PRAXIS
Bevor es losgehen kann, schraube ich noch meine Fußmaschine an das Kit. Das Bassdrumpad löse ich an einer Flügelschraube, um es in der Höhe für meinen Beater korrekt zu positionieren. Für die oberen vier Pads benötige ich dagegen einen Vierkant-Stimmschlüssel, um die Klemmen am Ständer zu lösen. Nun den Auslegearm reinschieben, positionieren, festziehen, fertig. Das Pad wird auf das nach oben stehende Gewinde geschraubt und (sanft!) festgedreht. Mit wenigen Handgriffen sind alle vier Pads so angebracht, dass sie in etwa dem Setup meines Schlagzeugs entsprechen. Bei der Feinjustierung wird es allerdings schwierig: Da nur ein Auslegearm im Winkel verstellbar ist, muss ich mich mit der Neigung der drei anderen Pads zufrieden geben. Das funktioniert, schränkt die individuellen Einstellmöglichkeiten aber deutlich ein. Außerdem sind alle vier Arme mit einer festen Klemme am Ständer verschraubt. Das bedeutet, dass hier alle Auslegearme immer in einem 90°-Winkel zum Ständer stehen. Wenn ich nun z.B. mein „Snare“-Pad auf die gleiche Höhe bringen möchte wie mein „Floortom“-Pad, ist das nicht möglich. Eine Klammer am Ständer befindet zwangsläufig immer unter der anderen, durch den festen Winkel kann ich den Auslegearm leider nicht nach oben oder unten korrigieren (wie es bei jedem herkömmlichen Galgenständer möglich ist).
Der Dreh- und Angelpunkt ist natürlich das Spielgefühl! Practicepads sind und bleiben Trainingsgeräte, die dem Spielgefühl einer echten Trommel nur mehr oder weniger nahe kommen. So viel vorweg: DW hat mit dem Practice Kit das Rad nicht neu erfunden, daher hat man auch hier nicht das Gefühl, ein echtes Drumset zu spielen. Aber gehen wir Schritt für Schritt ins Detail: Das Bassdrumpad spielt sich trotz dickem Gummi extrem hart, im Rebound ähnelt es eher einem Holzklotz als einem Fell. Das Pad bietet deutlich zu wenig Knautschzone um beispielsweise das Abfedern eines mittelstark gespannten Bassdrumfelles zu simulieren. Hier spürt man das Auftreffen des Beaters durch das ganze Pedal bis in den Fuß vibrieren, wodurch sich ein natürliches Spielgefühl nicht so recht einstellen will. Die Pads dagegen spielen sich wesentlich angenehmer. Obwohl sie recht hart sind, fühlt sich der Rebound des Stocks gut an. Besonders wichtig: Der Rebound ist nicht ‚zu gut‘. Manche Practicepads neigen dazu, den Stock wie einen Flummi zurück zu federn. Die Folge davon kann sein, dass man die Stickings in bislang unerreichter Geschwindigkeit übers Pad feuert und vollends über seine schnellen Trainingserfolge begeistert ist. Das böse Erwachen folgt wenig später am Drumset, wenn sich Snare und Toms plötzlich wie dicke Handtücher spielen. Deshalb bin ich ein Freund von etwas behäbigeren Pads, das DW Practice Kit kann mich in diesem Punkt mit einem recht ‚trockenen‘ Rebound überzeugen. Richtig authentisch wird das Practice Kit allerdings durch seine insgesamt fünf Pads. Dadurch habe ich die Möglichkeit, wie an einem echten Schlagzeug meine Koordination und sogar ganze Bewegungsabläufe zu trainieren. Von klassischen Pop-Beats bis zu ausgefuchsten Fills ist alles machbar. Durch flexible Positionierung kann ich mit den Pads Snare, Toms oder Hi-Hat simulieren, und äußerst Drum-realistisch üben. Knifflig wird’s erst bei den Becken, denn alle Pads sind fest angeschraubt und bieten keine Möglichkeit frei schwingend montiert zu werden. Hier muss man sich notgezwungen mit dem starren Pad als Beckenersatz anfreunden.
Insgesamt sind die Pads angenehm leise. Das Anzählen mit den Stöcken ist lauter als das eigentliche ‚Trommeln‘.
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Zwei kleine Wermutstropfen: Ein Pad in Höhe der Hi-Hat ist montiert, doch leider hat mein linker Fuß nichts zu tun. Hier muß ich mir also eine Hi-Hat Maschine ohne Becken dazu stellen, wenn ich meine Beinarbeit trainieren möchte. Ausserdem lösen sich nach längerem Spielen die Padsein wenig aus ihrer Verschraubung – das ist natürlich von der Spielstärke abhängig. Durch ihre steife Montage und das geringe Gewicht federn sie einen Stockschlag kaum ab, sondern geben die Energie direkt in den Auslegearm weiter. Durch diese Vibration löst sich das Pad nach einiger Zeit, und muss nachgezogen werden. Die allgemeine Stabilität ist dennoch sehr beachtlich. Vor allem die doppelstrebigen Beine zeigen sich auch bei kräftig getretener Bassdrum hartnäckig, und bleiben in Position. Die beweglichen Teile, welche mit Flügel- oder Vierkanntschrauben versehen sind, lassen sich wortwörtlich reibungslos bedienen und machen einen hochwertigen Eindruck. DW wird seinem Anspruch auf zuverlässige Hardware auch beim Practice Kit gerecht. Das Highlight dieses Kits sind aber die Maße: Verpackt ist es kaum größer als ein herkömmlicher Beckenständer, die vier Auslegearme ähneln den Füßen einer Floortom. Man kann also die sperrige Hardwarekiste getrost vergessen! Das Practice Kit passt in jede größere Sporttasche, mit 7,2 kg ist es gut zu transportieren. Fertig aufgebaut braucht das Kit (ohne Hocker) auch nur knapp 98 x 70 x 60 cm. Mobiler geht‘s nicht!