Drop Tunings sind in Stilistiken wie Rock, Hardrock und Metal mit seinen vielen Untergenres enorm populär. Tiefer gestimmte Instrumente klingen fetter und tragen mit Verzerrung zu einer brachialen „Wall Of Sound“ bei. Die meisten Bassisten:innen nutzen aber dafür nicht einen Fünfsaiter mit tiefer B-Saite. Stattdessen wird die komfortablere Bespielbarkeit eines Viersaiters bevorzugt, zudem klingen Riffs mit Leersaiten komplett anders als mit gegriffenen Tönen. Drop Tunings stellen jedoch andere physikalische Herausforderungen an eine Saite als Standard-Stimmungen: Herkömmliche Viersaiter-Stärken klingen tiefer gestimmt nicht selten schwabbelig und bringen einen hohen Anteil an Nebengeräuschen mit sich. Außerdem fehlt “Druck”, denn für derart tiefe Frequenzen wurde die Saiten schlichtweg nicht konstruiert. Wir untersuchen heute, was der Markt aktuell an speziellen E-Basssaiten für Drop Tunings bereithält.
- Welche Drop Tunings gibt es?
- Was muss man bei Drop Tunings beachten?
- Welche Basssaiten für Drop Tunings gibt es?
- Basssaiten für Drop Tuning – Vergleich der Testkandidaten
- Dadarrio NYXL 0.55 – 110
- Dean Markley Extra Medium 0.50 – 110
- DR DDT 0.45 – 105 (auch 0.55 – 115 erhältlich)
- Ernie Ball Cobalt 0.55 – 110
- GHS H3045 0.50 – 115
- Rotosound RS 66 LE 0.50 – 110 (für Drop C nicht geeignet)
- Ernie Ball Beefy Slinky 0.65 -130
- Warwick Black Label 0.65 – 135
- Basssaiten für Drop Tuning – Fazit
Welche Drop Tunings gibt es?
Da der Begriff „Drop Tuning“ hier ständig verwendet wird, möchte ich zunächst kurz klären, was er eigentlich genau bedeutet und welches die häufigsten Drop Tunings sind. „To Drop“ heißt auf Deutsch „fallenlassen“: Eine oder mehrere Saiten werden also im Vergleich zur Standard-Stimmung E-A-D-G „fallengelassen“, was nichts anderes bedeutet, als dass sie tiefer gestimmt werden. Natürlich kochen manche Bands bzw. Bassisten:innen bei diesem Thema auch „ihre eigene Suppe“ mit zum Teil sehr individuellen Tunings, aber diese vier sind die gebräuchlichsten.
- D – A – D – G : Dies ist die herkömmliche Viersaiter-Stimmung mit einer auf D herunter gestimmten E-Saite
- Eb – Ab – Db – Gb bzw. D# – G# – C# – F#: Alle Saiten einen Halbton tiefer
- Db – Ab – Db – Gb bzw. C# – G# – C# – F#: Alle Saiten einen Halbton tiefer plus „E-Saite“ einen zusätzlichen Ganzton tiefer
- D – G – C – F: Alle Saiten einen Ganzton tiefer
- C – G – C – F: Alle Saiten einen Ganzton tiefer plus „E-Saite“ einen zusätzlichen Ganzton tiefer
Was muss man bei Drop Tunings beachten?
Hat man sich entschlossen, seinem Bass fette Saiten zu gönnen, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Bei vermutlich allen Viersaitern wird eine 110er-Saite gerade noch in die Kerbung des Sattels passen. Wenn es noch dicker wird, muss man den Sattel jedoch mit einer Rundfeile entsprechend bearbeiten. Oder man tauscht den Sattel komplett aus, um ihn bei einer eventuellen „Abrüstung“ wiederverwenden zu können.
Wichtig ist: Ganz ohne einen gewissen Aufwand funktioniert es nicht! Wer das passende Werkzeug nicht zur Hand hat und auch ungern an seinem Bass selbst herumfeilt, sollte hierfür den Weg in eine Fachwerkstatt suchen!
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Durch die deutlich dickeren Saiten ändert sich auch der Saitenzug und nach einer gewissen „Eingewöhnungszeit“ wird man die Spannung des Halsspannstabes korrigieren müssen. Wie das funktioniert, erfährst du hier. Gleiches gilt für die Saitenreiter an der Brücke – auch bei diesem Thema ist vermutlich etwas Einstellarbeit nötig. Die dafür erforderlichen Arbeitsschritte erlernst du hier.
Welche Basssaiten für Drop Tunings gibt es?
Aber braucht man eigentlich wirklich spezielle Saiten für Drop Tunings? Kann man nicht einfach einen Satz für Fünfsaiter kaufen und die G-Saite weglassen? Theoretisch ja, doch wäre das finanziell nicht sonderlich sinnvoll – und nachhaltig schon gar nicht! Die gute Nachricht: Aufgrund des erhöhten Bedarfs nach Saiten für Drop Tunings reagierten natürlich auch die Hersteller und bieten mittlerweile Viersaiter-Sätze mit entsprechenden Stärken an.
Zwei Herausforderungen gibt es dabei:
- Je dicker eine Saite im Vergleich zu ihrer Länge wird, desto undifferenzierter auch der Klang.
- Je dünner die Saite bei Drop Tunings ist, desto schwabbeliger ihr Spielgefühl. Viele Hersteller bieten einfach stärkere Saiten an, andere haben sich etwas mehr Gedanken gemacht und auch den Aufbau der Saiten verändert. Zum Beispiel einen strafferen Kern, der auch bei dünneren Saiten für mehr Steifigkeit sorgt.
Basssaiten für Drop Tuning – Vergleich der Testkandidaten
Bei den Materialien für Drop-Tuning-Saiten bleibt es bei den Klassikern Stainless Steel und Nickel Plated Steel mit ihren typischen klanglichen und haptischen Eigenschaften, die wir dir in diesem Artikel näherbringen. Ganz Stainless ist brillanter, „bissiger“ in den Höhen, besitzt etwas mehr Low End und fühlt sich rauer an. Nickel Plated Steel klingt etwas wärmer mit einer Präferenz in den tiefen Mitten und besitzt eine glattere Oberfläche.
Die Einteilung der Saitenspannung bzw. Spielgefühl in straff, mittel und flexibel bedeutet hier keine Welten, sondern Unterschiede in einem ein- oder niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Über den Klang kann sich jeder mithilfe des Videos und den Audiofiles sein eigenes Bild machen. Hier bewegen wir uns zweifellos im Bereich des Geschmacks.
Ich habe jeweils zwei Beispiele eingespielt: Ein „normales“ Drop-Tuning-Riff und eines mit langen Noten, um den Sound noch besser beurteilen zu können. Diese beiden Riffs sind jeweils einmal in Drop-D- und einmal in Drop-C-Tuning zu hören.
Bei allen Sätzen mit 110er-„Quasi-E-Saite“ stoßen wir bei Drop C natürlich schon etwas an die Grenzen – bei einigen Kandidaten führte dies aber nichtsdestotrotz noch zu guten Ergebnissen.
Die Sätze mit 130er- oder 135er-„Quasi-E-Saite“ sind natürlich nicht für Drop D, sondern für deutlich tiefere Tunings gedacht. “Drop D” würde bei diesen Strings bedeuten, sie deutlich HÖHER als das vom Hersteller bezweckte Tuning zu stimmen. Daher habe ich mich bei diesen auf die Drop-C-Stimmung beschränkt.
Dadarrio NYXL 0.55 – 110
- Material: Nickel Plated Steel
- Haptik: glatt
- Spannung: relativ straff
- Farbe: Silber
- Preis: 36,- (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Dean Markley Extra Medium 0.50 – 110
- Material: Stainless Steel
- Haptik: rau
- Spannung: mittel
- Farbe: Grau
- Preis: 25,90 (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
DR DDT 0.45 – 105 (auch 0.55 – 115 erhältlich)
- Material: Stainless Steel
- Kern / Seele: Hexacore (sechseckig) und beschichtet, daher straffer bei Drop Tunings
- Haptik: rau
- Spannung: flexibel
- Farbe: Silbergrau
- Preis: 37,- (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Ernie Ball Cobalt 0.55 – 110
- Material: Stainless Steel
- Haptik: rau
- Spannung: mittel
- Farbe: Silbergrau
- Preis: 32,- (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
GHS H3045 0.50 – 115
- Material: Nickel Plated Steel
- Haptik: glatt
- Spannung: relativ straff
- Farbe: Silber
- Preis: 29,90 (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
Rotosound RS 66 LE 0.50 – 110 (für Drop C nicht geeignet)
- Material: Stainless Steel
- Haptik: rau
- Spannung: mittel
- Farbe: Silbergrau
- Preis: 19,90 (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
(Bei den Soundfiles der Rotosounds fehlen die “Drop C”-Beispiele, da diese Saiten für dieses Tuning nicht geeignet sind.)
Ernie Ball Beefy Slinky 0.65 -130
- Material: Nickel Plated Steel
- Haptik: glatt
- Spannung: relativ straff
- Farbe: Silber
- Preis: 26,- (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
(Bei den Soundfiles der Beefy Slinkys fehlen die “Drop D”-Beispiele, da diese Saiten durch ihre Dicke eindeutig für Tunings deutlich unterhalb des tiefen D entwickelt wurden.)
Warwick Black Label 0.65 – 135
- Material: Stainless Steel
- Haptik: rau
- Spannung: relativ straff
- Farbe: Silbergrau
- Preis: 35,- (Stand September 2022)
Produktseite auf thomann.de (Affiliate-Link)
(Bei den Soundfiles der Warwick Black Label-Saiten fehlen die “Drop D”-Beispiele, da diese Saiten durch ihre Dicke eindeutig für Tunings deutlich unterhalb des tiefen D entwickelt wurden.)
Basssaiten für Drop Tuning – Fazit
Zunächst muss man festhalten, dass wir es hier mit Basssaiten äußerst renommierter Hersteller zu tun haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass nahezu alle Kandidaten die Anforderungen erfüllten und das Feld relativ nah beieinander liegt. Auch bei Drop-Tuning-Basssaiten gelten grundsätzlich natürlich die klanglichen Eigenschaften von Stainless und Nickel Plated Steel. Überraschungen sind hier nicht zuerwarten; man kann also ohne Sorge zum bevorzugten Saitenmaterial greifen. Im Prinzip haben wir es bei den getesteten Saiten mit einer dickeren Version der regulären Sätze der Hersteller zu tun.
Einzig die Company DR mit ihren DDT-Saiten stach für mich aus dem breiten Feld etwas heraus, denn dem Hersteller ist es gelungen, trotz herkömmlicher Saitenstärke von 0.45 – 105 (dickere Stärken sind auch erhältlich!) eine ausgezeichnete Saite für Drop Tunings zu kreieren, welche einen transparenten Ton inklusive angenehmer Bespielbarkeit bietet. Erreicht wird dies mit einem hexagonalen und beschichteten Kern, der auch gleichzeitig für mehr Langlebigkeit sorgt. Geht es abgrundtief in den Keller, wie zum Beispiel bei einer Drop-C-Stimmung, stößt man natürlich auch bei DR unweigerlich an die Grenzen der Physik.
Ausreißer in die andere Richtung waren für mich Rotosound: Mit ihren 0.50 – 110 war hier ein Drop C nicht mehr zu machen. Zur Verteidigung: Generell ist eine 110er-Saite etwas dünn für Drop C – bei einigen Mitbewerbern wurde dieses Ziel aber dennoch erreicht!
Zu beachten ist noch, dass die Ernie Ball Beefy Slinkys und die Warwick Black Label eindeutig für Tunings unterhalb von Drop D konzipiert wurden. Ein Stimmen auf Drop D würde hier also bedeuten, die Saiten ÜBER das vom Hersteller vorgesehene Tuning zu bringen. Die Folge wäre ein viel zu straffer Saitenzug. Seid euch daher unbedingt über das oder die vorgesehenen Tuning(s) im Klaren!
Viel Spaß beim Vergleichen und Experimentieren und bis zum nächsten Mal!
Thomas Meinlschmidt
Dan sagt:
#1 - 13.09.2022 um 14:30 Uhr
Von Pyramid gibt es noch einen Satz stainless steel der speziell für Drop C angeboten wird. Habe ich aktuell in Verwendung. Danke Thomas!
Thomas sagt:
#1.1 - 14.09.2022 um 08:43 Uhr
Immer wieder gerne, Dan LG Thomas
Antwort auf #1 von Dan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMikel Rohmert sagt:
#2 - 27.02.2023 um 05:55 Uhr
Zum Thema Rotosound - ich nutze die Billy-Sheehan-Signature, 0,43 - 1,10 und spiele Drop-C. Eigentlich problemlos, was habe ich noch nicht erkannt...? Gruß Mikel