Soundgardens „Black Hole Sun“ ist ohne Zweifel einer der wichtigsten Rocksongs der Neunziger. Inspiriert durch einen akustisch missverstandenen Radiobeitrag soll Frontmann Chris Cornell die weltbekannte Grunge-Hymne in weniger als einer Stunde geschrieben haben. In diesem Workshop schauen wir uns Auszüge aus Matt Cameron’s fantastischem Drumming zu diesem Song an, wie immer mit Sound- und Notenbeispielen.
Im Vergleich zum Sound artverwandter Ikonen des „Seattle-Sound“, wie Nirvana, Pearl Jam oder Alice in Chains, fallen die Songs von Soundgarden grundsätzlich etwas sperriger aus. Neben den hart verzerrten und düsteren Gitarren mag das vor allem an dem vermehrten Einsatz von Odd Meters liegen. Diese weiß Drummer Matt Cameron, der von 1986 an festes Mitglied der Band war, galant zu umspielen. Sein einzigartiger Spielfluss ist der Grund dafür, dass man die krummen Takte bei Soundgarden oftmals gar nicht bemerkt.
“I’m always following the music. (…) The music is giving me all the cues to set up the sections and make sure there’s a constant element of underlying meter. That’s what Soundgarden music has always sounded like in my head. It’s always made sense even though it’s not always in 4/4 time. The way that everything lines up isn’t as hard as it sounds for me. But I’ve always been drawn to that type of odd time signature music. You can call it fusion. Bill Bruford is a huge influence. And Stewart Copeland and Steve Gadd and Jeff Porcaro and the studio greats.” (Matt Cameron, DRUM! Magazine)
Ob bei Soundgarden oder bei Pearl Jam, wo Matt seit 1998 ebenfalls festes Bandmitglied ist, spielt er überwiegend ein schwarzes Yamaha OAK Custom Drumset mit vier Toms in den Größen 12“, 13“, 16“ und 18“. Natürlich lassen sich seine Drumparts auch auf einem kleineren Setup spielen, die Beispiele in diesem Workshop sind daher für lediglich zwei Toms umgeschrieben.
Die „Black Hole Sun“ Grooves
Nach einem kurzen Gitarren-Intro beginnt auch auch gleich der erste Vers-Teil, der sich wie der Rest des Songs in einem getragenen Halftime-Feel bewegt. Matt spielt hier einen Hi-Hat-Beat, den er von Takt zu Takt immer wieder mit kleinen Details wie Hi-Hat-Lifts, Ghostnotes und leicht variierenden Figuren mit der Bassdrum ausschmückt.
Mit einem massiven Fill-in leitet Matt daraufhin den Chorus ein, den er auf dem Ridebecken spielt. Sein Spiel lebt auch hier wieder von den kleinen Details, die sein Drumming so lebendig machen. Man fühlt sich stark an den Stil von Matt Chamberlain erinnert, der ihn wohl nicht ohne Grund im Jahr 2014 für einige Konzerte mit Soundgarden vertreten hat.
Rhythmisch geht es mit einem 9/4-Takt vertrackt zu
Rhythmisch vertrackter geht es nach einem ausgedehnten zweiten Chorus dann in der instrumentalen Bridge weiter. Sie basiert auf einem markanten Gitarrenriff, das insgesamt sechs Mal gespielt wird und jeweils mit einem ausklingenden Akkord endet. Diesen Moment füllt Matt jedes Mal aufs Neue mit einem geschmackvollen Fill-in. Das Besondere dabei ist das Taktmaß von 9/4, das dem Gitarrenriff zugrunde liegt. Der Übersicht halber seht ihr den Teil hier jeweils in drei Dreivierteltakten notiert:
Der Sound der Keplinger Stahlsnare schrieb Musikgeschichte
„Black Hole Sun“ und das dazugehörige Album „Superunknown“ nahmen Soundgarden zusammen mit dem Produzenten Michael Beinhorn im Bad Animals Studio auf. Im folgenden Video verrät Michael, welches Drumset Matt Cameron damals benutzte. Er spielte noch nicht sein bekanntes schwarzes Yamaha Set mit Woodhoops, sondern ein Kit von DW, deren Endorser er zu der Zeit war. Außerdem kam neben Zildjian K Becken eine Gregg Keplinger Stainless Steel 14“ x 7“ Snare zum Einsatz, die für den brachialen und vollen Backbeat verantwortlich ist. Auch wenn Michael Beinhorn im folgenden Video von einer 14“ x 8“ spricht, wurde das Kesselmaß von Gregg Keplinger und Matt’s Drumtech Neil Hundt auf 14“ x 7“ beziffert.
Bei dieser Snare handelt es sich um einen Stahlkessel mit schmalen Fellauflagekanten, was den leicht scharfen und aggressiven Klang der Trommel erklärt. Zudem erzählt Michael, dass Matt bei „Black Hole Sun“ lediglich zum Einzählen einen Click genutzt hat und den Song ansonsten ohne Click eingespielt hat, was für sein phänomenales Timing spricht – oder wie es der Interview-Host Warren Huart beschreibt: „Matt has got the feel of playing supertight without having the feeling of like he is a machine.“
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas