Nachdem das Thema der letzten Folge das Zusammenspiel zwischen Bassdrum und Bass war, konzentriert sich dieses Kapitel unserer Workshop-Reihe zum Thema Drum-Programming auf die Snaredrum. Neben der Kick nimmt die Snare sowohl im akustischen Drumset als auch bei elektronischen Drums eine sehr prominente Rolle ein. Ihr Sound ist so stark prägend für das Klangbild eines kompletten Kits, dass man sie gerne als „die Sängerin des Drumsets“ bezeichnen darf.
Zunächst geht es einmal darum, was die üblichen Sounds sind, die man mit einer Snare in Verbindung bringt, und wie man einen einfachen Backbeat auf interessante Art und Weise variieren kann. Dazu werde ich genauso wie in der letzten Folge drei einfache Konzepte vorstellen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich dabei allerdings nicht erheben. Nach wie vor gilt, dass gut ist, was gut klingt, auch wenn es nicht mit den Ansätzen in diesem Tutorial übereinstimmt.
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Und noch einmal: „Bumm-Tschack!“
Zum Einstieg werfen wir noch einmal ein Auge auf den einfachen Basis-Groove, von dem sich ein Großteil der Patterns aus dem Rock/Pop-Alltag im weitesten Sinne ableiten lässt. Die Snaredrum liegt in diesem Fall konstant auf den Zählzeiten „2“ und „4“ und spielt den typischen Backbeat. Onomatopoetisch (ein feiner Fachausdruck für das Wort „lautmalerisch“) gesprochen geht es also um das „Tschack“ aus dem „Bumm-Tschack“.
Die Audio-Beispiele für akustische Drums werden in dieser Folge mit dem Native Instruments Studio Drummer erzeugt. Verwendet wird dabei das Session Kit, wobei es sich genau genommen um ein Yamaha Maple Custom Absolute Drumset handelt. Der elektronische Bereich wird von Native Instruments Battery 4 mit Samples der legendären Roland TR-808 abgedeckt – diese Sounds kennt man aus unzähligen Produktionen.
Grundsätzliches zur Snaredrum: verschiedene Spieltechniken/Sounds
Auf einer akustischen Snare lassen sich durch unterschiedliche Spieltechniken viele verschiedene Sounds erzeugen. Im echten Leben reagiert das Instrument äußerst sensibel auf die Anschlagstärke. Und schon die Frage, ob man das Schlagfell genau in der Mitte oder ein kleines Stück außerhalb des Zentrums anspielt, kann für deutliche Unterschiede im Klang sorgen. Aber gut – dafür interessieren sich vor allem Studio-Drummer. Für das Drum-Programming reicht es vorerst völlig aus, die wesentlichsten Spielweisen bzw. typischsten Sounds zu kennen. Diese sind neben der normalen Center-Artikulation (ein Schlag in die Mitte des Fells) der Rimshot und der Sidestick. Jeder auch nur halbwegs ernstzunehmende Klangerzeuger für akustische Drums bietet entsprechende Samples, die sich in der Regel über die Benutzeroberfläche (Mapping-Ansicht) aufstöbern lassen.
Beim Rimshot handelt es sich um eine Spieltechnik, bei der ein Drummer nicht nur das Schlagfell, sondern gleichzeitig auch den Spannreifen der Trommel anspielt (zweite Technik im obigen Video). Dies sorgt für höhere Lautstärke, mehr Obertöne und gleichzeitig für knackigen Attack. Je nach Song oder Musikstil kann das genau das Richtige oder auch schon zu viel des Guten sein. Der Sidestick wird dagegen ausgeführt, indem man einen Drumstick quer über die Snare legt, das untere Ende auf dem Fell ruhen lässt und ausschließlich auf dem Spannreifen spielt. Diese Technik wird häufig auch als Rimclick oder Cross-Stick bezeichnet.
Der Sidestick findet sich auch im elektronischen Bereich häufig, wobei er hier immer wieder (eigentlich fälschlicherweise) als Rimshot bezeichnet wird. Einem „echten“ Rimshot als Variation für die normale Artikulation begegnet man dagegen eher selten, aber dafür bieten Drum-Machines natürlich Claps, die gerne als klangliche Alternative für den Backbeat verwendet werden.
Snare-Patterns – Konzept 1: Kick zu Snare
Im Zusammenspiel zwischen Drums und Bass bzw. einem Riff kann die Snaredrum als Stellvertreter für die Bassdrum eingesetzt werden, um für Variation zu sorgen. Dies funktioniert unter Verwendung aller drei Konzepte für Kick-Patterns aus der letzten Folge, wobei die Zählzeit „1“ eines Takts meist der Bassdrum vorbehalten bleibt. Die nächsten Beispiele starten im ersten Takt jeweils mit einem einfachen Backbeat und übertragen im zweiten Takt MIDI-Noten aus dem Kick-Pattern auf die Snare (daher also „Kick zu Snare“). Die auf diese Weise entstehenden Grooves können natürlich auch für sich selbst verwendet werden und müssen nicht nach jedem Takt zur ursprünglichen Variante wechseln.
Snare-Patterns – Konzept 2: Verschieben des Backbeats
In den letzten Beispielen lag der Backbeat ganz brav und wie zu erwarten auf den Zählzeiten „2“ und „4“ des 4/4-Takts. Das muss aber nicht zwangsweise so sein, denn seine Funktion bleibt auch erhalten, wenn man ihn rhythmisch verschiebt. An der konstanten Anschlagstärke der beiden Hauptschläge sollte sich dabei allerdings nichts ändern.
In den folgenden beiden Patterns wird der Backbeat auf der Zählzeit „2“ einmal um eine Sechzehntelnote nach vorne (Beispiel 1) und einmal um eine Achtelnote nach hinten verschoben (Beispiel 2). Das Gleiche wäre natürlich auch mit der Zählzeit „4“ möglich, und die Frage, welcher Groove mit welchen Sounds wiedergegeben wird, ist dabei unerheblich. Beide Patterns und entsprechende Abwandlungen funktionieren sowohl im akustischen als auch im elektronischen Gewand.
Snare-Patterns – Konzept 3: Weglassen!
Das dritte und letzte Konzept zur Variation von Snare-Patterns ist zugegebenermaßen sehr einfach, aber nicht weniger effektiv. Sowohl im akustischen als auch im elektronischen Bereich hört man häufig Grooves, die zumindest in Teilen eines Songs auf einen der beiden Backbeats verzichten – wenn nicht sogar auf die komplette Snare.
Zusammenfassung
Die Snaredrum sollte mit ihrem Backbeat eine konstante Dynamik bieten, weitere Schläge eines Patterns dürfen aber gerne leiser sein. Ein zielgerichtetes Arbeiten mit der Anschlagstärke kann sowohl bei akustischen als auch bei elektronischen Drums für mehr Lebendigkeit sorgen. Drei Wege zum Variieren des einfachen Backbeats sind die Übertragung von Kick-Schlägen auf die Snare, die rhythmische Verschiebung der Hauptschläge und nicht zu vergessen das Entfernen einzelner Hauptschläge – und natürlich lassen sich diese Möglichkeiten kombinieren. Vor allem beim Programmieren von akustischen Drums empfiehlt es sich allerdings, darauf zu achten, dass man keine Patterns erzeugt, die im echten Leben nicht oder nur schwer spielbar wären.
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