Nach vier Jahren haben die Queens Of The Stone Age nun am 25. August 2017 einen neuen Langspieler namens „Villains“ herausgebracht. Die vorab veröffentlichten Singles „The Way We Used To Do“ und „The Evil Has Landed“ machten bereits die neue Marschrichtung klar: Lockere, tanzbare Uptempo-Beats gestalten einen deutlichen Gegenentwurf zur überwiegend schwermütigen, getragenen Stimmung des Vorgängers „…Like Clockwork“ aus dem Jahre 2013.
Als Produzent wurde dieses Mal Mark Ronson verpflichtet, der nicht zuletzt durch seine Arbeit mit Adele, Bruno Mars oder Lady Gaga bekannt wurde – allesamt Interpreten, die man zunächst überhaupt nicht mit Stoner Rock in Verbindung bringen würde. Queens-Frontmann und Mastermind Josh Homme erklärt dazu im Interview mit dem Rolling Stone Magazine: „If you listen to ‘Uptown Funk,’ you hear that tight, (…) dry sound, and that’s where I wanted to take this new Queens record.“
Neben der Neubesetzung des Produzentensessels gab es bereits 2013 einen Neuzugang am Schlagzeug: Jon Theodore komplettiert nun seit vier Jahren die Liste an genialen Queens-Trommlern, die bislang für das höchstspannende Drumming hinter Josh Homme verantwortlich waren, wie etwa Dave Grohl oder zuletzt Joey Castillo. In diesem Workshop schauen wir uns einige Drumparts aus den beiden neuen Singles „The Way We Used To Do“ und „The Evil Has Landed“ genauer an. Viel Spaß!
On Drums: Jon Theodore
Jon Theodore ist erstmals um die Jahrtausendwende als Gründungsmitglied der experimentellen Band The Mars Volta aufgefallen, deren abgedrehte Kompositionen er mit wahnwitziger Trommelakrobatik ergänzte, die sich zwischen fetten Bonham-Grooves und abgedrehten Mathcore-Beats bewegte. Auch wenn die Musik aus Josh Hommes Feder im Vergleich zu den ausufernden Art-Rock-Eskapaden von The Mars Volta vergleichsweise „gradlinig“ und wesentlich „poppiger“ klingt, beschränkt sich Mr. Theodore auf „Villains“ dennoch nicht nur auf dienliches Groove-Drumming, sondern paart dies auf sehr musikalische Art mit seinen spektakulären Trommeleinlagen.
Drumsound auf “Villains”
Spätestens seit ihrem legendären Album „Songs For The Deaf“ sind die Queens Of The Stone Age für ihren staubtrockenen, leicht trashigen Platten-Sound bekannt. Auf den einschlägigen Videoportalen kann man sich sogar vom damaligen Produzenten Eric Valentine höchstpersönlich erklären lassen, aus welchen Zutaten sich der charismatisch-verstörende Gitarrensound von Songs wie „No One Knows“ oder „Song For The Deaf“ zusammensetzt. Auch auf ihrem neuen Album „Villains“ toben sich die Queens wieder vor allem im Mittelfeld des Frequenzspektrums aus, was natürlich einen deutlichen Effekt auf den Drumsound hat.
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Als großer Fan von Billy Cobham und John Bonham spielt Jon Theodore heute wie damals überwiegend Acryl-Drumsets von Fibes und Ludwig, die er mit einer Auswahl an Zildjian Becken ergänzt. Entgegen seines Faibles für große Kessel benutzte Theodore bei den Aufnahmen zum neuen Queens-Album „Villains“ bewusst kleinere Trommeln, um dem kompakten Sound der Band mehr entgegen zu kommen.
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Mehr InformationenAlle Trommeln scheinen darüber hinaus stark gedämpft und im Nachhinein mithilfe von viel Kompression und Verzerrung bearbeitet worden zu sein. Auffällig ist auch, dass bei den Aufnahmen zu „Villains“ vor allem trashige und kleinere Becken zum Einsatz kamen, die sehr weit hinten im Mix liegen, was den Grooves einen sehr knackigen, leicht elektronischen Charakter verleiht. Bevor es jetzt ans eingemachte geht, könnt ihr euch vorab die Noten als PDF herunterladen.
Workshop
“The Way You Used To Do”
Dieser Song startet mit einem fetzigen Gitarren-Riff, das von einem Clap-Sample auf „2“ und „4“ unterstützt wird, welches den kompletten Song über mitläuft.
Bald darauf setzt der Vers-Groove ein, der durch das Tempo von 194 bpm sofort in die Beine geht. Dieser Groove lebt von den Viertelnoten auf der Hi-Hat, gegen die ein viertaktiges Bassdrum-Pattern läuft, welches in seiner Phrasierung das geshuffelte Achtel-Feel des Songs unterstützt.
Zum Refrain wechselt Theodore mit der rechten Hand von der Hi-Hat auf ein Becken, das er nun lediglich auf den Zählzeiten „2“ und „4“ spielt. Dazu spielt er eine interessante viertaktige Phrase mit der Bass Drum, der Snare und dem Rack Tom:
Im weiteren Verlauf nimmt der Song einige überraschende Wendungen, während die Drumparts zunehmend dichter und virtuoser werden. Zunächst spielt Theodore unisono mit der Gitarre ein windiges Rhythmus-Pattern auf der Floor Tom, während er mit der Bass Drum den Viertelpuls tritt.
Das Ganze schmückt er daraufhin zunehmend mit Fill-Ins und kleinen Variationen aus.
Die höchste Eskalationsstufe erreicht Theodore, indem er daraufhin triolische Läufe auf der Floor Tom einbindet und gegen Ende den Backbeat auf „2“ und „4“ auf der Snare hinzufügt.
Dieses Tom-Spektakel mündet in einem wieder sehr straighten Groove auf dem Becken. Hier legt Theodore nach acht Takten jedoch nochmal nach, indem er eine interessante Dreierverschiebung mit Becken und Bass Drum gegen den Backbeat auf der Snare spielt.
„The Evil Has Landed“
Die zweite Single „The Evil Has Landed“ macht da weiter, wo die erste aufgehört hat, wenn auch tempomäßig etwas entspannter. Der Song beginnt mit einem schmissigen Gitarren-Riff, das Theodore mit folgendem zweitaktigen Groove ergänzt:
Die durchgehende Snare auf den Viertel-Zählzeiten im Intro unterbricht er daraufhin auf der Zählzeit „3“ in der Strophe, wodurch der Groove einen entspannteren Charakter bekommt.
Im Refrain, der wieder auf dem Gitarrenriff aus dem Intro basiert, spielt Theodore interessanterweise die zweitaktige Intro-Groove-Phrase, wobei er die Reihenfolge der beiden Takte jetzt umdreht.
Nach der zweiten Strophe hält auch dieser Song einige Überraschungen bereit. Im Mittelteil geht er in eine etwas mystischere Stimmung über, während die Drums deutlich an Fahrt aufnehmen. Theodore wechselt hier auf der Hi-Hat von Achtelnoten zu Sechzehntelnoten und ergänzt diese mit vielen Sechzehntel-Off-Beats mit der Bass Drum, was zusammen mit dem unisono gespielten Bass ein sehr „funkiges“ Feel zur Folge hat.
Daraufhin werden die Vocals von einer Lead-Gitarre abgelöst, und der Song scheint immer nervöser zu werden, was unter anderem an dem vertrackten Drumpart liegt, den Theodore nun zum Besten gibt. Der eben noch gemütlich dahin fließende Sechzehntel-Groove scheint nun komplett zerhackt und neu zusammengesetzt zu sein, während Theodore durch irrwitzige Zweiunddreißigstel-Fills und nervöse Hi-Hat Lifts eine Hommage an seine Zeit bei The Mars Volta vom Stapel lässt.
Und Jon Theodore wäre nicht Jon Theodore, wenn er nicht sogar noch eine Schippe drauf legen würde:
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