“-Groove!
Steve Gadd erklärt den „50 Ways To Leave Your Lover“-Groove:
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Mehr InformationenIch wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas