Kaum ein Groove wurde so häufig gesampled wie der ‘Funky Drummer’ von James Brown. Bereits sein Name verrät, dass der Song einen sensationellen Home-Run des Drummers Clyde Stubblefield birgt – ein 16-taktiges Drumbreak gegen Ende des Tracks. Das Ding rollt wie eine geölte Maschine, ist aber nicht ganz unkompliziert zu spielen. Wir widmen unseren dritten Groove-Workshop einem der ganz großen Beats der Trommelgeschichte! Hail to the chief!
Zwar spielt Clyde im gesamten Song etliche dezente Funkgrooves, den entscheidenden packt er allerdings erst in seinem Solo-Part aus. Im Kern handelt es sich um einen klassischen Eintakter, der aber ganz organisch von Takt zu Takt leicht variiert wird und zu einer Zwiesprache mit James Brown wird, der seinen Trommler auf der Aufnahme beinahe anfeuert. Ich konzentriere mich aber auf die Bestandteile, die stetig wiederholt werden, dazu zählen reichlich Hihat-Öffnungen, Ghost-Notes und Bassdrums.
Der Groove
Die erste Viertelnote ist noch frei von Ghost-Notes und umfasst zwei Bassdrum-Achtel, sowie vier Hihat-Schläge. Dann folgt ein Stakkato aus abwechselnd geöffneten Hihats, und Snaredrum-Ghostnotes. Wichtig ist, dass die Hihat-Openings nicht gecrashed werden, sondern nur ganz dezent als solche wahrnehmbar sein dürfen. Unbedingt muss die Hihat also mit der Stockspitze auf der Beckenoberseite gespielt werden – Beckenrand ist wie im Freibad nicht erlaubt. Die letzte Hürde ist die auf der vierten Zählzeit sitzende Snare und der dazugehörige Vorschlag. Es handelt sich im Grunde um einen Doublestroke mit betontem zweiten Schlag. Dieser ist nicht sehr einfach zu spielen, weil der Lautstärkeunterschied zwischen beiden Schlägen extrem sein muss, damit der Groove aufgeht. Übe unbedingt den Doublestroke mit Betonung auf dem jeweils zweiten Schlag gesondert einzeln. Hier ist der Groove:
Alle drei Klangbeispiele habe ich mit jeweils unterschiedlichem Körpergefühl eingetrommelt. Der Unterschied ist beeindruckend und beweist, dass es auf ganz feine Nuancen ankommt, um den Groove zum rollen zu bringen.
Hier ist das Notenbild:
Um den leisen Snare-Auftakt zum Backbeat zu lernen, übe folgendes Rudiment, beginnend in einem sehr langsamen Tempo. Steigere dann in Zweierschritten die Geschwindigkeit bis du bei Tempo 100 gelandet bist. Wenn du dich dann sicher fühlst, kannst du den Funky Drummer bei 97 bpm locker spielen.
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Sound und Equipment
Clyde Stubblefield hat vermutlich bei der Aufnahme zum Funky Drummer eine sehr hoch gestimmte Ludwig Supra 400 benutzt und eine 20 Zoll große Bassdrum ohne Luftloch. Wie ich darauf komme, dass die Bassdrum kein Luftloch hatte? Einerseits kommt Clyde aus dem Jazz und hat auch in diesem Groove viele Jazzbestandteile auf Funk umgemünzt, andererseits ist zu hören, wie die Einzelschläge choken, wenn sie pro Schlag mehrfach auf das Fell aufprallen. Das ist eigentlich nicht schön, passiert aber, wenn man den Klöppel auf dem Fell lässt, wenn der Schlag passiert ist. Die Hihat dürfte eine etwas dickere Zildjian-Hihat gewesen sein, allerdings eine mit sehr präzisem Chick.
Viel Spaß beim Lernen!
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