Wir widmen uns im ersten Drum Groove-Workshop des Jahres 2015 dem Drumming von Phil Rudd auf dem Song “Back In Black” von seiner Band AC/DC. Eigentlich ist es bei denJungs dem Gitarristen Angus Young vorbehalten, in diversen Workshops und Widmungen glorifiziert zu werden. Dass Phil Rudd trotz seines ultra-basic Uffzack-Grooves Erwähnung findet, liegt an einer einfachen Wahrheit: Er spielt ihn wie kein Zweiter.
AC/DC haben 1980 mit dem Titeltrack Back In Black ihres gleichnamigen Albums den Tod ihres legendären Frontmanns Bon Scott zum Thema gemacht. Man trug also Trauer und gönnte der Welt einen der großartigsten Hardrock-Songs der Geschichte. Alles an diesem Song ist legendär und der neue Sänger ließ sich dadurch für die Fans etwas besser verdauen. Einen schwereren Stand als eine Band, die ihren charismatischen Frontmann verliert, kann man nicht haben, AC/DC wussten aus dieser deprimierenden Situation das Beste herauszuholen – mehr noch: Back In Black ist mit 49 Millionen verkauften Einheiten das dritterfolgreichste Album der Musikgeschichte. Die Klarheit der musikalischen Message ist aber eben auch Phil Rudd mit seinem Stoizismus zu verdanken. Wahrscheinlich hätte niemand sonst so stumpf getrumpft.
Der Groove
Mal wieder bespreche ich in meiner Workshop-Reihe einen Groove, der vor Allem durch seine Demut vor der Musik besticht. Die Frage bei Phil Rudd – ich will ihm ja nichts unterstellen (aber diese Aktion bei seiner Gerichtsvorladung lässt tief blicken) – ist natürlich, wie bewusst er seine Drums arrangiert und ob sein musikalisches Grundprinzip wirklich das der Zurückstellung seines Egos im Sinne der Musik ist. Wenn aber jemand im Grunde hauptsächlich die Bassdrum auf die erste und dritte Zählzeit, die Snare auf die zweite und vierte Zählzeit setzt und eine straighte Achtel-Hihat darüber, dann kann seine einzige Ambition nur die sein, den jeweiligen Song so dienlich wie möglich zu begleiten. Das Gitarrenriff, das er immer am Ende von vier Takten ebenfalls dezent unterstützt, stammt zwar aus der Feder von Angus Young, wird aber im Drumming auf die wesentlichsten Informationen heruntergebrochen, nämlich auf eine auf der zweiten Zählzeit des vierten Taktes startende Dreiergruppe, bei der lediglich jeweils die ersten beiden Schläge gespielt werden. Das Ganze geschieht im Wechsel zwischen Snare und der mit der Hihat unisono gespielten Bassdrum, abgerundet durch zwei Snare-Schläge auf den mittleren Sechzehnteln der vierten Zählzeit. Ich würde dazu raten, diesen Fill mit Metronom nur auf der Snare zu üben und die Hauptzählzeit laut mitzusprechen. Ein lautes “Eins, Zwei, Drei, Vier” schult das Erfassen der richtigen Position der Dreiergruppe und lässt diese zu einer automatischen Rhythmusempfindung werden. Vernachlässigt man bei einer vermeintlich einfachen Rhythmusstruktur wie diesem Fill eine exakte und vernünftige Übestruktur, spielt man dieses wahrscheinlich zu schnell. Zu schnell gespielte Fills sind bei Musik, die mit “Eiern” getrommelt werden will absolut tödlich. Hier ist nun also der Groove mit dem angeschlossenen Fill im Notenbild:
Und so klingt es:
Sound und Equipment
Es gibt leider wenige Fotos von den Studiosessions zu Back In Black. Allerdings hat er wahrscheinlich ein Sonor Phonic Kit in damals traditionellen Größen mit einer passenden Sonor Phonic D505 Snare benutzt. Außerdem spielte er auf der Aufnahme womöglich bereits seine Paiste 2002 Becken: eine 14″ Medium Hihat, drei 20″ Crashes und vier 19″ Crashes. Wobei fraglich ist, ob er diese Phalanx aus Crashes tatsächlich auch im Studio benutzt hat – das so genutzte Showpotenzial der 1981er Back In Black-Tour steht natürlich außer Frage.
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Eine Interessante Info zur Studiomikrofonie gab es von Tony Platt, dem Toningenieur des Albums, demnach das Drumset mit zwei U87 Overhead-Mics aufgenommen wurde, angefüttert durch ein Neumann KM86 auf der Schlagseite der Snare und einem Shure SM57 auf der Unterseite. Die Toms wurden mit SM7-Mics von Shure aufgenommen, die in der Lage sind, den kompletten Frequenzbereich und ganz besonders die warmen Bässe gut abzubilden. Als Information über die Kickdrum konnte er sich merken, dass diese mit einem Neumann U47 aufgenommen wurde und mit einem Emperor Coated Drumhead bespannt war. Abschließend wurde die Hihat mit einem AKG 414 oder einem 451 abgenommen.
Gegated und leicht umgestimmt wurden die Signale mit einem Eventide H910 Harmonizer, der nach den Erinnerungen von Tony auf 93 eingestellt war, die “Feedback” und “Anti-Feedback” Controls komplett aufgerissen. Außerdem wurde ein kurzes Delay auf die Snare gelegt. Unglaublich aber scheinbar wahr: Das Drumset wurde nicht komprimiert.
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