Völlig losgelöst von der Erde! Der Song „Major Tom“ von Peter Schilling ist eine der ganz großen Nummern der Neuen Deutschen Welle. Dabei sind der Song-Ablauf und Teile der Grooves erfreulich unkonventionell. Wer das Stück auf dem Schlagzeug spielen will, der bekommt mit diesem Workshop eine kleine Hilfestellung.
Major Tom“ erschien 1982 auf dem Album „Fehler im System“ von Peter Schilling und wurde im darauffolgenden Jahr auch in einer englischen Version veröffentlicht. Der Songtitel kommt wörtlich nur „versteckt“ in den Strophen vor und ist offensichtlich von David Bowies „Space Oddity“ inspiriert. Das Metronom steht in diesem Fall auf 163 BPM.
Sounds von der LinnDrum
Vorab sollte man sich bewusst machen, dass das Original aus den Achtzigern eher so klingt, als wäre es mit einer Drum-Machine programmiert worden. Es handelt sich wahrscheinlich um die LinnDrum (auch bezeichnet als LM-2), die in unzähligen Songs dieser Ära zu hören ist. Ganz plakativ wurde sie unter anderem von Prince oder auch von Phil Collins eingesetzt.
Der Grundklang der Snare mit dem ebenfalls charakterstarken Reverb-Effekt (vermutlich ein AMS RMX16) ist mit einem akustischen Kit ohne Trigger kaum nachzubilden. Wer sich annähern möchte, sollte eine eher tiefe Stimmung wählen, die Snare kräftig dämpfen und einen tendenziell breiteren Teppich für erhöhte Präsenz nutzen. Beim Recoding ist ein zusätzliches Mikrofon am Snareteppich definitiv sinnvoll.
Simples „Bumm-Tschack” als Basis
Dass für die Drums von „Major Tom“ eine Drum-Machine genutzt wurde, zeigt sich nicht nur an den Sounds. Auch die Grooves sind durchweg statisch und kommen vollständig ohne Fills aus. In weiten Teilen des Songs – also in allen Parts außer der Strophe – regiert ein simples „Bumm-Tschack“. Vereinzelte Crashbecken zu Beginn des Refrains sind in Hinblick auf Variationen das Höchste der Gefühle. Hört man die Albumversion, könnte man diskutieren, ob hier überhaupt durchlaufende Achtel auf der Hi-Hat zu hören sind. Live ist es aber auf jeden Fall sinnvoll, diese zu spielen.
Im Instrumentalteil, der gleich bei Einsatz des Schlagzeugs beginnt, könnte man beim Original aus den Achtzigern ebenfalls diskutieren, ob die Bassdrum zusätzlich auf der Zählzeit „2+“ zu hören ist. Ich würde den perkussiven Sound an dieser Stelle aber dem geslappten Bass zuordnen. Natürlich sind Variationen erlaubt und es muss nicht immer so statisch zugehen wie beim Original.
Verdrehter Beat in den Strophen
In den Strophen von “Major Tom” dominiert zunächst eine Bassdrum auf den Zählzeiten „2“ und „4“. Außerdem ist auf der „4“ eine stark gefilterte offene Hi-Hat (oder ein anderes Becken) zu hören. Auch wenn im Original sonst keine Hi-Hats zu hören sind, ist es meiner Meinung nach auch hier sinnvoll, mit durchlaufenden Achteln für Flow zu sorgen. Allgemein empfiehlt sich bei dem durchaus strammen Tempo eine Spieltechnik wie beispielsweise Moeller-Whip oder Push-Pull.
In der zweiten Hälfte der Strophen stärkt eine zusätzliche Snare auf der „4“ den Eindruck eines verschobenen Halftime-Grooves. Wer dieses Pattern ohne Kontext oder Einzähler hört, wird vermuten, dass es auf der Zählzeit „2“ beginnt. Die Zählzeit „4“ wirkt dabei wie ein Backbeat. Dadurch entsteht ein in sich verdrehtes Feel, das ein wenig an den Song “Roxanne” von The Police erinnert.
Ablauf zum Teil etwas tricky
Wer „Major Tom“ mit einer Band spielen oder für ein Drum Cover aufnehmen will, sollte sich unbedingt den Song-Ablauf genauer ansehen, denn dieser birgt einige kleinere Fallstricke. Vor allem die Strophen sind für einen kommerziell so erfolgreichen Song recht unregelmäßig aufgebaut. Sie bestehen aus je zwei Blocks mit einer Länge von 10 und 14 Takten für die beiden Pattern-Variationen. In den ersten beiden Strophen gibt es zusätzlich jeweils zwei instrumentale Takte davor, wodurch sich die Längen auf 12 und 16 Takte erhöhen. In der dritten Strophe fallen diese kurzen Instrumentalpassagen dagegen weg.
Klingt kompliziert? Nur nicht verwirren lassen! Den vollständigen Ablauf des Originals gibt es in unserem PDF zum Workshop.
Matthias sagt:
#1 - 01.10.2024 um 13:13 Uhr
Zur Info: ich habe kürzlich einen DrumTalk gesehen, in dem Curt Cress den Drumtake für sich beanspruchte. Der Dreher des Beates erklärte er als einmaligen Gag beim Test-Take, der dann überraschender Weise veröffentlicht wurde.