Haben verschiedene E-Bass-Brücken einen hörbaren Einfluss auf den Sound? Kann man seinen E-Bass durch eine andere Bass Bridge upgraden und somit Bespielbarkeit und Klang aufwerten? Gerade für Fender- oder Fender-angelehnte Instrumente gibt es einen großen sogenannten „After Market“, also ein buntes Ersatzteil-Angebot verschiedener Hersteller in den unterschiedlichsten Preis- und Qualitätsklassen. Klassische Aufrüst-Maßnahmen sind z. B. der Einbau oder der Austausch von aktiven Elektroniken oder das Wechseln der Tonabnehmer. Einen großen Teil dieses „After Markets“ machen aber auch E-Bass-Brücken aus, die sich hinsichtlich ihrer Bauweise und Materialien deutlich unterscheiden können. Wir haben für euch vier Archetypen verschiedener Stege für E-Bass miteinander verglichen.
Ausgangslage und generelle Aspekte
Ausgangspunkt oder Inspiration für diesen Artikel war ein P-Bass, der kürzlich den Weg zu mir gefunden hat. Das Instrument besteht aus einem Korpus und einem Hals der Firma Warmoth, die von Fender zertifizierte Parts herstellt. Der Hals besitzt schwarze Block Inlays im Griffbrett und schwarze Tuner am Headstock. Einzig die Brücke ist verchromt, und dieses optische Ungleichgewicht war für mich natürlich ein „vollkommen unhaltbarer Zustand“. (Genau, wer keine Probleme hat, macht sich eben welche!)
Im Zuge der Umrüstung auf einen schwarze Brücke kam mir der Gedanke, doch auch gleich mit E-Bass-Brücken unterschiedlichen Bauweisen zu experimentieren, um den bereits tollen Bass noch mehr an mich anzupassen.
Voraussetzung bei der Wahl der neuen Bridge war, dass ich keinerlei neue Bohrungen vornehmen wollte: „Alte Brücke runter, neue drauf, und weiter geht’s!“, sollte das Motto sein. Mein Bass besitzt die weit verbreitete 5-Loch-Bohrung, welche bei Jazz und Precision-Bässen eigentlich der Standard ist. Bei der Auswahl habe ich mich für spezielle Archetypen entschieden, die eine bestimmte Bauweise von E-Bass-Brücken repräsentieren und dank passender Bohrungen in einfacher D.I.Y.-Weise austauschbar sind.
Hat jede Bassbrücke ihren eigenen Sound?
Nach meinen bisherigen Erfahrungen würde ich diese Frage mit „Ja“ beantworten. Ich muss jedoch zugeben, dass ich mir nicht zutraue, sogar bestimmten Materialien bestimmte Klangeigenschaften zuzuordnen.
Für dich ausgesucht
Für meinen persönlichen Geschmack ist hier eher die Gesamtkonstruktion der verschiedenen Bass-Brücken entscheidender – also wenig oder viel Masse etc.
Auf folgende Punkte wollte ich daher achten:
- Attack: Besitzen manche Brücken eine schnellere oder langsamere Ansprache als andere?
- Sustain: Nehmen verschiedene E-Bass-Brücken unterschiedliche Einfluss auf die Länge der Ausklingphase?
- Allgemeiner Sound: Verändern unterschiedliche Bass Bridges bestimmte Frequenzbereiche des Instrumentes (mehr oder weniger Bass, Mitten, Höhen)?
Um all dies herauszufinden, habe ich jeweils drei Klangbeispiele erstellt: Fingerstyle, Slapping und lange Noten. Auf diese Weise sollten alle angesprochenen Aspekte zur Geltung kommen.
Vergleich E-Bass-Brücken – unsere Testkandidaten
Hier sind meine vier Kandidaten für den Vergleichstest von E-Bass-Brücken. Sie stehen für vier grundsätzlich unterschiedliche Bridge-Konstruktionen:
Gotoh VTB 4
- Art: Vintage-Blechwinkel aus Messing. Sehr einfache und leichte Konstruktion
- Einstellmöglichkeiten: Höhe der Saitenreiter, Intonation
- Gewicht: 79 Gramm
- „String Through Body“-Option: Nein
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Gotoh 201
- Art: Moderner Blechwinkel, deutlich massiver als Gotoh VTB 4, Material ebenfalls Messing
- Einstellmöglichkeiten: Höhe der Saitenreiter, Intonation
- Gewicht: 165 Gramm
- „String Through Body“-Option: Nein
- Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Allparts Omega Bass Bridge
- Art: Derivat der berühmten Badass-Brücke (bekannt durch Marcus Miller etc.). Setzt auf das „Prinzip Masse“. Große und hohe Grundplatte.
- Einstellmöglichkeiten: Höhe Saitenreiter, Intonation
- Gewicht: 214 Gramm
- „String Through Body“-Option: Nein
- Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Babicz FCH
- Art: Moderne und leichte Hightech-Brücke aus Aluminium mit erweiterten Einstell- und Arretierungsmöglichkeiten. (Die Brücke war leider zum Zeitpunkt des Vergleichs noch nicht wieder in Schwarz lieferbar.)
- Einstellmöglichkeiten: Höhe Saitenreiter, Intonation, Arretierung Saitenreiter in Höhe und Intonation
- Gewicht: 110 Gramm
- „String Through Body“-Option: Nein
- Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Video vom Vergleich aller E-Bass-Brücken
In diesem von mir produzierten Video könnt ihr alle Bridges im Direktvergleich hören und sehen:
Fazit
Ein paar generelle Punkte vorneweg: Jede Brücke macht ihren Job tadellos! Keine Brücke ist klanglich wirklich objektiv „besser“ als die andere – die Kaufentscheidung hängt eindeutig vom persönlichen Geschmack ab. Merkliche Unterschiede gibt es, aber diese haben eher mit dem Spielgefühl zu tun, spiegeln sich also nicht in voller Gänze in den Klangbeispielen wieder.
Sound
Die ursprünglich verbaute Vintage-Brücke (bekannt als „Blechwinkel“) klingt irgendwie immer „frech und spritzig“. Es gibt also durchaus gute Argumente für diese scheinbar „windige“ Konstruktion, auch wenn sie mitunter etwas harsch wirken kann. Alle anderen Brücken klangen im Vergleich über das gesamte Frequenzspektrum zwar ausgewogener, allerdings fehlte ihnen diese spezielle Spritzigkeit.
Zudem besitzen die Gotoh 201, die Allparts Omega und die Babicz FCH etwas mehr Substanz im Ton. Während die Gotoh 201 und die Babicz – abgesehen von der angesprochenen Ausgewogenheit und der tonalen Substanz – klanglich relativ neutral blieben, färbte die Allparts doch hörbar. Sie besitzt für meinen Geschmack (zumindest in dieser speziellen Konfiguration) eine leichte Anhebung der hohen Mitten. Das fördert natürlich auch das Attack, ist aber in Wahrheit eher eine Frage der Frequenzen.
Apropos Attack, hier liegt für meinen Geschmack ebenfalls der Blechwinkel vorne; Gotoh 201 und Babicz opfern im Vergleich etwas Attack zugunsten der Ausgewogenheit. Hier geht es aber wirklich nur um kleine Nuancen, insgesamt besitzen alle Kandidaten ein ausreichendes Attack.
Genauso verhält es sich mit dem Sustain: Hier scheint das „Prinzip Masse“ (Allparts, Gotoh 201) tatsächlich zu wirken. Die Masse hält durch ihre Trägheit die Schwingung in der Saite und verlängert somit die Ausklingphase. Aber auch hier gilt: Wir reden von marginalen Unterschieden, alle Brücken verfügen definitiv über ausreichendes Sustain für jede erdenkliche Situation.
Eine grobe stilistische Einordnung könnte daher lauten: Vintage und Allparts tunen den Bass mehr in Richtung für Rock, Blues und Heavy, Gotoh 201 und Babicz unterstützen Stilistiken wie Soul und Pop minimal besser.
Spielgefühl
Klingt komisch, aber mit den leichten E-Bass-Brücken (Gotoh Vintage und Babicz) spielt es sich auch „leicht“. Sie bringen eine schnelle Ansprache mit sich, und man hat das Gefühl, etwas weniger Kraft investieren zu müssen, damit die Saite in Schwung kommt.
Die Gotoh 201 lag knapp dahinter. Bei der Allparts hatte ich das Gefühl, den größten Aufwand betreiben zu müssen. Allerdings reden wir hier abermals nur von Nuancen in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich. Spürbar war es für mich aber trotzdem!
Optik
Die Optik spielt zumindest für mich durchaus eine gewisse Rolle – gerade bei einem P-Bass, der unbestritten zu den absoluten Klassikern der E-Bassmodelle gehört. In allen anderen Punkten hätte ich mich wahrscheinlich für die Babicz-Brücke entschieden. Auf dem Bass geblieben ist letztlich die Gotoh 201. Sie war klanglich nach der Babicz meine Nummer 2, passt aber optisch einfach besser zum Bass. Die Babicz hingegen landete auf einem Fender Meteora – und hat diesen tatsächlich merklich aufgewertet!
Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit diesem Vergleich von E-Bass-Brücken! Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt
Charly Bach sagt:
#1 - 02.12.2023 um 18:43 Uhr
Schwarze Hardware bis auf die Bridge in Chrom ist ein unhaltbarer Zustand? Aber genau so ist es doch. Genau so, wie ein Griffbrett in Palisander oder einem anderen dunklen Holz, und die Kopfplatte ist natur belassen. Geht gar nicht - in diesem Fall hat es gefälligst ein "matching headstock" zu sein. Ahorn Griffbrett auf Ahorn Hals und Ahorn Kopfplatte geht dann aber wieder zu ALLEN Korpus Farben. Und was noch geht: natur belassener Korpus in Esche, Ahorn oder sonstigen hellen Hölzern, Griffbrett dunkel und Kopfplatte dann wieder hell ist auch O.K. ;-) Hat jetzt nix unmittelbar mit dem Test zu tun, aber auch der deckt sich zu hundert Prozent mit MEINEN Vorlieben. :-)