Mit ihrer Band Radiohead tüfteln Thom Yorke und Jonny Greenwood bereits seit Anfang der Neunziger an einer ureigenen Klangwelt, die mehr und mehr ihren eigenen Gesetzen zu folgen scheint. Als The Smile veröffentlichten die beiden nun im Jahr 2022 das Debütalbum „A Light for Attracting Attention“. Thoms unverwechselbare Stimme, die Vorliebe für sperrige Harmonik und Rhythmik und nicht zuletzt der Sound des Produzenten Nigel Godrich dürften eingefleischten Radiohead-Fans sehr vertraut sein. Einen kleinen aber feinen Unterschied macht dabei jedoch der dritte Mann im Bunde: Tom Skinner. Mit seinen krautigen, teils vertrackten Grooves drückt der versierte Jazztrommler aus London dem jungen Projekt seinen ganz eigenen Stempel auf. In diesem Drum Cover Workshop zeigen wir euch einige Beispiele seines innovativen Drummings. Auf geht’s!
Der Sound
Die perfekte Symbiose aus Jaki Liebezeit, Tony Allen und James Gadson… so ließe sich Tom Skinners Drummingstil in etwa umschreiben, der sich besonders durch seine fluffigen Grooves und einen eher weichen Touch auszeichnet. Tom ist einer dieser Trommler, die es verstehen, leise, aber gleichzeitig energetisch zu spielen. Was sein Equipment betrifft, so vertraut er offensichtlich auf Vintage Drums und große, weiche Becken. Bei The Smile kommen aktuell ein altes Ludwig Set in 22“, 13“ und 16“ sowie zwei Ludwig Snares aus den Siebzigern zum Einsatz.
Vor seinem Einstieg bei The Smile hatte Tom vor allem als Mitglied bei Sons Of Kemet auf sich aufmerksam gemacht. Das Londoner Quartett war bekannt für seine ungewöhnliche Besetzung aus Tenorsaxophon, Tuba und zwei Schlagzeuge und seinen unkonventionellen Stilmix zwischen Jazz Rock, Brassband und afrikanischer Musik. Neben seiner Arbeit mit The Smile veröffentlichte Tom außerdem noch die EP Voices of Bishara unter eigenem Namen, die so manch Kritiker zu den besten Jazz-Veröffentlichungen im Jahre 2022 zählte.
Die „A Light for Attracting Attention“ Grooves
„The Opposite“
„The Opposite“ startet mit einem Drum-Intro, das zunächst im Unklaren lässt, wo genau die „1“ ist. Tom spielt hier eine zweitaktige Phrase aus einem recht vertrackten, leicht geshuffleten Beat mit schnellen (einhändig gespielten) Sechzehnteln auf der Hi-Hat, einigen Ghostnotes auf der Snare und einem abschließenden Fill-in. Erst mit Einstieg der Gitarre wird klar, dass er das besagte Fill-in über die „1“ hinaus spielt, was den Taktanfang gewissermaßen „verschleiert“. Spannend ist übrigens auch der Drumsound, den Tom bei dieser Aufnahme nutzt: Seine recht lebendig und offen gestimmten Toms bilden hier einen spannenden Kontrast zum restlichen Setup, das eher trocken gehalten ist.
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„The Smoke“
Auch „The Smoke“ startet mit einem Drumbeat. Mit seinen schnellen Sechzehnteln auf der Hi-Hat geht auch dieser Beat nicht gerade leicht von der Hand, besonders wenn er dabei so entspannt, nahezu beiläufig daherkommen soll, wie Tom Skinner ihn spielt. Beim genauen Hinhören kann man einen Federhall-Effekt wahrnehmen, der offensichtlich von den lauten Snareschlägen auf „2“ und „4“ angesteuert wird. Da er nicht auf der Snare liegt, sondern mit einer Sechzehntel-Verzögerung eingestellt ist, trägt er nicht nur klanglich, sondern auch rhythmisch zum Groove bei.
„We Don’t Know What Tomorrow Brings“
Dieser Song ist einer der schnelleren auf dem Album. Die Bassgitarre spielt hier ein hypnotisches Achtelriff. Tom unterstützt das Ganze mit einem Achtelbeat auf der Hi-Hat. Spannend ist dabei, dass er anfangs jede zweite „1“ pausiert. Dadurch wirkt der Beat mehr wie ein Loop, der zu kurz geraten ist und dadurch sehr speziell wirkt.
„Thin Thing“
„Thin Thing“ ist rhythmisch vermutlich der komplexeste Song des Albums. Das mag vor allem am sperrigen Gitarrenriff liegen, mit dem Jonny Greenwood mithilfe eines Delay-Pedals den Song im 6/4-Takt einleitet. Tom steigt kurz darauf mit einem spannenden Beat ein, bei dem er mit der rechten Hand auf dem Snare-Rim spielt und in Kombination mit den Ghostnotes der linken Hand ein dichtes Bett aus Achtelnoten auf der Snare erzeugt.
Hier könnt ihr euch eine eindrucksvolle Live-Performance von The Smile anschauen:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas
Knecht ruprecht sagt:
#1 - 10.04.2024 um 18:18 Uhr
Die Musik von the smile ist so innovativ und wohltuend. Leider klingt der nervtötende gesang von thom yorke in starkem Kontrast dazu.😥