Mit ihrem zweiten Album „GUTS“ knüpfte die kalifornische Sängerin Olivia Rodrigo letztes Jahr nahtlos an den Erfolg ihres Debüts an. Stilistisch setzt sich ihr jüngstes Werk jedoch durch eindeutigere Grunge- und Punkrock-Anleihen ab. Der Opener „All-American Bitch“, dessen Gitarrenriff- und sound auch einer verloren gegangenen B-Side der Nevermind entstammen könnte, ist ein gutes Beispiel hierfür. Für das wilde Schlagzeugspiel auf diesem Song ist Sterling Laws verantwortlich, ein aufstrebender Drummer aus LA, zu dessen Credits bereits Künstler bzw. Künstlerinnen wie Natasha Bedingfield, Matt Berninger oder auch The War On Drugs zählen. Zwar gehört Laws nicht zu Olivia Rodrigos Live-Band, spielte jedoch bislang den Großteil der Studioaufnahmen für sie ein. In diesem Workshop zeigen wir euch Auszüge aus seinem Drumming zu „All-American Bitch“ – viel Spaß!
Produktion und Sound
In einem Tutorial-Video auf mixwiththemasters.com gibt Olivia Rodrigos Produzent Dan Nigro einen Einblick in die Produktion zu „Vampire“, einem weiteren Song auf „GUTS“, der ebenfalls von Sterling Laws eingetrommelt wurde. Spannend ist dabei zu sehen, wie Nigro mit einer Kombination aus Drum Programming und Live-Drums arbeitet. Laut der Album-Credits ist das auch bei „All-American Bitch“ der Fall gewesen – vermutlich handelt es sich bei den Drums im Vers um programmierte Drums, im Chorus wiederum hören wir Live-Drums.
Apropos Live-Drums: Es liegt nahe, dass diese, wie auch beim Song „Vampire“, in Dan Nigros Studio aufgenommen wurden. Im besagten Tutorial-Video kann man sogar einen kurzen Blick in Nigros Aufnahmeraum erhaschen, der nicht allzu groß ist und so wirkt, als würde er recht kontrolliert und trocken klingen. Auch was das Mikro-Setup angeht, hält es Nigro bei den Drum-Aufnahmen recht simpel und benutzt weit unter zehn Kanäle. Der trockene Raum sowie das minimalistische Mikro-Setup stehen sicherlich im Gegensatz dazu, was man im Lehrbuch zu einer klassischen Rock-Produktion finden würde, doch trägt genau das am Ende zum kaputten, schroffen Lo-Fi-Charme des Songs bei.
Die Grooves
Das Arrangement von „All-American Bitch“ spielt mit großen Kontrasten. Bis zum ersten Chorus ist der Song recht ruhig gehalten, während Rodrigos Stimme lediglich von einer Akustikgitarre begleitet wird. Nach einem kurzen Fill-in, das mit drei Vierteltriolen über Snare und Toms förmlich „zur Tür reinplatzt“, startet daraufhin der Chorus von null auf hundert. Der Beat glänzt dabei vor allem durch seinen brachialen Sound und seine Einfachheit. Die Hi-Hat spielt Sterling Laws weit geöffnet und lediglich in Viertelnoten – unmöglich, hier nicht an Dave Grohl zu denken. Die Snare bearbeitet er mit lauten Rimshots, während er ein schlichtes, zweitaktiges Pattern mit der Bassdrum spielt. Im Übergang zur Vers spielt er ein kurzes Fill-in auf der Snare.
Für dich ausgesucht
Im zweiten Vers geht es im Halftime-Feel weiter. Wie oben bereits angemerkt, sind es in der Studioversion vermutlich programmierte Drums, die wir hören. Dafür spricht auch der leicht synthetische Snaresound. Zudem lebt der Part von vielen kurzen Pausen, die den Eindruck eines programmierten Parts verstärken. Auf der Bühne spielt Olivia Rodrigos Live-Schlagzeugerin Hayley Brownell den Vers-Part nahezu identisch wie er in der Studioversion zu hören ist. Um den trägen Halftime-Effekt zu verstärken, benutzt sie dabei eine tief gestimmte Sidesnare, wie in diesem Video zu sehen.
In diesem Video stellt Hayley Brownell ihr Drumset vor, das sie bei Olivia Rodrigo benutzt:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles.
Bis zum nächsten Mal! Jonas