„Personal Jesus“ zählt fraglos zu den bekanntesten Songs von Depeche Mode. Kultstatus erlangte der Song nicht nur im Original, sondern auch durch zahlreiche Coverversionen – unter anderem von Marilyn Manson und Johnny Cash. In unserem Workshop nehmen wir die Drums der ursprünglichen Fassung unter die Lupe. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie man die elektronischen Drums auf das akustische Schlagzeug überträgt, sondern auch um den ungewöhnlichen Aufbau des Songs.
„Personal Jesus“ erschien 1989 als erste Single aus dem Album „Violator“. Wenn man von einem triolischen Groove in 4/4 ausgeht, liegt die Viertelnote bei 130 BPM. Theoretisch könnte man den Song auch im 12/8-Takt notieren. In diesem Fall läge dann die punktierte Viertelnote bei 130 BPM.
Im Original mit elektronischen Drums
„Personal Jesus“ war der erste Song von Depeche Mode, bei dem die Gitarre als zentrales Instrument eingesetzt wurde. Bis dahin war die Band vor allem für Synth-lastigen Electro-Pop bekannt. Die Drums kommen aber nach wie vor aus dem Sequencer und lassen sich nicht exakt am Schlagzeug nachspielen – zumindest solange man kein Tintenfisch ist und acht Arme hat. Bei den vielen gleichzeitig laufenden Elementen ist eine Entscheidung fällig, was man übernimmt und was nicht.
Auch wenn man sich beim Song-Ablauf an die Album-Version halten will, ist es hilfreich, in eine Live-Version von „Personal Jesus“ reinzuhören. Der Wiener Schlagzeuger Christian Eigner, seines Zeichens langjähriger Tourdrummer der Band, überträgt den elektronischen Drum-Part schlüssig aufs akustische Kit. Dabei kommen allerdings mehrere zusätzliche Elemente (u.a. die Hi-Hats) vom Band. Hier geht’s zum Video der Live-Version.
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Personal Jesus hat einen ungewöhnlichen Song-Aufbau
Die klassischen Strickmuster beim Ablauf von Popsongs findet man bei „Personal Jesus“ nur ansatzweise. Auch um Missverständnissen zur Benennung der Song-Teile vorzubeugen, möchte ich mit dem Aufbau des Songs starten. Die wesentlichen Grooves sehen wir uns weiter unten noch einmal genauer an.
Der Refrain ist extrem kurz gehalten und beschränkt sich auf die Hookline „Reach out and touch faith“. Neben einer Strophe, die beinahe als Refrain durchgehen könnte, gibt es einen Part, den ich als Pre-Chorus bezeichne, der aber mehr wie eine zweite Art Strophe wirkt. Und all das wird garniert mit kleineren Unregelmäßigkeiten im Ablauf, die man definitiv auf dem Schirm haben sollte.
Triolischer Tom-Groove als Basis
Der Basis-Groove von „Personal Jesus“ besteht aus einer durchlaufenden Viertel-Bassdrum und einer triolischen Tom-Figur. Ein 14er und 16er Standtom (oder größer) sind dafür ideal. Natürlich kommt man aber auch mit einem anderen Set-Aufbau und kleineren Trommeln zurecht. In der Album-Version ist schon an dieser Stelle eine leise Snare zu hören. Am akustischen Kit ist es allerdings sinnvoll, sein Pulver nicht zu früh zu verschießen.
Im Pre-Chorus der Album-Version ist dieser Basis-Groove auch in einer „umgedrehten“ Variante zu hören. Der zusätzliche Offbeat auf dem Tom liegt in diesem Fall bei der „4“ statt bei der „2“. Auch wenn Christian Eigner dies live nicht umsetzt, kann es durchaus Sinn machen, sich ans Original zu halten.
Allgemein empfiehlt es sich für den ganzen Song, die Zählzeiten „2“ und „4“ tendenziell etwas stärker zu betonen als die Downbeats, ohne es jedoch zu übertreiben. So verpasst man dem triolischen Groove ein leichtes „Nach-Vorne-Feel“. Es handelt sich hier zwar eindeutig nicht um einen Gospel-Song, die zugehörigen Klatscher auf „2“ und „4“ darf man sich aber gerne vorstellen.
Variationen des Basis-Grooves
Im weiteren Verlauf von „Personal Jesus“ gibt es zwei weitere Varianten des Basis-Grooves mit zusätzlicher Snare. In der zweiten Strophe sitzt diese auf der Zählzeit „4“. Da diese gleichzeitig mit dem hohen Tom gespielt wird, muss man den Handsatz ein wenig anpassen.
Im Schluss-Chorus ist die zusätzliche Snare dagegen auf der Zählzeit „2“ zu hören. Auch hier muss man bei einem Standard-Setaufbau den Handsatz entsprechend anpassen.
Kontraste im Chorus
Die Refrains von „Personal Jesus“ kombinieren zwei Takte reinen Viertel-Puls mit unterschiedlichen Variationen des Basis-Grooves. Dies wirkt wie eine Steigerung hin zur Hookline „Reach out and touch faith“.
Wie im PDF mit dem Song-Ablauf zu sehen ist, beginnt der zweite Chorus mit einer unregelmäßigen, sechs Takte langen Einheit. Die weiteren Durchgänge laufen dann wieder in der gewohnten viertaktigen Form:
Damit sollten die grundsätzlichen Groove-Bausteine von „Personal Jesus“ geklärt sein. Viel Spaß beim Nachspielen!