ANZEIGE

Dynaudio Core 59 Test

Praxis

Aufbau und Bastelstunde

Die Dynaudio Core 59 ausgepackt und aufgebaut. Dank der drehbaren Mitteleinheit lassen sich verschiedenste Aufbau- und Aufstellungsmöglichkeiten finden und so auch relativ unkompliziert Surroundsetups bauen. Der Umbau ist mit einigem Schraubendrehen verbunden und lässt sich nicht so schnell vornehmen, als dass man unkompliziert mit verschiedenen Varianten direkt akustisch experimentieren könnte.
Das ist aber kein richtiges Problem, man kann die Box auch erstmal so drehen, variieren und hören, was das für einen Effekt auf den Bass hat und anschließend erst die Mid-/HF-Einheit drehen. Schade finde ich, dass man sich mit dem Ankleben der vier Gummifüße ziemlich festlegt. Ein paar mehr Gummis wären wünschenswert, zumal „selber ankleben“ sich in der Preisregion nicht stimmig anfühlt.

Die Einkerbungen des Gehäuses.
Die Einkerbungen des Gehäuses.

Nüchterner Klang

Nüchtern und präsent kommt mir sofort in den Sinn als ich die Speaker anschließe und zum ersten Mal höre. Kein Frequenzbereich wirkt gehypt, die Box klingt fast ein wenig langweilig – ähnlich wie bei den LYDs, aber so wie man sich das wünscht.
Die Bässe sind tendenziell dennoch etwas zurückhaltend abgestimmt, was den Vorteil hat, dass sie im Fall des Falles sehr präzise und trocken wiedergeben werden – der vorderseitige Bassportschlitz unterstreicht das. Mehr knochig also und damit keinesfalls dröhnend oder verfälschend. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies dem ein oder anderen Bassfan zu wenig sein könnte – einen richtigen Bass-Boost-Schalter gibt es nämlich nicht. Fast alle Filter sind auf Bassabsenkung ausgelegt. Der Dark-Schalter mit seinen 1,5 dB Bassboost reicht also nur eventuell, zumal er gleichzeitig die Höhen etwas absenkt, was ich als sehr angenehm empfinde. Anders ausgedrückt: Mit der richtigen Positionierung machen die Teile wirklich ordentlich Alarm, auch was den Pegel anbelangt, aber nicht immer ist alles ideal und ein Boost manchmal eben doch angesagt.
Abseits des Basses macht die Box ebenfalls alles richtig und einen sehr guten sowie analytischen Eindruck. Die Mitten sind voll da, keineswegs kaschiert oder gar bewusst abgesenkt. Im Gegenteil, es ist mir fast ein wenig zu viel des Guten, auch in Verbindung mit den, in der neutralen Position, durchaus präsenten Höhen. 
Entsprechend rücke ich die Boxen aus dem direkten Nahfeld in das Midfield – und siehe da: Alles entspannt sich, wirkt unaufgeregter, runder. Die Box klingt also weniger aggressiv und die Balance wird noch stimmiger. Wieder anders gesprochen: Die Core 59 im absoluten Nahfeld zu benutzen, ist keine so gute Idee. Ich würde einen Abstand von 1,5 m bis 2 m empfehlen. Viel mehr aber auch nicht, denn trotz der „500 Watt Basspower“ geht die verhältnismäßig kompakte Box nun auch nicht mega laut. Schutzschaltungen konnte ich im Normalbetrieb nicht zum Auslösen bringen, der Bass komprimiert dann eher bei sehr hohem Pegel. Die Stereobühne blieb aber trotz dessen immer aufgeräumt, detailliert und räumlich. Ebenfalls nicht uninteressant: Die eingebauten Wandler und die Clock klingen wirklich sehr gut, sodass ich die digitalen Eingänge am Ende meiner analogen Signalzuführung (UA x16) vorgezogen habe, um Mehrfachwandlung zu vermeiden. Die Stereobühne wurde via AES3 somit nochmals sortierter und das auch ohne externes Word-Clocking. 

Philosophie-Frage

Digitale Frequenzweichen ermöglichen sehr akkurate Abstimmungen und bieten Möglichkeiten, die analog nur sehr schwierig bis gar nicht zu realisieren sind. Anders ausgedrückt: Man bekommt für moderates Geld sehr ausgewogene Lautsprecher. Allerdings raubt das Processing – aktiv, analog oder digital – auch ein wenig Seele, wie selbst bei sehr hochpreisigen Modellen immer wieder festzustellen ist. So wie auch hier, bei den Dynaudio LYD 48 sowie den zweifelsohne hervorragenden Kii Three Pro und ähnlichen Kalibern. Das ist aber alles nicht schlimm, ich bin da nur sehr verwöhnt und mittlerweile sehr „phasengangempfindlich“. 
Etwas schade finde ich es aber schon, wenn alles digital ist, keine tiefergehende Eingriffsmöglichkeiten in die Filter der Box zu haben. Das würde mir persönlich einen Mehrwert bieten, zumal ich mit den vorhanden Filtern bei meinen drei Testaufbauten – 35 qm Wohnzimmer, kleines Studio (4,3 x 2,8 m) und mittleres Studio (4,5 x 7 m) – wenig anfangen konnte. Andererseits bin ich nicht der Markt, sonst hätte Dynaudio wohl die vielen Optionen der AIR-Serie beibehalten, die aber ingesamt viel zu teuer waren, um sich abseits gebührenfinanzierter Einrichtungen zu verbreiten. Die vergleichbare Air 20 kostete rund 3800 Euro pro Stück! Deswegen muss man ganz klar sagen, dass man hier für etwa 5400 Euro (für das Paar) eine amtliche, große und flexible Abhöre erhält. Nur, weitergehende Raumanpassungen muss man bei anderen Anbieter wie beispielsweise Trinnov suchen. In den meisten Fällen dürften Räume für Stereosound in der Preisklasse aber bereits ordentlich behandelt sein. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.