Praxis
Sound
Auch wenn man sich am Tubescreamer orientiert hat, ist das Pedal keine Kopie, sondern so etwas wie ein Sammelsurium aller möglichen Modifikationen und Erweiterungen. Einen ähnlich vielseitigen analogen Verzerrer habe ich noch nie gespielt. Hier bleibt wirklich kein Auge trocken. Allerdings kann ich euch wegen der zahlreichen Einstellmöglichkeiten nur eine kleine Auswahl an Sounds präsentieren, aber die haben es in sich. Das Pedal verfügt über zwei Gainstufen, die nicht nur verschiedene Verzerrungsgrade haben, sondern auch etwas unterschiedlich auflösen. Um euch einen Eindruck von den verfügbaren Gainreserven der beiden Kanäle zu geben, habe ich in den beiden ersten Audiofiles ein einfaches Riff mit jeweils vier Einstellungen eingespielt. Der Gainregler steht zuerst auf 9 Uhr, gefolgt von 11 Uhr und 14 Uhr und der maximalen Einstellung. Hier Gain A:
Der zweite Gainregler zerrt feinporiger als der erste Kanal und bietet insgesamt mehr Crunch. Auch hier ist die Zerrstruktur absolut ausgeglichen und sauber.
Der Voice-Regler ist ein Drehstufenschalter mit sechs Positionen. In der ersten Position arbeitet das Pedal ohne Clipping-Diode. Diese Einstellung bietet zwar die geringste Verzerrung, dafür aber den offensten Sound. Die darauffolgenden Schalterstufen sind mit unterschiedlichen Dioden bestückt, die nicht nur unterschiedliche Zerrstrukturen bieten, sondern mit zunehmender Schalterstellung auch immer höhere Verzerrungen ermöglichen. Gleichzeitig muss man die Lautstärke immer weiter erhöhen, weil der Ausgangspegel durch die immer höher werdende Kompression nach und nach leiser wird. Hier die sechs Schalterstellungen, beginnend in Position 1.
Kommen wir zum Bandwidth-Regler. Mit seiner Hilfe lässt sich bestimmen, wie fett der Eingang des Pedals angefahren wird. Geht man hier mit zu viel Bass in die Bratstufe, verschluckt sich der Sound regelrecht. Mit Humbuckern erhält man so schnell einen völlig undifferenzierten Matsch, wogegen man den Sound von dünnen und hell klingenden Singlecoils gut untermauern kann. Das Audiofile beginnt in der ersten Position, die nur wenig Bass durchlässt und endet mit der fünften und fettesten Einstellung.
Die beiden Bright- und Buffer-Schalter wirken sich vorwiegend auf den Obertonbereich aus. Dabei hat man den Spagat zwischen Durchsetzungskraft und süßen Höhen perfekt hinbekommen. Bei aktiven Gitarren oder einem davorgeschalteten Pedal, das mit einem Buffer ausgestattet ist, passiert hier natürlich nichts. Zuerst hört ihr das Pedal ohne Brightswitch und Buffer. Danach schalte ich den Bright-Switch ein und im letzten Teil aktiviere ich dann auch noch den Buffer.
Das Pedal ist zwar nicht ganz so abhängig von der Eingangsstufe des Gitarrenamps wie ein Tube Screamer, aber mit einem leicht angezerrten Vox- oder Marshall-Klassiker ist man hier immer auf der sicheren Seite. Um das Ergebnis nicht zu sehr zu verfälschen, habe ich meinen alten Marshall JMP nur minimal in die Sättigung gefahren und das Pedal mit Gain B und maximaler Verzerrung integriert. Zu hören sind drei Audiobeispiele mit verschiedenen Voice-Einstellungen.
Mit aktiviertem Buffer klingt das Pedal noch straffer, was sich im Zusammenspiel mit meiner alten Stratocaster, die nachträglich mit Kloppmannpickups bestückt wurde, in einem obertonreicheren Sound äußert. Der Sound ist klassisch und tendiert nie in Metallregionen. Gleichzeitig lässt er auch mit viel Verzerrung den Eigenklang der Gitarrenkonstruktion unangetastet.
Freigeist sagt:
#1 - 09.02.2020 um 21:16 Uhr
Ein ausgezeichneter Test, Robby, wie alle deine Tests! Daran sind auch sehr maßgeblich deine tollen Riffs beteiligt, bei denen du lobenswerterweise, ganz im Gegensatz zu einem Kollegen, vor allem auch die so wichtigen h ö h e r e n Saiten und h ö h e r e n Lagen der Gitarre solistisch bespielst. Denn nur s o kann man sich ein Bild davon machen, was einen an Klang bei einem Solo erwartet. Wer bei den Tests hauptsächlich nur auf der A-D-und G-Saite herumschrubbt, vermittelt dem interessierten Leser nämlich kein Bild für den Klang bei den Solos. Und ich gehe sehr davon aus, dass nicht nur Rhythmusgitarristen etwas von den Tests haben sollen. Deine und die Tests von Thomas sind die Testberichte, die ich am liebsten studiere!