Praxis
Wie weiter oben schon erwähnt, hier zuerst eine Anmerkung zur Dreistufenregelung der Snareteppich-Spannung. Die Idee an sich ist klasse, aber im Praxistest zeigt sich, dass die Abstände der Stufen etwas zu groß gewählt sind. Wenn ich in mittlerer Hebelstellung eine optimale Teppichspannung am Rädchen des Strainers einstelle und anschließend einen Gang runterschalte, ist die Spannung so locker, dass der Teppich sehr lange nachraschelt. Entsprechend ist er in der obersten Position so stramm, dass der Sound bei leisen Anschlägen schon ein wenig abgewürgt klingt. Hier wünsche ich mir zwei zusätzliche Zwischenstufen oder generell eine engere Abstufung. Eines der Klangbeispiele demonstriert die drei Hebeleinstellungen im direkten Vergleich, während in allen anderen Soundfiles die Teppicheinstellungen locker, mittel und fest nicht mit den entsprechenden Hebelpositionen korrespondieren. Und noch eine Kleinigkeit fällt mir auf: Der nach innen gebogene untere Rand des Kessels ist im Bereich der Teppichauflage, übrigens bei beiden Snaredrums, nicht gleichmäßig breit. Dadurch entsteht der optische Eindruck eines schiefen Snarebeds, was sich aber glücklicherweise aufgrund meiner Messungen nicht bestätigt. Trotzdem: bei einer Snaredrum, die um die 1000 Euro kostet, stören mich solche ästhetischen Ungereimtheiten.
Aber nun zum Wichtigsten, dem Sound. Die wenigsten unter uns dürften bisher Erfahrungen mit dem exotischen Material Titan gemacht haben. Da es sich dabei um ein Metall handelt, geht der Sound auch grundsätzlich in die helle Richtung, aber im Gegensatz zu einem Stahlkessel gibt es dennoch Unterschiede. Ich beginne mit der 14×6,5″ Snare in gesunder mittlerer Stimmung und bin erstmal baff, was für einen Druck die Trommel erzeugt. Dabei ist es nicht nur die Lautstärke, die die beiden kurzerhand zum Vergleich herangezogenen gleich großen Alu- und Bronzesnares klar in den Schatten stellt. Die DW-Snare erzeugt einen schönen, satten Punch, der sich angenehm in die Eingeweide gräbt. Dabei entwickelt sie gleichzeitig ein breites, singendes Obertonspektrum, das ähnlich stark ausgeprägt ist wie bei hochwertigen Edelstahl-Kesseln. Allerdings ist der Klangcharakteristik des Titankessels wärmer und weniger spitz. Die dynamische Bandbreite der Trommel ist enorm. Bereits feinste Anschläge werden klar abgebildet, und nach oben hin ist, auch dank der drei Millimeter starken Spannreifen, die kraftvolle Rimshots ermöglichen, eine Menge Spielraum. Dabei ist der Sound in jeder Dynamikstufe extrem kompakt, das heisst, der Kesselton entwickelt sich blitzschnell und ist ebenso schnell wieder weg, während die Obertöne die Ausklingphase bestimmen. Auch in einer tieferen Stimmung neigt die Snare kaum zum Verwaschen, jedoch rücken die Obertöne hier stärker in den Vordergrund, weshalb eine leichte Dämpfung zu empfehlen ist. Zieht man die Stimmschrauben stärker an, verschmelzen Grundton und Obertöne schön miteinander, allerdings verliert die Trommel gegenüber dem mittleren Tuning etwas an Druck und Lautstärke. Die Stärken liegen also eher im unteren und mittleren Stimmbereich.
Für dich ausgesucht
Klangbeispiele: 14×6,5“, mittlere Stimmung
Klangbeispiele: 14×6,5″, hohe Stimmung
Klangbeispiele: 14×6,5″, tiefe Stimmung
Klangbeispiele: Dreistufige Teppichspannung
Im Gegensatz zur großen Schwester klingt die 14×5,5″ Black Ti Snare im mittleren Tuning für meinen Geschmack etwas ausgewogener. Die Obertöne integrieren sich harmonisch in den Grundsound, und die Balance zwischen Kesselton und Teppichsound ist perfekt. Mit diesen Eigenschaften kann sie stilistisch eine große Bandbreite von filigraner Orchesterarbeit bis zu knallig-fetten Backbeats ausfüllen. Umso erstaunlicher ist es, dass sie auch in tieferer Stimmung locker mit der 6,5er Snare mithalten kann. Der Unterschied von einem Zoll Tiefe ist hier kaum wahrnehmbar, denn der 5,5″-Kessel überträgt mühelos auch die tiefen Frequenzen und klingt im direkten Vergleich sogar noch etwas klarer. Auch im hohen Tuning kann die flache Snare ihre Stärken überzeugender ausspielen. Helle, funky Sounds lassen sich leicht realisieren, ohne dass es einem gleich die Gehörgänge zerfetzt, und bei leisen Anschlägen ist die Ansprache absolut vom Feinsten. Insgesamt bietet die 14×5,5″ Black Ti von den beiden Testkandidaten den größeren Stimmumfang, und ich frage mich ernsthaft, wo diese Trommel eigentlich nicht einsetzbar wäre.