Taylor Swifts wurde mit dem Song “Shake It Off” schlagartig berühmt. Wir bringen euch bei, wie man den Beat hinter dem Hit trommeln kann! Allerdings ist dieser Groove nicht mal eben gemacht, steht er doch – mit komplementärem Rim gespielt – in einer Tradition mit “It’s Tricky” von Run DMC, “Hey Ya” von Outkast oder “Valerie” von Mark Ronson feat. Amy Winehouse.
Taylor Swift ist mir bisher nur selten aufgefallen, beispielsweise als Duettpartnerin von John Mayer oder am Rande als hübsche Country-Intrepretin mit glasklarer Stimme. Mit einer solchen Stimme kann man weit kommen, aber wer als Country-Girl zum Weltstar aufsteigen möchte, der muss die Sparte verlassen und ins große Pop-Business einsteigen. Dazu hole man sich einen Hit-Songwriter und Produzenten wie Max Martin (Songwriter von Pink, Britney Spears, Katy Perry, et cetera) ins Boot und lasse sich einen Welthit schreiben. Da ich solchen Entstehungsprozessen immer eher skeptisch gegenüberstehe, ist mir dieser feine, kleine Groove vom Song bisher einfach entgangen. Aber dann hat jemand zum x-ten Mal das Video auf Facebook gepostet, gerade als ich an der Recherche zur Workshop-Reihe sitze. Ich freue mich mal wieder über die nette Ablenkung durch die singende Augenweide, bis nach wenigen Sekunden meine Synapsen knacken: Was machen denn die Drums da? Spielt der einfach einen komplementären Rim in die Lücken des Grooves? Was für ein geiler Groove! Los geht’s! Jetzt habe ich das Video nochmal angeguckt. Süß.
Der Groove
Wen der Beat entfernt an die Sixties erinnert, der liegt womöglich nicht ganz falsch. Bei Mark Ronson haben sich die Produzenten scheinbar genauso generös bedient wie beim Song “Happy” von Pharrell Williams. Da wäre diese typische Hihat-Öffnung von Rihannas “Umbrella” oder diese typische Saxophon-Anmutung vom Song “Thrift Shop” von Macklemore. Aber was ist schon zu erwarten, wenn Songwriter und Produzent Max Martin mit an Bord geholt wird – der größte und sowieso allerallerallererfolgreichste Songwriter des gesamten Erdballs. Was für Hits hat er nicht schon geschrieben! Und jetzt auch noch dieses Brett. Wie dem auch sei, der Titel ist mutmaßlich etwas unromantisch entstanden, aber der Groove knallt, es hilft ja nichts. Basis von Allem ist das Riff des Synthesizers, dessen Akzente im ersten Takt des Loops auf den Zählzeiten 2 und 3 liegen, im zweiten Takt dann auf der 1 und der 2 – jeweils mit einer auftaktigen Achtel gespielt. Der programmierte Drum-Rhythmus läuft unisono zu den Akzenten und umspielt diese mit Schlägen auf dem Rim. Dadurch bekommen die etwas statisch gesetzten betonten Zählzeiten etwas flüssiges und sind nur noch die Anker für einen sehr gut tanzbaren Beat. Natürlich fehlen die Bassdrums auf den ersten Zählzeiten und die Snares auf den vierten Zählzeiten nicht. Aufgeschrieben sieht der Groove so aus:
Und das Ganze klingt dann im richtigen Tempo so:
Ich würde nicht versuchen, zuerst den Beat ohne die Rims zu spielen und dann auf Geschwindigkeit zu bringen. Die sinnvollere Lernmethode ist, den Rhythmus sehr langsam (gerne bei 60 BPM) und direkt im zweitaktigen Loop zu beginnen, allerdings nur mit den ersten beiden Schlägen des ersten Taktes. Dann sollte der Rest des Loops in time ausgezählt werden. Erst wenn man sich sicher fühlt, sollte man weitere Schläge hinzufügen. Ist der Groove dann irgendwann komplett, kann man langsam das Tempo steigern.
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Sound und Equipment
Auch wenn ich davon ausgehe, dass der Groove programmiert wurde, so sind immerhin die verwendeten Samples stilecht und hochwertig. Wenn ich tippen sollte, welche Trommeln gesampelt wurden, dann würde ich von alten Drums ausgehen. Die Snare war eventuell eine Supraphonic 400 von Ludwig, eventuell auch eine andere Metallsnare von Ludwig, aber der Klangcharakter ist schon relativ typisch: leicht metallisch, relativ trocken und trotzdem knackig. Auch die Bassdrum kann – wie in meiner Aufnahme – eine alte Ludwig-Kick gewesen sein. Bei entsprechender Modifizierung kommt aber nahezu jede Bassdrum in Frage. Was die Hihat annähernd verrät ist ihr klarer, klirrender Sound, der auf eher dicke Becken hinweist. Die Hats dürften aber ansonsten klassische 14 Zoll groß gewesen sein, man wagt doch bei einem Welthit keine Experimente.
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