Es geht in diesem Drum Groove-Workshop mal wieder um einen ganz großen Groove der Musikgeschichte – den des Tracks “Rosanna” von Toto. Dieser Song wurde 1983 mit einem Grammy für die beste Single des Jahres gekürt, doch eigentlich dreht sich im Wikipedia-Eintrag zum Song fast alles um den Rosanna Shuffle von Jeff Porcaro, der diesen Beat auf eine unwiderstehliche Art und Weise getrommelt hat.
Jeff selbst beschreibt seinen Rosanna-Shuffle im Grundgerüst als eine Mischung aus dem typischen Halftime-Shuffle von Bernard Purdie und Bonzos “Fool In The Rain”. Dazu kommt die Bassdrum-Figur, die, laut Jeff, der typischen Strumming-Figur von Bo Diddley entlehnt ist. Man kann es auch einfacher beschreiben: Shuffle oben, Dreierverschiebung unten. Der Hauptinspirator ist ohne Frage Bernard Purdie – ihm wird nachgesagt, er sei der am häufigsten auf Tonträger aufgenommene Drummer der Welt. Mit dem Purdie-Shuffle – von ihm selbst Halftime-Shuffle genannt – hat er bereits Musikgeschichte geschrieben, als der kleine Jeff Porcaro noch mit einer Plastiktrompete um den Tannenbaum gelaufen ist.
Der Groove
Die Basis des Purdie Shuffles sind Zwölf Achtel – in Notensprache: 12/8. Diese sind gleichmäßig über ein Vierviertel-Schema verteilt. Zwölf durch vier ergibt drei – Triolen sind also das Grundgerüst eines guten Shuffles. Zu Zeiten von Fats Domino wurden diese Triolen vom Drummer noch komplett auf der Hihat ausgespielt, aber vermutlich hat nicht erst Bernard Purdie damit begonnen, die drei eintönigen Schläge durch interessante Instrumentierungen etwas aufzuweichen. Während ein handelsüblicher Shuffle schulbuchmäßig mit einer Pause auf der zweiten Triole einer jeden Viertel gespielt wird, hat der lebensfrohe amerikanische Startrommler die Pause mit einer sehr leise gespielten Ghostnote aufgefüllt. Den deutlichen Backbeat hat er dann von der zweiten und vierten auf die dritte Zählzeit verschoben. Auf einmal entsteht ein Halftime-Beat, dessen Triolen wie eine besonders geschmeidige Percussion-Figur alles einrastern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Jetzt kommen wir zu Porcaros originärer Amtshandlung: die Kombination des auf Hihat und Snare gespielten Shuffles mit einer bis zur dritten Zählzeit des zweiten Taktes durchlaufenden Dreierfigur in der Bassdrum.
Das Ergebnis klingt so:
Der Einfachheit halber habe ich für meine Aufnahme einen Viertelklick verwendet, der das Zwölf-Achtel-Schema Sechstolen unterteilt. Unter diesen Umständen liegt das Tempo bei 82.
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Sound und Equipment
Ich konnte nirgends wirklich erfahren, was Jeff im Studio benutzt hat, es spricht jedoch das Gesetz der Gewohnheit dafür, dass er einige Parts der Toto Tour verwendet hat, die im selben Jahr stattfand. Laut der Website www.toto99.com handelte es sich bei dieser um eine modifizierte Slingerland Radioking Snare mit den Maßen 14″ x 6 ½ Zoll, kombiniert mit einem Pearl Maple Shell Set in den Maßen 10×8, 12×10, 13×11, 16×16 und einer zugehörigen 22×16 Zoll großen Bassdrum. Die Becken stammten demnach aus der 2002 Serie von Paiste. Vielleicht hat er sich eines seiner diversen Vintage-Kits von Camco, Ludwig oder Gretsch bedient. In einem Interview hat er von seiner Vorliebe für Ludwig DB-750 Drumheads geschwärmt – allerdings nur als Befellung für seine drei Ludwig-Kits -, bevorzugte aber auf der Snare in den meisten Fällen ein Remo Ambassador – ob Coated oder nicht hat er nicht zu Papier geben. Auf “den anderen Kits” spielte er zum Zeitpunkt des Interviews, also im Jahre 1978, vier Jahre vor Entstehen der Aufnahme des Songs Rosanna, Remo Clear Plastic Heads.
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