Passend zum Retro-Trend der Vintage Drumsets und moderner Sets in alter Aufmachung gibt es seit einigen Jahren auch im Hardware-Segment eine Rückbesinnung auf Designs früherer Zeiten. Die gestiegene Nachfrage nach leichtgewichtigen Stativen im Flatbase-Look dürfte auch den Grund haben, dass sie in den Augen vieler „schleppfauler“ Drummer bestens zu den kleinen, portablen Drumsetspassen, wie sie nach wie vor in Mode sind.
Es ist bisweilen unterhaltsam, mit anzusehen, welche Trends im Musikalienhandel kommen und gehen und dann nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten wieder aus der Versenkung geholt werden. So mancher Drummer war sicherlich heilfroh, als innovative Designs wie die Yamaha Recording Hardware oder Sonors unerschütterliche Phonic Plus Stative auf den Markt kamen. Endlich war Ruhe mit dem klapprigen Gestänge, und man konnte sich voll und ganz aufs Spielen konzentrieren. Die DW Ultralight Hardware, unsere heutigen Testkandidaten, möchten augenscheinlich in die zarten Stativ-Wälder unserer trommelnden Vorfahren zurück und dabei so leichtgewichtig sein, wie es irgendwie geht. Ob das zusammenpasst, erfahrt ihr hier.
Details & Praxis
Das Ultralight Hardware Set kommt in einer Tasche verpackt
Zum Test bekamen wir das DW Hardware Pack Ultralight 6000 Set, bestehend aus zwei geraden 6710UL Beckenständern, einer 6500UL Hi-Hat Maschine und dem 6300UL Snare-Ständer. Alle Stative lagern in einer schwarzen, dreifach unterteilten Transporttasche, die einen belastbaren und robusten Eindruck macht. Mit den eben genannten Stativen darin bringt sie 8,4 Kilogramm auf die Waage, was für ein Hardware Set wirklich federleicht ist.
Alle Stative haben drei Füße aus gebürstetem Aluminium, die dünnen Rohre sind natürlich hohl und aus verchromtem Stahl gefertigt. Schauen wir uns die zarten Gesellen mal etwas genauer an.
Nicht für schweren Seegang gemacht: Die geraden 6710UL Stative
Die beiden geraden Beckenständer sind zweifach ausziehbar und kommen auf eine maximale Gesamthöhe von ca. 135 cm. Auf der Oberseite haben sie einen stufenlos einstellbaren Tilter, der die Neigung der Becken nicht rundherum, aber in einem großen nutzbaren Winkel ermöglicht. Was mir schon beim ersten Aufbau auffällt und sich hinterher am Set bestätigt: Beide Stative sind zwar ohne Probleme mit mittelschweren, größeren Becken wie einem 22“ Ride belastbar, bei leichtem Touchieren mit dem Stativ – wie einer leichten Berührung im Vorbeigehen, wie sie auf kleinen Bühnen durchaus mal passieren kann – fangen sie aber bereits bedenklich zu schwanken an. Ich schaffe es zwar auch bei härterer Spielweise nicht, die Stative zum Umfallen zu bringen, aber eine etwas wuselige Gig-Umgebung mit auf der Bühne umher springenden Mitmusikern würde ich diesen Stativen auf keinen Fall zumuten wollen. Für den gediegenen Jazz Gig sind sie aber sicherlich eine leichtgewichtige Alternative.
Das 6300UL Snare-Stativ kommt mir entgegen
Der Ultralight Snare-Ständer ist wirklich federleicht. Alle doppelstrebigen, robusten Vergleichsmodelle, die ich hier zur Verfügung habe, wirken dagegen wie Panzer. Der Korb wartet mit einer Besonderheit auf: Die unteren beiden Arme werden zum Spieler hin ausgeklappt und rasten in einer festen Postion ein, der obere Arm wird mit einer Feder und einer Memory Clamp aus Kunststoff auf die richtige Länge gebracht. Zum Einlegen der Snare in den Korb wird einfach am oberen Arm gezogen, die Feder gibt nach und die Snare sitzt anschließend fest im Sattel. Klingt erst einmal praktisch, allerdings hat die Sache auch den einen oder anderen gravierenden Haken, wie sich im Testlauf zeigt. Das wäre zum einen die Memory Clamp aus Kunststoff. Sie funktioniert zwar, aber mal ehrlich – Gewichtsreduktion hin oder her – warum verbaut man nicht etwas Solides an einer so sensiblen Stelle? Die Feder zum Einspannen der Snare rutscht mir im Test des öfteren aus der oberen Verankerung heraus… auch nicht das Gelbe vom Ei. Das größte Manko ist aber, dass sich die Snare an der Schraube zur Einstellung des Neigungswinkel an unserem Testexemplar nicht vollständig fest justieren lässt. Auch bei knallhartem Anziehen senkt sich mir die Trommel entgegen, sobald ich etwas Druck auf den oberen Spannreifen ausübe. Selbst wenn ich nur mit einer ganz leichten Holzsnare und Besen zum Gig unterwegs wäre, hätte mir dieses Stativ, so leicht es auch sein mag, zu viele Unsicherheitsfaktoren.
Nachtrag: Wir haben uns ein weiteres Modell zum Gegencheck bestellt, auch hier war das identische Problem vorhanden. Scheinbar gibt es ein grundsätzliches Konstruktionsproblem mit der Justierung des Snare-Korbs.
Die ultraleichte Hi-Hat Maschine braucht Platz im Fußraum
Mit Klett unter dem Trittboard und ausfahrbaren Spikes macht die Hi-Hat Maschine aus der Tasche heraus zunächst den solidesten Eindruck. Einmal auf dem Teppich verhaftet, rutscht sie auch bei lebhafterer Spielweise nicht einen Zentimeter von der Stelle. Allerdings braucht das gute Stück wegen der längeren Beine wesentlich mehr Platz als herkömmliche Maschinen. Wer es stabil und solide mag, für den ist diese Hi-Hat im Spielbetrieb eine ganz neue Erfahrung: Die filigrane Maschine wackelt beim Spielen stark hin und her, für meinen Geschmack zu stark. Toll ist dagegen der hörbar resonantere Sound, den ich meinen Becken auf dieser leichten Maschine entlocken kann. Auch die großzügig (oder besser gesagt normal) dimensionierte Hi-Hat Schraube funktioniert problemlos, ebenfalls kann auf einer etwas groben Rasterung der Widerstand der Feder angepasst werden.
Schade ist, dass auch bei diesem Stativ an einem sehr entscheidenen Belastungspunkt gespart wird: Die beiden Haken unter der Fußplatte greifen in eine Platte aus Kunststoff, während des Testlaufs lösten sich hier schon feine Späne ab.
Nicht im Set, aber einzeln zu erwerben: der 6700UL Boom Stand
Für diesen Test bekamen wir zusätzlich noch das optional erhältliche Galgenstativ geliefert. Im Gegensatz zu den geraden Beckenständern ist es nur einfach ausziehbar, dafür gibt es am oberen Ende einen 22 Zentimeter kurzen, im oberen Rohr versenkbaren Galgen. Dieser bietet die Möglichkeit, euer Becken noch ein kleines Stückchen weiter heran zu holen. Allerdings fällt die Gesamthöhe des Stativs mit maximal 115 cm eher bescheiden aus. Unser Testexemplar hat, obwohl es wie der Rest auch neu aus dem Karton kommt, das Manko, dass sich das Gewinde im Fußraum nicht festziehen lässt. Bei Belastung rutscht das Mittelrohr bis auf den Boden und die Beine verlieren leicht an Bodenkontakt. Mit der Folge, dass das Stativ gefährlich wackelt und umzufallen droht.
Nachtrag: Wir haben uns hier ebenfalls ein weiteres Modell zum Gegencheck bestellt, bei diesem Stativ faste das Gewinde im Fußraum besser, für vollständige Sicherheit musste ich es sehr kräftig und bis zum absoluten Anschlag herein drehen, damit sich das Mittelrohr nicht auf den Boden absenkt, was sicherlich für die Langzeithaltbarkeit der Gewinde kein gutes Zeichen ist.
Im gesamten Testlauf habe ich dennoch – abgesehen von den doch zahlreichen Mankos – keine Probleme mit verkanteten Rohren oder unrund laufenden Gewinden. Die Gussteile zur Höhenverstellung und die Gewindeschrauben wirken auf mich eher schlicht und nicht sehr robust, hier kann ich allerdings zur Langzeithaltbarkeit keine verlässliche Prognose abgeben.
Ein weiteres Feature ist, dass man anstelle des Flatbase-Modus die Beine von Snare- und Beckenständern etwas angewinkelt aufstellen kann, um die Stative enger zueinander aufzubauen. Abgesehen von unserem Boom Stand mit dem defekten unteren Gewinde funktioniert das auch, ich habe allerdings den Eindruck, dass die Stative so nicht wirklich stabil stehen und noch leichter zu Fall zu bringen sind.