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DSM & Humboldt Simplifier DLX Test

Praxis

Für die Soundfiles stöpsele ich mich zunächst direkt in das Pedal und gehe über den Output in Stereo in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX.
Zu Beginn höre ich mir die einzelnen Module an. Hierzu schalte ich den Reverb auf das Room-Setting und dessen Mix auf 9 Uhr. Ihr hört den Normal Channel bzw. Amp A, wobei ich für den AC Brit und den American Amp eine Strat, für den MS Brit eine Les Paul wähle.
Den Anfang macht der AC Brit und ich schalte die Speakersimulation auf “Combo”, was der 1×12″ Belegung entspricht. Interessanterweise liefert die Auswahl der Röhren keine EL84, aber die KT88-Variante harmoniert sehr gut mit dem Amp-Modell. Bei halbwegs mittigen Settings erhält man ein tadelloses glasiges Cleansignal mit den typischen Vox-Mitten, das in einen schönen Break-Up fahren kann. Der Sound ist dabei sehr transparent, definiert und durchsetzungsfähig, wobei das Spielgefühl sehr direkt wirkt.
Für den American Amp wähle ich die Twin-Bestückung des Cabs und setze auf die 6L6-Röhren. Übrigens verträgt sich jedes Amp-Modell mit jeder Röhren- oder Cab-Bestückung einwandfrei und da über die nachempfundenen Speaker keine genauere Aussage getroffen wird, lohnt das Experimentieren definitiv. Das Fender-Modell besticht durch den klassischen amerikanischen Cleansound mit etwas ausgehöhlten Mitten, kann jedoch auch durchaus in eine angenehme Zerre fahren, die Classic-Rocksounds überzeugend umsetzt.
MS Brit steht natürlich für den Marshall-Sound, bei dem logischerweise das 4×12″ Cab und die EL34-Röhren herhalten müssen. Hier liefert der Cleankanal bereits ordentliche Zerrreserven und im Lead-Modus landet man schließlich im Gain-Nirvana für singende Sololines.
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und vermutlich würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt. Trocken gespielt kann der Simplifier seine Bauweise nicht ganz leugnen und hat doch etwas von dem typischen DI-Sound, den man von analogen Frequenzkorrekturen wie z.B. vom SansAmp o.ä. kennt. Das meine ich vollkommen wertungsfrei, denn der Sound ist vor allem im funky Cleanbereich klasse, nur eben eigen und fällt für mich in eine bestimmte Kategorie. Ich für meinen Teil finde das Ergebnis durchaus inspirierend, auch wenn ich persönlich zugegebenermaßen Cab-Simulationen auf Faltungsbasis vorziehe.

Audio Samples
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AC Brit -Clean AC Brit – Crunch
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0012:0012:0012:00AC Brit11:00Clean/Crunch/Lead
Audio Samples
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American – Clean American – Crunch American – Lead
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0012:0012:00American13:00Clean/Crunch/Lead
Audio Samples
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MS Brit – Clean MS Brit – Crunch MS Brit – Lead
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0014:0012:00MS Brit13:00Clean/Crunch/Lead

Vergleicht man den normalen Channel A mit dem Pushed Channel B fällt auf, dass Letzterer bei identischen Potis deutlich lauter, mittiger und durchsetzungsstärker daherkommt. Auch bei niedrigen Gainsettings gibt es hier bereits ein gewaltiges Rhythmus- bzw. Solobrett. Für das folgende Beispiel scoope ich die Mitten und drehe den Resonance-Regler etwas zurück, da dieser den Bassbereich etwas weniger wuchtig gestaltet. Auch hier wähle ich im Cab-Block das 4×12″ Stack und die EL34-Röhren.

Audio Samples
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Normal vs. Pushed Channel
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
9:0013:009:0011:00MS Brit15:00Lead
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und es würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt.
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und es würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt.

Kommen wir zur Cab-Simulation und deren Unterschiede. Ich gehe auf das AC Brit-Modell und schalte von Combo zu Stack und schließlich zu Twin. Die Unterschiede werden gut herausgebildet und so klingt der Combo etwas quäkiger im Mittenbereich, das Stack kommt voll und bassig, während das Twin-Cabinet klare prägnante Mitten, aber auch einen stärkeren Bassanteil als der Combo besitzt.
Das Drehen des Mic-Position-Reglers führt, wie erwartet, von einem bedeckten Sound in der Minimalstellung zu einem extrem höhenreichen Klang in der Maximalposition auf 17 Uhr. Beide Extreme werden sicherlich selten Anwendung finden und der Sweetspot liegt je nach sonstigem Equipment irgendwo zwischen 10 und 14 Uhr.

Audio Samples
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Cabsim Cabs Cabsim Mic Position – Twin Cab
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
9:0013:0013:0011:00AC Brit12:00Crunch

Nun betrachte ich die Betriebselemente der Endstufensektion. Der Wechsel der imaginären Röhren äußert sich gut hörbar und so klingen die 6L6 und KT88 höhenreich und luftig, wobei Erstere schlankere Bässe aufweisen. Die EL34 hingegen zeigen sich etwas bedämpfter in den Höhen und tighter. Resonance- und Presence-Regler arbeiten ebenfalls sehr effektiv und gerade für Metal-Sounds kann erstgenannter für Klarheit und “Matschfreiheit” auf den tiefen Saiten sorgen, während Presence die hohen Frequenzen aufklart.

Audio Samples
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Poweramp – Tubes 6L6 – EL34 – KT88 Poweramp – Resonance Min-Max Poweramp – Presence Min – Max
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
10:0013:0013:0011:00MS Brit10:00Crunch

Jetzt sind die einzelnen Reverb-Typen an der Reihe und ich setze dazu den Mixregler auf 12 Uhr. Die Auswahl der drei Gattungen wurde aus meiner Sicht sehr sinnvoll gewählt, denn Plate und Room eignen sich gut für zwei verschiedene Brot-und-Butter-Reverb-Alternativen, während man mit Ether richtig große Räume aufmachen und spacige Ambience-Sounds ermöglichen kann. Logischerweise sind die Eingriffsmöglichkeiten etwas beschränkt, aber um das Signal mit einem brauchbaren Raumklang zu versehen, reicht es allemal.

Audio Samples
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Reverbtypen
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
10:0013:0013:0011:00MS Brit8:00Crunch

Es bleibt beim Mono-Input, aber ich wähle für die nächsten Beispiele das “Parallel Amps”-Setting. Dieser Button ist unter dem Return zu finden, was sicherlich zu Missverständnissen führen kann, da die Returnbuchse gar nicht belegt ist, der Schalter aber dennoch das interne Routing beeinflusst. Breite Stereosounds und dichte Gitarrenwände sind nun möglich, indem ich zwei unterschiedliche Amps auf den rechten und linken Kanal lege:

Audio Samples
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Stereo Amp Setup
CHANNEL A
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:009:0011:00AC Brit13:00Crunch
CHANNEL B
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0011:0013:00MS Brit11:00Crunch
Ganz schön viel los hier, jede Menge Schalter und Regler lassen ein individuelles Bearbeiten des Signals zu.
Ganz schön viel los hier, jede Menge Schalter und Regler lassen ein individuelles Bearbeiten des Signals zu.

Der Spread-Regler kreiert einen Pseudo-Stereoeffekt, der eine Verlagerung des Monosignals vom Center auf ein hartes Links-Rechts-Pan vollzieht. Die daraus resultierende Klangveränderung ist ein toller Effekt, allerdings liefert die Stereoauslegung unseres Kandidaten hier aus meiner Sicht überzeugendere Ergebnisse.

Audio Samples
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Spread Off – On
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
13:0013:0012:0013:00American11:00Clean

Als Nächstes hört ihr den Simplifier als reine Endstufen- und Cab-Simulation und ich verbinde einen Maxon OD808 Overdrive mit dem Return des Kästchens. In meinem Fall hört ihr zwar ein Monosignal, aber auch der Stereobetrieb mit unterschiedlichen Settings für links und rechts ist theoretisch möglich. Auch hier überzeugt der Zero Watt Amplifier und dank der klanglich flexiblen Endstufensektion kann man bedenkenlos jedes Pedalboard vor den Simplifier hängen, wenn es mal direkt ins Pult gehen soll.

Audio Samples
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Overdrive vor Simplifier
Mic PositionCabResonanceTubePresenceMixReverb
15:00Combo12:006L613:009:00Plate

Nun ist der umgekehrte Weg angesagt und ich benutze den Simplifier lediglich als Preamp-Einheit. Vom Send gehe ich nun in den Return eines Amps, in diesem Fall eines Mesa Boogie MkV, und belege das Speaker-Out-Signal mit einer 4×12″ Celestion GB Faltung. Nun hat lediglich der Preamp-Block Bedeutung. Im Gegensatz zum einfachen Simplifier ist der Send der DLX-Version vor der Endstufe angesiedelt, sodass Resonance und Presence keine Auswirkungen haben. Das Ergebnis ist auch hier ein toller Vorstufensound, wobei aus meiner Sicht die DAW-interne Faltung das Niveau der Speakersimulation noch einmal ein wenig anheben kann.

Audio Samples
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Simplifier über Send in Amp Return
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
13:0011:0013:0014:00MS Brit15:00Clean
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Profilbild von Christoph Arndt

Christoph Arndt sagt:

#1 - 11.10.2022 um 13:02 Uhr

0

Zum zweiten Mal vergibt Autor Haiko Heinz weniger als 5 Sterne für einen Humboldt Simplifier: erst 4 Sterne für den "kleinen" original Simplifier, jetzt für den großen Bruder DLX. Mein persönliches Fazit: Beide Simplifier spielen klanglich JEDE IR-basierte Alternative an die Wand, und zwar in punkto Frische, Lebendigkeit, Latenzfreiheit, Unmittelbarkeit ... ich könnte noch mehr Attribute nennen, aber die Idee sollte jetzt klar sein. Ich habe viele namhafte IR-basierte Lösungen ausprobiert und wenn ein Gerät auch 100 oder gar 300 Speicherplätze bietet wie das Strymon Iridum, ist das doch alles nix wert, wenn jedes einzelne Preset künstlich, steril und kalt klingt. Dann lieber keinen einzigen Speicherplatz - man denke nur an den Minimoog, der hatte auch keine und man musste live ständig schalten und schrauben, um die gewünschten Sounds zu erzeugen. Wer sich darüber beschwert, sollte eben mit schlechterem Sound und höherem Komfort glücklich werden. Jedem das Seine. Wie man aber wie der Autor eine DI-Lösung, die analog klingt (weil sie es ist) dafür kritisiert, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe noch keine digitale Alternative gefunden, die mich klanglich befriedigt hätte. Und wenn man dann erst wieder in Schachtelmenüs die Unmenge an vorhandenen Parametern ergründen und verändern darf, nur um festzustellen, dass sich zwar stets was ändert, jedoch nie as Gutes dabei rauskommt, der wird mit den Humboldt Simplifiern ein Gefühl von Glückseligkeit und Befreiung erfahren. Zum Thema hoher Preis: Das ist ja wohl ein Witz! Erstens stammt das Gerät aus Chile, was hohe Transportkosten, Einfuhrzoll usw. bedingt, zweitens wäre das Teil für die gebotenen Klang- und Bedienmöglichkeiten auch problemlos das Doppelte wert für digital-frustrierte Musiker (wir geben tausende Euro für geile Klampfen aus, ohne mit der Wimper zu zucken - und jetzt soll plötzlich beim Sound gegeizt werden? Never! Und drittens sollte man sich mal fragen, was ist der Händler-EK, wie hoch ist die Gewinnspanne für die Händler? Da muss man erst mal kräftig schlucken. Denn der Einzelhandel genehmigt sich die höchste Gewinnspanne von allen in der Lieferkette. Auch die 19 % Mehrwertsteuer verteuern unser Equipment erheblich, denn Vater Staat langt bei JEDEM unserer Käufe kräftig zu und sahnt schamlos ab. Wo ist denn übrigens dieser Mehrwert versteckt? Résumé: Alle im Test von Haiko Heinz genannten Pluspunkte treffen voll zu, die genannten Minuspunkte keinesfalls. Kaufen und endlich glücklich sein. Henry Ford sagte mal "Quality exists when the price is long forgotten." Wie wahr. PS: Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim DLX mit seinen 2 Kanälen und einer hervorragenden Hallsektion noch besser als beim kleinen Bruder. Unfassbar - so viel Qualität und Möglichkeiten für so wenig Geld. Hallelujah!

    Profilbild von Haiko (Bonedo)

    Haiko (Bonedo) sagt:

    #1.1 - 12.10.2022 um 10:14 Uhr

    0

    Hallo Christoph, freut mich, dass du mit deinem Simplifier zufrieden bist! Grundsätzlich sind 4 Sterne eine sehr gute Bewertung und diese unterscheidet sich im Falle der DSM & Humboldt Tools auch nur um eine halbe Bewertungseinheit vom Iridium und dem ACS-1 (jeweils 4,5 Sterne). Ziel einer solchen Gerätschaft ist es einerseits, den Sound eines Röhrenamps mitsamt seiner Dynamik, Break-Up Verhalten etc. zu emulieren. Das gelingt digitalen Modelern nur begrenzt, Transistoramps (wie im Falle des Simplifers) allerdings genauso wenig. Für mich persönlich klingen hochwertige digitale Lösungen zwar minimal weniger befriedigend als Röhrenamps, aber auch besser oder zumindest gleichauf mit Solid State Lösungen. Das zweite Ziel ist die Emulation des gemikten Speakers. Der Ausdruck "Analoger DI" Sound bezieht sich auf eine analoge Frequenzkorrektur, die im Gegensatz zu digitalen Faltungen nur wenige Frequenzbänder bearbeiten kann und demnach baubedingte Einschränkungen hat. Das dürfte auch der Grund sein, warum im Profibereich Modeler oder zumindest digitale Cabsimulationen vom UA OX, BluBox über Kemper bis zum AXE FX weiter verbreitet sind als analoge DI Lösungen. Das Problem der Latenz ist für mich, solange sich diese in einem solch niedrigen Bereich wie ca. 2ms abspielt, kein Thema mehr, denn die erhält man auch wenn man ein paar digitale Pedale wie Delay oder Reverb in seiner Signalkette hat oder 1m neben seinem Amp steht. All diese Punkte gepaart mit einem höheren Thekenpreis (Margen und MwSt. treffen ja auf WA und Strymon ebenfalls zu) rechtfertigen für mich die Differenz von einem halben Punkt und resultieren mit 4 Sternen in einer immer noch positiven Bewertung.

    Antwort auf #1 von Christoph Arndt

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