In unserem Drum-Cover geht es heute wieder um einen der ganz großen Beats: James Browns Cold Sweat. Sein Drummer Clyde Stubblefield zeichnet auf diesem Track ein weiteres Mal verantwortlich für ein ordentliches Stück Musikgeschichte. Ein später aufgenommener Beat von James Brown, der sagenumwobene ‚Funky Drummer’, gehört zu den meistgesampleten Drum-Grooves des letzten Jahrhunderts. Zwar nicht ganz so populär aber nicht minder stilprägend ist Cold Sweat, der von vielen Musikgeschichtsschreibern als der erste echte Funk-Song der Musikgeschichte bezeichnet wird.
Die besten Grooves sind vermutlich diejenigen, zu denen man gut tanzen kann. Für viele Trommler ist dementsprechend die umgekehrte Inspiration hilfreich: Bernard Purdie beispielsweise hat sich gerne eine Bauchtänzerin ins Studio eingeladen, zu deren Bewegungen er dann seine Grooves getrommelt hat. Wer sich jetzt fragt, was den Drummer des Cold Sweat Beats inspiriert haben könnte, der muss sich nur eines der vielen Videos ansehen, in denen James Brown tanzt. Hier ist ein famoser Auftritt zu sehen, in dem ein anderer Song gespielt wird: Mother Popcorn. Interessant ist, dass prinzipiell der gleiche Beat wie bei Cold Sweat getrommelt wird. Bemerkenswert ist aber, wie sich James bewegt.
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Mehr InformationenDer Groove
Zurück zum Song dieses Workshops. Ich habe mich in meinem Workshop an der ersten offiziellen Aufnahme des Titels Cold Sweat orientiert. Es existieren Re-Issues und Live-Aufnahmen des Songs, auf denen nahezu jedes Mal ein leicht veränderter Beat zu hören ist.
Dieser Rhythmus, wie die meisten von James Browns Grooves, besteht aus einem zweitaktigen Pattern, das mit einer schweren, sehr bewusst gespielten ‚Eins’ beginnt. Um dieser ersten Zählzeit des ersten Taktes des Patterns besagte Schwere zu verleihen ist es nicht etwa nötig, diese besonders laut zu spielen, sondern sie im Timing etwas spät zu setzen. Wichtig ist, dass man nicht versucht, die Eins zu verzögern, es handelt sich um eine so marginale Änderung, dass es meistens genügt, den ersten Schlag auf Bassdrum und Hi-Hat bewusst zu spielen. „The one“ ist der Anker für alles, was danach passiert. Das durchlaufende Motiv ist die für eine Achtel geöffnete Hi-Hat, die jeweils auf die zweite und die vierte Zählzeit in beiden Takten hinführt. Live ließ Clyde Stubblefield den zweiten Takt häufig etwas zerfließen, wie das folgende Video zeigt.
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Aufgrund der Tatsache, dass im Prinzip im zweiten Takt kein richtiger Backbeat zu hören ist, wird die erste Eins des Patterns umso konkreter. Alles konzentriert sich auf das deutliche Drums- und Bläsermotiv im ersten Takt. Dieses Feeling lässt sich einfach adaptieren, indem man den Backbeat und die Bassdrums im zweiten Takt unserer Workshop-Figur minimal leiser spielt als im ersten.
Hier ist der Rhythmus zu hören und zu sehen:
Die zweite Snare im ersten Takt ist um eine Achtelnote nach hinten verschoben, was für einen interessanten Bruch im Fluss des Beats sorgt. Nach Meinung einiger Musikhistoriker ist dies hier zum ersten Mal in der Geschichte zu hören. Viele Drummer haben sich demnach von diesem Groove mit seiner verzögerten Achtel inspirieren lassen, sicher auch G.C. Coleman, der ein Jahr später den Song „Amen Brother“ von „The Winstons“ eingetrommelt hat. Sein Break in diesem Song wiederum bedeutete Jahrzehnte später den Startpunkt einer neuen Musikrichtung: Breakbeat.
Sound und Equipment
Questlove von den Roots gab einmal in einem Interview zu Protokoll, er wüsste, wie Cold Sweat und Funky Drummer aufgenommen wurden. So habe das Drumset in einem kleinen Raum gestanden und sei mit der Close-Mic-Variante aufgenommen worden. Außerdem habe der Drummer das Drumset nur sachte berührt und nicht wirklich geschlagen. Der Groove wird also, und das ist auch gut auf der Aufnahme zu hören, nur sehr leise getrommelt worden sein. Vermutlich hat Clyde entweder eine Ludwig Supra 400 benutzt oder eine Slingerland Super Sound King. Beide Snares ähneln sich klanglich.
Die Bassdrum kann alles sein, von Ludwig über Slingerland bis hin zu Vox Drums. Vox Drums? James Brown hat, zum Unmut seiner Drummer, früh dafür gesorgt, dass diese mit einem Endorsement ausgestattet wurden. Bei Vox Drums handelt es sich um eine Kollaboration zwischen dem Hamburger Trommelbauer Trixon und der Amp-Firma Vox. Auf vielen Live-Aufnahmen sieht man Clyde, wie er die Trommeln spielt, im Studio hat er allerdings andere Marken vorgezogen.
Die Auswahl an guten Becken im Jahre 1968 war bei weitem nicht so groß wie die der Drumsets. Eigentlich hat sich die amerikanische Trommlerschaft in zwei Lager aufgeteilt: Trommler, die auf die etwas rauchigeren Zildjian K Becken geschworen haben und jene, die den klaren Klang der Zildjian Avedis Cymbals vorgezogen haben. Auf Aufnahmen aus jener Zeit lassen sich die Becken anhand ihrer prägnanten Charaktereigenschaften relativ gut auseinander halten, weshalb davon auszugehen ist, dass Clyde Stubblefield eher zur Fraktion der Avedis-Drummer gehört hat.
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