Praxis
Der Amp ist tatsächlich kinderleicht zu bedienen und erschließt sich sofort. Die Regler lassen ein feinfühliges Einstellen zu und ihre Stellung ist auch aus der Entfernung deutlich zu erkennen. Sobald der Amp aktiviert wird, ist der Lüfter zu hören. Er nervt zwar nicht unbedingt, kann aber bei Aufnahmen in den Spielpausen zum Problem werden, falls sich das Topteil im selben Raum wie die abgenommene Box befindet. Da Mr. Howe bekanntlich zu den sogenannten Shreddern gehört, bin ich sehr gespannt, welchen Sound er präferiert und beginne mit dem ersten, also dem cleanen Kanal. Ich verwende eine Tom Anderson Drop Top, die einen modernen Sound auf hohem Niveau liefert. Im ersten Beispiel ist der Hals-PU aktiviert, im zweiten alle drei Tonabnehmer. Am Verstärker befinden sich alle Regler in der Mittelposition bis auf Gain, der auf 9 Uhr eingestellt ist.
Das Maragold-Rig liefert einen glockigen, modernen Grundsound ohne besondere Ecken und Kanten. Und der Amp ist laut! Und extrem impulsstark, wie sich im nächsten Beispiel herausstellen wird. Dazu habe ich den Gainregler in die Mittelposition, also 12 Uhr gebracht.
Obwohl das Cabinet wirklich leicht ist, kommt hier die Erfahrung aus den Mark Bass Amps offensichtlich voll zum Tragen. Auch die sind bei ebenfalls sehr geringem Gewicht ziemlich impulsstark bei gleichzeitig definiertem Sound. Somit wird eindrucksoll widerlegt, dass für einen strammen Ton Lautsprecher mit hohem Gewicht vonnöten sind. Der Gainregler wandert jetzt in Richtung 3 Uhr.
Es treten nun leichte Verzerrungen auf, aber eher subtil. Der Sound verdichtet sich und wird griffiger. Ich hatte beim Test immer das Gefühl, ein Kompressor sei im Hintergrund am Werkeln und dicke den Sound an. Der Amp lieferte immer “fertige“ Gitarrensounds, die anschließend nicht mehr sonderlich bearbeitet werden müssen. Das habe ich in dieser Art und Weise bis jetzt noch nirgends gehört.
Bevor wir uns um den zweiten Kanal kümmern, hier noch ein Beispiel, wie der EQ ans Werk geht. Dazu hören wir im ersten Teil des Audiofiles das Grundsignal, also alles flat bis auf Gain, der steht auf 1 Uhr. Im zweiten Teil habe ich den Middle Poti auf 3 Uhr und den Treble Regler auf 9 Uhr gedreht. Bass hatte keine besonders große Auswirkung, daher habe ich ihn in der Mitte belassen. An der Gitarre ist der Hals-PU angewählt.
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Die beiden EQ-Regler bewirken schon eine ganze Menge, der Sound lässt sich gut formen, ohne an Substanz zu verlieren.
Kommen wir nun zum zweiten Kanal und jeder, der Greg Howes Musik kennt, wird mir sicherlich zustimmen, dass er wohl die meiste Zeit in diesem Kanal unterwegs ist. Hierzu verwende ich den Steg-Humbucker. Der Kanal ist komplett “genullt“, alle Regler stehen jetzt auf 12 Uhr.
Der Maragold klingt in diesem Kanal ziemlich heiser und bedeckt, liefert schon in der Mittelstellung High Gain und lädt somit zum fetten Riffen ein. Auch hier werde ich das Gefühl nicht los, dass ein Kompressor den Sound bearbeitet. Aber dem ist natürlich nicht so!
Ich drehe den Gainregler auf 3 Uhr und spiele zwei unterschiedliche Riffs. Im ersten Beispiel ein eher klassisches Rockriff, im zweiten mit gedämpften Achteln.
Wie gesagt, der Grundsound ist ziemlich dumpf und entspricht so gar nicht meinem persönlichen Klangideal. Aber das soll es ja auch nicht, denn immerhin handelt es sich um einen Signature-Amp, den sich der Künstler genau so gewünscht hat.
Auch der zweite Kanal ist in der Lage, immense Lautstärken zu realisieren. Aber die sind auch nötig, denn der Grundsound setzt sich sonst nicht besonders gut im Bandkontext durch. Was er aber auf jeden Fall liefert, sind breite, flächige Sounds, die in der Lage sind, die Musik anzudicken. Was ich ansonsten vermisse, ist ein Boost, mit dem sich ein Solo schlicht und ergreifend lauter machen lässt. Ansonsten dürfte der Gitarrist auf der Bühne oder im Proberaum mit einer beeindruckenden Lautstärke spielen, was weder für ihn noch seine Umgebung besonders gesund ist.
Es kommt sicherlich die Frage auf, warum ich den Gainregler nicht auch einmal auf einen geringeren Wert gedreht habe. Doch, habe ich. Es hat sich nur nicht sonderlich viel getan. Der zweite Kanal liefert von Haus aus sehr viel Gain, aber der Sound verdichtet nur mehr.
Ich ändere für das nächste Beispiel nichts an der Einstellung des Amps und spiele ein kleines Solo. Dafür verwende ich eine Music Man Luke 3 und wechsele zwischen Steg und Hals PU. Außer eine klitzekleinen Prise Reverb, sind die aufgenommenen Files komplett unbearbeitet.
Nun ja, das dürfte wohl auch das Haupteinsatzgebiet des Namensgebers sein und daher liefert der Amp moderne Leadsounds vom Feinsten. Er verdichtet den Klang insgesamt massiv und ermöglicht so ein total entspanntes Solieren. Man muss in keinem Moment um Legato-Linien kämpfen, auch wenn das Ganze in einer wirklich hohen Lautstärke abläuft.
Es geht weiter mit dem EQ-Check. Im ersten Durchgang ist alles in Mittelstellung, im zweiten habe ich den EQ verändert. Das Basspoti befindet sich auf 2 Uhr, Middle auf 10 Uhr und Treble auf 2 Uhr.
Auch hier arbeitet der EQ sehr musikalisch und schafft es, das Signal zu formen, ohne seine Herkunft zu verleugnen.
In den nächsten Beispielen gehe ich etwas näher auf den Presence-Regler ein.
Da sich der Effekt des Reglers am besten bei Zerrsounds darstellt, habe ich den zweiten Kanal dafür verwendet und das Gainpoti auf 9 Uhr gedreht. Im ersten File steht der Presence-Regler auf 8 Uhr, im zweiten dann auf 4 Uhr.
Es ist also doch möglich, den Sound ein wenig aufzufrischen! Der eher bedeckte Ton bekommt so mehr Glanz und setzt sich damit wesentlich besser im Bandgefüge durch. Was das Neoclassic 212 Cabinet betrifft, passt es hervorragend zum Topteil und ist in der Lage, dessen Potenzial souverän umzusetzen. Die Lautsprecher gehen extrem impulsstark zu Werke und liefern glockige Clean- und im nächsten Moment brachiale High-Gain-Sounds. Insgesamt klingt die Box ausgewogen und ist durch ihre Leichtbauweise extrem transportfreundlich.