Praxis
Maple Toms, bei denen Freude aufkommt
Hat man erstmal alles ausgepackt, aufgebaut und das Instrument um die fehlenden Komponenten wie Hocker, Hi-Hat-Ständer, Fußpedal und Beckenständer erweitert, kann es nun endlich losgehen. Das Kit macht sofort mächtig Laune, vor allem die beiden Toms klingen „right out of the box“ wirklich gut. Die achtlagigen Ahornkessel sorgen in Kombination mit den klaren, einschichtigen Fellen (die in meinen Ohren den US-Pendants klanglich nichts nachstehen) für einen deutlichen Attack, der in einen warmen, vollen Sound mit schönem Sustain übergeht. Das Floor Tom klingt aufgrund der geringen Tiefe von elf Zoll zwar nicht ganz so bauchig wie ein klassisches 14×14“ Instrument, aber im Verbund mit dem Rack Tom ergibt sich dennoch ein sattes und stimmiges Klangbild. Man spürt sofort, dass in diesen Toms erhebliches Potential mit großem Dynamikumfang schlummert, so dass den Trommeln auch bei harter Gangart nicht so schnell die Luft ausgeht. Laut DW-Mastermind John Good ist dies das Ergebnis der zuvor erwähnten HVLT Fertigungstechnologie. Jagt man die Stimmung nach oben in jazzige Höhen, verlieren die Toms zwar naturgemäß an Punch und Sustain, geben aber auch in diesem Bereich ein offenes, wohlklingendes Bild ab. Versucht man dann den umgekehrten Weg, also extra low und fett, funktioniert dies auch recht gut, obwohl der Stimmumfang des Floor Toms dem Vergleich zu einem 14 Zoll tiefen Kessel nicht ganz standhalten kann. Das Experimentieren mit anderen Fellen, zum Beispiel weißen Remo Ambassador oder Emperor, würde ich auf jeden Fall empfehlen, denn gerade bei höherer Stimmung, zum Beispiel in jazziger Umgebung, lässt sich da noch einiges herauskitzeln. In jedem Fall gebührt den Damen und Herren bei DW Lob für die exzellente Vorstimmung der Instrumente, bevor sie in alle Welt versandt werden.
Einzelsoundfiles
In der Kürze liegt die Würze ?
Die Bass Drum ist mit ihren 20 Zoll ja nur unwesentlich kleiner als die übliche 22 Zoll Kick, aber die Tatsache, dass die Trommel lediglich zwölf Zoll Tiefe hat, nimmt durchaus Einfluss auf die Wucht des Sounds. In einem eher durchschnittlich klingenden Raum klingt das Teil doch ein bißchen flach auf der Brust – zumindest aus der Sitzposition hinter dem Kit. Das ändert sich aber spürbar zum Besseren, wenn man ein Mikrofon an die Trommel stellt. Die Bass Drum ist also durchaus fähig, einem Ohr oder Mikrofon, an der richtigen Stelle platziert, den satten Schub zu vermitteln, den man von einer 20er Bass Drum aus dem Hause DW erwarten würde. Noch mehr Punch und Low End lassen sich durch Experimentieren mit Luftlochgrößen und verschiedenen Möglichkeiten der Innendämpfung realisieren. In höherer und weniger gedämpfter Stimmung kommt die Trommel – auch ohne Mikrofonierung – ihrer Bestimmung schnell näher. Vor allem Funky Dry-, Drum ‘n’ Bass- und Jazz-Freunde werden hier ein glückliches Grinsen nicht verbergen können. Einen kleinen Minuspunkt bekommen die mitgelieferten Bassdrum-Füße, da relativ viel Zeit vergeht, bis das 20er Fass schließlich so platziert ist, dass es kräftige Pedalschläge ohne Wegrutschen verarbeiten kann.
Eine Snare Drum mit magnetischer Anziehungskraft
Positiv fällt die 14×5“ Snare Drum auf. Genau wie die Toms ist sie von Haus aus bereits gut gestimmt, klingt rund und macht ordentlich Druck. Der aus zehn Lagen Maple geformte Kessel produziert einen warmen Sound, der bei entsprechender Handhabung genug Power entwickelt, um sich in den meisten Stilistiken problemlos durchzusetzen. Die Ziffern Eins bis Zehn sind neben den Stimmschrauben auf das Schlagfell gedruckt und sollen helfen, beim Stimmen die richtige Reihenfolge einzuhalten. Und es hilft: Die Trommel hat einen unaufdringlichen Ton, den man, je nach Geschmack, mehr oder weniger zum Singen bringen, andererseits aber auch gut kontrollieren kann. Sollte man mehr Dämpfung benötigen oder einen matschigeren Disco- oder Elektro-Charakter zum Ziel haben, helfen neben tiefer Stimmung auch Moongel Pads, Gaffa Tape, Klarsichtfolie, Zigarettenpackung, eine lederne Geldbörse oder was auch immer ihr sonst noch ausprobieren wollt. Ohne Teppich produziert die Frequent Flyer Snare einen klassisch-neutralen, nicht zu obertonreichen Klang, und auch der Rimclick setzt sich prima durch. Die ausgefuchste magnetische Snare-Abhebung fühlt sich super an und sorgt beim An- und Abspannen des Teppichs für einen Wechsel ganz ohne lästiges Schnarren-Buzzern. Und sollte die Mechanik zu leicht- oder schwergängig für den einen oder anderen sein, lässt sich der Widerstand leicht per Stimmschlüssel einstellen. Dennoch hat die Ansprache des 20-spiraligen True Tone Snare-Teppichs ihre Grenzen. Verlässt man die Komfortzone der Trommel und stimmt Schlag- und Resonanzfell deutlich tiefer, verliert man doch spürbar an Teppichansprache.
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Groove Soundfiles
Nicht jedes Versprechen lässt sich halten
Kommen wir zum Schluss noch einmal auf das „Frequent Flyer“-Konzept, also das vermeintliche Super-Transportfreundlichkeits-Ding zu sprechen. Meiner Meinung nach ist dies doch mehr Marketing-Strategie als ein haltbares Versprechen. Im wahren Leben bleibt eine Bass Drum eben eine Bass Drum, auch Toms und Snare wollen sicher verpackt transportiert werden, und die nötige Hardware muss ja ebenfalls irgendwie auf die Bühne kommen. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die ihre „Travel Kits“ konsequent nach diesem Zweck ausrichten (zusammensteckbare Trommeln; Ständer, die komplett an den Kesseln befestigt sind; Hocker, die als Transportbehälter für Hardware benutzt werden etc…) steht beim Frequent Flyer Kit doch das klassische Schlagzeug im Vordergrund. Insofern erschließt sich mir der namensgebende Vorteil dieses Shell Sets in punkto Reisetauglichkeit nicht vollständig. Selbst wenn man einige Drums, zum Beispiel die beiden Toms, zusammen in ein Kombi-Case packt, ist der Größenunterschied zu einem „normalen“ Zwei-Tom-Kit doch minimal. Dazu kommt noch, dass unverzichtbare Hardware-Teile wie Snare- und Beckenständer, Hocker, Fuß- und Hi-Hat-Maschine entweder schon im Besitz sein oder dazugekauft werden müssen und auch zum Gig transportiert werden wollen. Ausserdem wäre da noch die Beckentasche! Berücksichtigt man all dies, rückt das Argument der erhöhten Transportfreundlichkeit für mich doch deutlich in den Hintergrund.