Praxis
Die Halterungen sind nicht optimal konzipiert
Zunächst befestige ich die vier DM20-Mikrofone des Earthworks CMK4 an den Trommeln. Dabei fällt mir wieder auf, warum ich kein großer Freund von Spannreifenhaltern bin. Obwohl die RM1 insgesamt durchaus zufriedenstellend funktionieren, stört die Idee der an verschiedene Spannreifen anpassbaren Konterstücke. So verbringe ich einige Zeit damit, die richtige Einkerbung zu finden, was bei eng stehenden Trommeln wie der Snaredrum eine fummelige und nervige Angelegenheit sein kann. Freunde farbiger Kesselhardware sollten zudem aufpassen, dass sie sich mit dem oberen, ungepolsterten Teil der Halterung nicht die schicke schwarze oder goldene Beschichtung beschädigen. Ansonsten funktioniert alles einwandfrei, woran die zuverlässig in ihren einmal gewählten Positionen verbleibenden Schwanenhälse einen großen Anteil haben. Als Schallquelle fungiert ein altes Yamaha-Recording-Schlagzeug in den Größen 10×8, 12×8, 18×16 und 24×14. Eine 14×5 Zoll große Tempest-Bell-Bronze-Snaredrum komplettiert das Kit. Bei der Fellbestückung kommt Standardware in Form weißer, einlagiger Schlagfelle vom Typ Ambassador zum Einsatz, bei den Resos geht es durchsichtig zu. Um einen Vergleich zu haben, nehme ich zunächst mit meinen eigenen Mikrofonen auf. Dabei handelt es sich um dynamische Modelle, nämlich ein Telefunken M80 an der Snaredrum, jeweils ein Electro-Voice N/D468 an den beiden kleinen Toms und ein N/D868 Bassdrum-Mikrofon am dicken 18er. Dies habe ich extra so gewählt um herauszufinden, wie das DM20 mit dem Bassdruck des großen Floortoms umgeht. Apropos Druck: In der Bedienungsanleitung weist Earthworks darauf hin, dass der Output der DM20 an manchen Preamps zu „heiß“ sein kann. Dies ist an meinem RME-UFX-Interface der Fall, für ausreichend Headroom sollte hier zu einem externen Pad gegriffen werden. Die für die Soundfiles verwendeten Sebatron-Röhren-Preamps verfügen ihrerseits über integrierte Pads sowie einen regelbaren Output, wodurch das Problem nicht auftritt.
Klanglich geht es detailliert und räumlich zu
Sowohl mit meinen eigenen Vergleichsmikrofonen als auch dem CMK4-Set habe ich jeweils drei Grooves eingespielt. Die erste Beurteilung der Soundfiles zeigt schon deutlich, in welche Richtung es klanglich geht. Muss ich bei anderen dynamischen Testmikrofonen schonmal nachsehen, welches Modell ich gerade höre, ist die Identifikation bei den Earthworks einfach. Die Begriffe offen und realistisch treffen zu, gleichzeitig vermittelt die Tiefenstaffelung eine schöne Räumlichkeit. Im ersten Durchgang hört ihr die Snaredrum sowie die drei Toms in Kombination mit meinen AKG-C214-Overheads. Auffällig ist, wie detailliert die DM20 auch die Übersprechungen des Snare-Teppichs sowie die getretene Hi-Hat übertragen.
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An der Snare fangen die DM20 alle Feinheiten ein
Im zweiten Durchgang habe ich eine Figur gespielt, welche die Snaredrum in den Vordergrund stellt. Obwohl das Telefunken-M80-Vergleichsmikro ein durchaus „kondensatormäßig“ klingender Schallwandler ist, präsentiert sich das DM20 nochmals deutlich offener. Achtet dabei auf die Übersprechungen der Hi-Hat, die wesentlich akzentuierter abgebildet wird. Das Soundfile klingt spitzer und nahezu pedantisch, während das M80 seine dynamische Bauweise nicht verhehlen kann. Der bekannte Fokus auf die Mitten und ein leichtes Näseln obenrum lassen es jedoch druckvoller klingen. Trotzdem gefällt mir das DM20 sehr gut. Geeignet dürfte es besonders für Freunde eines sehr offenen Snaresounds sein, die kein zweites Mikrofon für die untere Seite der Trommel verwenden möchten. Auch Besenarbeit klingt sehr gut und plastisch mit den DM20. Hier könnt ihr euch beide Mikros einmal im Kit sowie solo anhören.
An den Toms herrscht Perfektion statt Rock ‘n’ Roll
Der dritte Groove stellt die Toms in den Vordergrund. Sehr offen und plastisch tönen die mittelhoch gestimmten beiden kleinen Toms in zehn und zwölf Zoll aus meinen Monitoren.
Mit den DM20 überkommt mich das sagenumwobene Gefühl, eine aufgenommene Quelle tatsächlich so zu hören, wie sie im Raum klingt. Der Stockanschlag wirkt abgegrenzter als mit den N/D468-Vergleichsmikrofonen und statt deren typisches „Tauchspulenbäuchlein“ nachzuahmen, konzentrieren sich die Testkandidaten nach dem Attack darauf, die Modulation der Trommeln möglichst originalgetreu abzubilden. Noch klarer wird das beim 18er-Floortom, welchem das N/D868 einen fetten Schub bei etwa 80 Hertz andichtet. Im Vergleich klingt das DM20 dünn – fairerweise muss man auch hier anmerken, dass das Ergebnis eher der Realität entspricht. Rock ‘n’ Roll sind die DM20 damit nicht – wer es gutmütig und fett mag, ist mit den edlen Amis an der falschen Adresse.