EastWest Quantum Leap Pianos Test

Installation und Registrierung
Wie die „großen“ East West Quantum Leap Pianos enthält auch die Gold Edition vier verschiedene Konzertflügel: Bechstein 280, Steinway D, Bösendorfer 290 Imperial und Yamaha C7. Die Flügel können auch einzeln installiert werden. Wenn der Platz auf der Festplatte begrenzt ist oder nicht alle Instrumente benötigt werden, muss man also nicht grundsätzlich die gesamte Library installieren. Im Karton befinden sich neun Dual-Layer-DVDs. Diese enthalten jeweils bis zu 7,5 GB Daten. In der beiliegenden Installationsanleitung wird gleich am Anfang davor gewarnt, dass die Installation viel Zeit in Anspruch nimmt – und die Anleitung übertreibt nicht. Die komplette Installation dauerte auf meinem anderthalb Jahre alten MacBook Pro über vier Stunden; inklusive Updates und Autorisierung waren es dann an die fünf. Das sind die Momente, in denen man sich einen Assistenten wünscht, der die DVDs wechselt, während man sich schon längst einen schönen Abend macht … Selbstverständlich können (und sollten) die Sampledaten auf eine separate Festplatte ausgelagert werden – idealerweise auf eine eigens dafür reservierte, schnelle interne Platte.

Nach der Geduldsprobe Installation folgt die Autorisierung der Software. East West verwendet das PACE-iLok-System, wofür ein separat erhältlicher USB Kopierschutz-Dongle notwendig ist – wer noch keinen hat, muss sich für gut 30 Euro einen kaufen. Der iLok kann dafür dann aber auch Lizenzen für diverse andere Softwareprodukte aufnehmen. Außerdem braucht man zur Registrierung unbedingt einen Internetzugang. Sollte der Musikrechner nicht im Netz sein, kann man die Lizenz auch auf einem anderen Computer mit Internetzugang auf den iLok aufspielen. Das Autorisierungstool führt durch das Anlegen eines Accounts bei soundsonline.com und die Eingabe des Autorisierungscodes, woraufhin die Lizenz geprüft und auf dem iLok hinterlegt wird.

Der iLok USB-Key von PACE
Der iLok USB-Key von PACE

Der große Vorteil von Dongle-Kopierschutzsystemen wie iLok liegt darin, dass man die Lizenz mit dem Kopierschutz-Stecker quasi „mitnehmen“ kann. Die Software kann also auf mehreren Rechnern installiert werden und wird mittels iLok immer dort freigeschaltet, wo man sie gerade braucht. Ich finde das deutlich angenehmer als zum Beispiel das „Challenge-and-Response“-Verfahren, das beim Rechnerwechsel (etwa nach Ausfall des Studiorechners) regelmäßig für Stress sorgt. Nur verlieren sollte man den iLok-Dongle lieber nicht …

Neben dem Software-Instrument und den Sample-Daten enthalten die DVDs auch die beiden Handbücher im pdf-Format. Ein gedrucktes Handbuch liegt nicht bei. Die beiden Manuals sind informativ und ausführlich. Obwohl sich die Software auch ohne Lesen der Anleitung intuitiv bedienen lässt, lohnt sich ein Blick in die Handbücher, um einen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Libraries, die verwenden Verfahren und die Funktionalität zu erhalten.

Die PLAY-Engine
Für die Sample Libraries der East West Quantum Leap Serie hat East West einen speziellen Sampleplayer entwickelt. Dieser hört auf den naheliegenden Namen „PLAY“ und ermöglicht die intuitive Steuerung der umfangreichen Libraries. PLAY kann standalone oder als Plug-In im Sequenzer betrieben werden (AU / VST). Neben den East West Quantum Leap Pianos wird PLAY auch für einige weitere Produkte des Hauses eingesetzt, darunter das East West Quantum Leap Symphonic Orchestra sowie die East West Quantum Leap Symphonic Choirs. Je nach geladenem Programm verändert das Software-Instrument dabei geringfügig sein Erscheinungsbild, um die jeweils benötigten Bedienelemente bereitzustellen.

Neben dem globalen Hauptmenü sowie einem „Settings“-Dialog, die dem Laden und Speichern von Presets und der Einstellung bestimmter Parameter dienen, verfügt PLAY über zwei Hauptansichten. In der Browser-Ansicht erfolgt das Laden der Klangprogramme. Dabei kann auf alle am Computer angeschlossenen Laufwerke zugegriffen werden. In einer Favorites-Liste kann man sich eine individuelle Auswahl der persönlichen Lieblingssounds zusammenstellen. Die Samples werden nur zu einem kleinen Teil in den Arbeitsspeicher geladen – der überwiegende Teil der Daten wird in Echtzeit von der Festplatte geholt.

Playerseite links: Velocity-Kurve, Articulation Browser, Envelope
Playerseite links: Velocity-Kurve, Articulation Browser, Envelope

Auf der Player-Seite stehen verschiedene Parameter zur Beeinflussung des geladenen Programms zur Verfügung. Links oben kann man hier zunächst einmal den MIDI-Kanal, Transposition und die Velocity-Kurve einstellen. Neben einer Liste zum Aktivieren und Deaktivieren der in einem Programm enthaltenen Artikulationen gibt es eine AHDSR-Hüllkurve, mittels derer man das Ein- und Ausschwingverhalten der Samples steuern kann. Abgesehen davon, dass ein Herumfrickeln an der Hüllkurve bei einem Klavierklang ein enormes Potential zum „Verschlimmbessern“ bietet, fand ich die Bedienung der Envelope etwas fummelig. Es gibt weder gerasterte Potis noch eine genaue Wertanzeige, sodass ein Zurückkehren zur vorherigen Einstellung reine Glückssache ist.

Playerseite rechts: Faltungshall, Lid Position, Mikrofonmixer
Playerseite rechts: Faltungshall, Lid Position, Mikrofonmixer

Eine erfreuliche Beigabe zu dieser Library ist der eingebaute Faltungshall. Dieser lässt sich zwar nur im Raumanteil verstellen, bietet aber über 50 verschiedene Impulsantworten. Unter anderem ist der gleiche Raum enthalten, der auch bei der Produktion des East West Quantum Leap Symphonic Orchestras zum Einsatz kam. So lassen sich die Pianosounds bei Bedarf auch nahtlos in eine Orchesterproduktion einfügen.

Die „Lid Position Control“ dient der Simulation des Öffnens und Schließens des Flügeldeckels. Hierbei handelt es sich wohlgemerkt tatsächlich um eine Simulation. Die Flügel wurden alle mit offenem Deckel aufgenommen. Bewegt man den Regler in Richtung „Closed“, werden die Samples leicht gedämpft, um den Eindruck eines geschlossenen Deckels zu erwecken. Die Einstellung ist daher im Gegensatz zu einem echten Flügel auch stufenlos möglich. In der Praxis funktioniert die Simulation ausreichend gut, konnte mich letztlich aber nicht vollends überzeugen.

Audio Samples
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Steinway D Bechstein 280

Mittels der Stereo-Spread-Funktion lässt sich die Breite des Stereoklangbildes einstellen. Außerdem kann man hier die beiden Stereokanäle vertauschen, um das Piano quasi umzudrehen.

In der Vollversion der Library dient die „Microphones“-Sektion der Anpassung der Pegel der einzelnen Mikrofonpaare (Close, Player und Room). Da die getestete Gold Edition nur die Player-Mikrofonposition enthält, ist dieser Bereich hier bedeutungslos. Versucht man, die anderen Mikrofonpaare zu aktivieren, erhält man eine entsprechende Nachricht mit einem Link zum Upgrade auf die Vollversion.
Praktisch ist die Anzeige der CPU- und Disk-Belastung im unteren Bereich des Playerfensters. Außerdem erhält man dort einen Überblick über die verwendeten Stimmen und den belegten Arbeitsspeicher.

Die Pianos
Die vier enthaltenen Konzertflügel liegen jeweils in verschiedenen Ausführungen vor, die je nach Bedarf die verfügbaren Artikulationen miteinander kombinieren. So kann man lange Ladezeiten und einen großen Ressourcenhunger vermeiden, wenn man nicht alle Spielweisen benötigt. Für jeden Flügel steht aber auch ein „Master“-Patch bereit, das sämtliche Bestandteile enthält. Außerdem gibt es alle Flügel zusätzlich in einer „DYN“-Variante, die die einzelnen Velocity-Layer anders miteinander kombiniert. Abhängig von der Musik, den Spielgewohnheiten und der verwendeten Tastatur kann diese Variante gelegentlich bessere Ergebnisse als das Master-Patch bringen. Hier ist Ausprobieren angesagt.

Alle Flügel verfügen über Sustain-Samples (lange Noten), Repetitionen (Notenwiederholungen), Soft-Pedal-Samples (lange Noten mit Soft-Pedal / Una Corda), Staccato- sowie Release-Samples. Die Sustain-Samples, Repetitionen und Soft-Pedal-Samples gibt es außerdem jeweils ohne und mit Haltepedal. Da wir es mit Klaviersounds zu tun haben, erfolgt die Umschaltung zwischen den Spielweisen logischerweise nicht über Keyswitches oder Ähnliches, sondern wird von der Software je nach Bedarf vorgenommen. Die Repetitionen dienen der Vermeidung des berüchtigten „Machine-Gun-Effekts“, also dem künstlichen Klang, der durch wiederholtes Abspielen desselben Samples entsteht. Sie werden von PLAY an den betreffenden Stellen automatisch einfügt.  Besonders positiv wirken sich die separaten Haltepedal-Samples aus. Hält man bei einem Flügel das Haltepedal gedrückt, so werden zusätzlich zum gespielten Ton auch die Saiten der dazu gehörigen Obertonreihe leicht in Schwingungen versetzt. Dieses Verhalten, das maßgeblich zur Tiefe und Vielschichtigkeit eines natürlichen Klavierklangs beiträgt, wird durch diese Samples nachgebildet. Natürlich ist es damit immer noch nicht möglich, sämtliche gegenseitigen Beeinflussungen der einzelnen Saiten naturgetreu einzufangen. Dennoch können diese Samples überzeugen und führen zu einem Haltepedal-Klang, der einem bloßen Verlängern der Noten weit voraus ist.

Audio Samples
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Steinway D

Die zusätzlichen Staccato-Samples können vom Spieler während des Spiels mit dem Modulationsrad aktiviert werden. Das ist eine schöne Option, macht aber für mein Gefühl bei einem Klaviersound wenig Sinn. Die Funktion lässt sich nur dann sinnvoll einsetzen, wenn man mit einstimmigem Material arbeitet, oder mit Musik, bei der sämtliche Stimmen jeweils gleichzeitig ins Staccato wechseln. Bei Musik, die zur gleichen Zeit Legato- und Staccato-Noten enthält (etwa in der linken und rechten Hand), kommt man damit nicht weit. Außerdem hat man beim Klavierspiel selten eine Hand für das Modulationsrad frei … Ich denke, dass diese Funktion bei den meisten Anwendern deshalb ein Nischendasein fristen wird. Trotzdem ist es natürlich schön, Staccato-Samples für bestimmte Anwendungen parat zu haben.

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Profilbild von Jens Burg

Jens Burg sagt:

#1 - 05.01.2014 um 18:06 Uhr

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toller Artikel. Ich habe die Gold Edition gekauft. Allerdings scheint einer der "Bausteine" in meinem System nicht so gut zu funktionieren. Weiss jemand den Fehler ? (der Klang ist dumpf und dünn): Mac mini Quad core i7 16GB RAM, Audiointerface Komplete Audio 6 und als Keyboard ein Yamaha Clavinova CLP170 von 2005 .

Profilbild von Frederic Bernard

Frederic Bernard sagt:

#2 - 29.09.2017 um 21:36 Uhr

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Auch nach Jahren immer noch meine Lieblings Klavierlibrary. Besonders Steinway und Bösi sind edel!
Frederichttp://fredericbernardmusic...

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Markus Balz sagt:

#3 - 28.09.2023 um 16:31 Uhr

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Ich finde auch, ein sehr anregender Testbericht, habe gerade noch zum Testen eine der letzten Goldversionen des Steinways bekommen, aber, auch wenn der Steinway grundsätzlich sehr gut klingt, machen die Velocities erhebliche Probleme, die Übergänge zu den f Samples zu hart, manche Töne mit Pedal klinegn ganz anders als ohne und der Nachbarton dann schon wieder anders, damit kann man nicht sonderlich fein spielen, entweder sachte oder eben kräftiger, schade.

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