Praxis
Polygogo im Einsatz
Der monophone Polygogo Oszillator besitzt insgesamt neun CV Eingänge, von denen man manche kennt, manche aber völlig neu sind. Da wir es mit einer ganz neuen Art der Synthese zu tun haben, wollen wir doch einmal durch die einzelnen Parameter gehen. Beginnen wir also ganz links und wir sehen den v/oct Eingang, den Slider und das Fine Tuning für die Tonhöhe. So weit, so bekannt.
Rechts daneben wird es mit dem Parameter „Order“ dann schon spannend: Ist der Slider ganz unten, zeigt sich auf dem Bildschirm eine Linie und wenn wir jetzt den Slider langsam nach oben schieben faltet sich die Linie zu einem Dreieck auf, wird dann zu einem Viereck und so immer weiter, bis die Ecken immer größere Winkel haben und wir schließlich ganz oben bei einem Kreis landen. Sind wir beim Kreis angelangt, hören wir einen Sinuston, wenn wir jetzt wieder mit dem Slider nach unten gehen kommen immer mehr Obertöne dazu. Beim Parameter „Order“ kommen dann aber auch noch zwei der drei Taster auf der rechten Modulhälfte dazu, nämlich „Regular“ und „Order“, welche die Verhaltensweise leicht ändern. So wird im Modus „Regular“ nicht zwischen den verschiedenen Vielecken interpoliert, sondern es wird von einem zu anderen gesprungen. Im Klangbeispiel kann man dabei kann man auch sehr schön die Obertonreihe hören und so erinnert „Order“ vielleicht am ehesten an einen Tiefpassfilter knapp an der Selbstresonanz.
Der „Teeth“ Parameter dreht die Seiten der n-Ecke um die 90°-Achse und so wird aus einem Sechseck zum Beispiel ein Stern mit sechs Strahlen. Klanglich lässt sich das vielleicht am ehesten mit einem Hochpassfilter vergleichen.
Der vierte Parameter, „Roll“, bringt das ganze Muster zum Rotieren. In einem langsamen Tempo hat das vor allem Auswirkungen auf das Panning, der Klang oszilliert dann hörbar zwischen dem rechten und linken Kanals. Dreht man das Tempo auf wird daraus allerdings Amplitudenmodulation und der Klang ändert sich ganz erheblich.
Und damit kommen wir zu den beiden letzten Parametern auf der linken Hälfte des Moduls. Hier finden wir einen FM Operator mit den üblichen Parametern „Ratio“ und „Amount“, mit denen man die Tonhöhe und die Lautstärke des modulierenden Oszillators einstellen kann. Und das hört sich ganz typisch wie FM an, im Zusammenhang mit den anderen Reglern entstehen aber tolle Klanggemälde und man braucht eigentlich überhaupt kein anderes Modul mehr – mit dem Polygogo am Start ist der Abend schnell vorbei. Der dritte und letzte Taster auf der rechten Gerätehälfte namens „OP ratio“ quantisiert dabei die Tonhöhe des FM Operators, genauso wie wir das oben schon beim „Order“ Parameter und dem Taster „Regular“ gesehen haben.
Audiobeispiele zu E-RM Polygogo
Finaler Eindruck
Jetzt sind wir auch schon durch, die restlichen Elemente auf der rechten Seite haben wir ja oben schon erwähnt. Zusammen genommen ergeben sich damit wirklich reichhaltige Möglichkeiten der Klanggestaltung und das in einem einzelnen Gerät und wie gesagt – man kann allein mit diesem Oszillator schon viele Stunden der Klanggestaltung verbringen. Der Polygogo ist vielleicht weniger für abgrundtiefe Bässe geeignet, denn für allerlei Fahrten durch das Obertonspektrum, die dann mit dem Wavefolder von zart bis heftig angezerrt werden können. Dabei hat der Sound ganz klar eine digitale Anmutung, aber das ist ja nichts negatives und anders wäre dieses komplexe Zusammenspiel der Parameter auch gar nicht möglich. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang das Zusammenspiel mit der analogen Welt der CVs, die makellos funktioniert. Auch bei hoher Belastung durch viele verschiedene Modulationen leistet sich der Polygogo keine Macken. Und das alles mit einer wirklich durchdachten Oberfläche und mit diesem – ich habe es schon erwähnt – wunderschönen Bildschirm.
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Ein bisschen Kritik
Einen, nein zwei Wermutstropfen gibt es: Zum einen gibt es bei hohen Frequenzen durchaus Aliasing, aber sofern man das weiß kann man es vermeiden. Das andere ist die fehlende Anleitung. Ich habe bei E-RM angerufen ob die noch kommt, aber das ist wohl nicht geplant und so musste ich mir die eine Hälfte selbst zusammenreimen, die andere aus Youtube Videos lernen. Wer sich schwer tut mit einer Black Box, und alles lieber genau wissen will, hat hier ganz schön zu kämpfen und das geht bei einem Gerät in dieser Preisklasse einfach nicht. Ansonsten ist der Preis für das Gebotene aber sicher angemessen, gerade im Vergleich mit vielen anderen Modulen aus der Eurorackwelt.
Thomas Columbo sagt:
#1 - 07.07.2020 um 00:19 Uhr
IMHO nur Blendwerk aus Berlin. Der Sound leider grottig und simpel. Aber der Bildschirm ist schon geil...Hat das noch irgendwas mit Musik zu tun???