Unser Workshop zu einem Klassiker unter den Drum Grooves: The Meters haben mit dem Song “Cissy Strut” erstmals als Band die traditionelle Second Line Musik ihrer Heimat New Orleans mit den damals populären Stilistiken Funk und R&B gemischt.
Der Drummer der Band, Zigaboo Modeliste, trägt nicht nur einen äußerst ausgefallenen Künstlernamen, er ist außerdem maßgeblich für den Groove der unglaublich einflussreichen Band The Meters verantwortlich. Viel Spaß beim Workshop!
Der Groove
Die Geschichte des Grooves
Der ursprüngliche Second-Line Groove aus New Orleans basiert auf der lateinamerikanischen 3/2 Son-Clave, die durch den starken Einwandererstrom aus Kuba, Haiti und Südamerika ihren Weg nach New Orleans fand.
Dieser typische Rhythmus vermischte sich mit den Tänzen afrikanischer Sklaven im kulturellen Schmelztiegel Louisianas zu einer musikalischen Tradition, die mit dem Namen „Second Line“ am griffigsten tituliert ist, wenngleich dieser eigentlich nur einen festlichen Rahmen beschreibt: Den Marsch mit dem Sarg von der Kapelle zum Grab. Dabei marschieren die engsten Familienangehörigen in der ersten Linie hinter dem Sarg, – manchmal auch eben die erwähnten Tänzer – in der zweiten Linie marschiert eine Blaskapelle, die schräg und groovy den restlichen Trauerzug anführt. Dabei werden kleine Sonnenschirme gedreht und Taschentücher geschwenkt, es wird getanzt, gelacht und gesungen. Dass man bei einer Beerdigung fröhlich sein darf, liegt an der christlichen Überzeugung, dass der Tote den Weg in eine bessere Welt geschafft hat. Man darf sich also für ihn freuen.
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Der “Cissy Strut”-Groove
Diese starke musikalische Tradition beschränkt sich nur auf die groben Stadtgrenzen von New Orleans, innerhalb derer die Bandmitglieder von The Meters aufgewachsen sind und von klein auf die reichhaltige Musikkultur ihrer Umgebung aufgesogen haben. Zunächst hat die vierköpfige Rhythmusgruppe als Backing-Band verschiedener großer Künstler ihrer Zeit gewirkt, bis sie ihre erste eigene Musik veröffentlicht hat: rein instrumental. Der synkopierte Song Cissy Strut fällt in diese Anfangsphase und beinhaltet deutliche Einflüsse eines damals ganz heißen neuen Musikstils namens Funk. Die Gitarre spielt in diesem Fall die Dreiergruppe mit der starken Anlehnung an eine Clave, Zigaboo trommelt dazu ein Funkpattern, das diese klare Dreierverschiebung umspielt. Das ist eine grobe Anlehnung an den zweiten Teil der Clave, die ich im Notenbild auf einen Takt eingedampft habe – sie ist trotzdem noch da. Nun gut, die Schlagfolge im zweiten Takt landet zwar rückübersetzt beim Beat von Cissy Strut auf der dritten und der vierten Zählzeit, aber wem steht künstlerische Freiheit zu, wenn nicht den Künstlern? Jetzt zum Beat:
Um den Groove schnell nachtrommeln zu können ist es wichtig, dass man ein Muster hinter dem Bassdrum-Pattern entdeckt. So folgt nach jedem Backbeat ein locker getretener Bassdrum-Schlag auf dem darauffolgenden Sechzehntel. Die Hi-Hat leitet – einem Cascara-Pattern nicht unähnlich – jeweils die beiden Claven-Teile ein und fließt um den mächtigen Groove herum, um ihn in einen fast erzählerischen Fluss zu bringen. Dabei ist es sinnvoll, das Hi-Hat-Pattern Hand-to-Hand (also als durchgehendes, RLRL-16tel-Pattern) umzusetzen – die Pausen kann man entweder in die Luft schlagen oder als Variation super-leise auf der Hihat mitspielen. Mein wichtigster Übe-Tipp bleibt in diesem Zusammenhang wieder einmal folgender: Übt den Takt so langsam wie möglich und eignet euch einen Schlag nach dem anderen an. Beginnt mit der ersten Bassdrum, addiert dann die zweite, den ersten Snare-Schlag und alle folgenden Instrumente Schritt für Schritt hinzufügen und erst dann, wenn ihr euch in dem langsamen Tempo mit dem gespielten Pattern sicher fühlt, (also wirklich sicher!) könnt ihr nach und nach mit einem Metronom häppchenweise das Tempo erhöhen. Wenn ihr euch dabei doof vorkommt, dann macht euch bewusst, dass sogar Martin Grubinger auf diese Weise neue Rhythmen lernt.
Sound und Equipment
Leider ist Zigaboo etwas unterbelichtet, ich meine natürlich, dass er in den Jahren 1968 bis 1970 zu selten von einem Fotografen abgelichtet wurde, um glasklar feststellen zu können, welche Drums er in der Entstehungsphase von Cissy Strut benutzt hat. Es gibt Gerüchte, dass es sich bei der Snare um eine Ludwig Supra 400 in fünf Zoll Kesseltiefe gehandelt habe und dass das restliche Drumset von der Firma Gretsch stamme. Bei den Becken kann man sich relativ sicher sein, dass es welche der Firma Zildjian Avedis waren. Auf den wenigen Bildern ist er mal mit einem Slingerland-Drumset, mal mit einem Rogers-Kit und häufig mit einem von Ludwig zu sehen, die einzigen Konstanten waren fünf Zoll tiefe Metall-Snares, Coated Felle mit Dot und die Tatsache, dass er die Resonanzfelle der Bassdrum und der Toms abgeschraubt hat.
Und nun viel Spaß und Erfolg, und ein bisschen Geduld! Ihr schafft das schon!
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