Praxis
Ressourcenbedarf
Obwohl es sich bei der Gold Edition um eine bewusst auch für etwas schwächere Computer konzipierte Version handelt, sollte man den Leistungsbedarf nicht unterschätzen. Auch die „kleine“ Version stellt durchaus ihre Ansprüche. In erster Linie ist hier eine wirklich schnelle Festplatte gefragt. Ich habe die Library zeitweise auf einem externen Laufwerk betrieben, das immerhin über Firewire 800 an einem nicht allzu alten MacBook Pro angeschlossen war, und wurde mit dieser Konfiguration nicht wirklich glücklich. Um eine optimale Performance zu erreichen, ist ein schnelles internes oder eSATA-Laufwerk zu empfehlen. Besonders, wenn viel mit dem Haltepedal gespielt wird, kommt die Festplatte wegen der sich auftürmenden Stimmenzahl sonst schnell nicht mehr hinterher.
Was die Prozessorleistung angeht, zeigte sich PLAY kompromissbereiter. Auf dem 2,4 Ghz MacBook Pro Core Duo stieg die Anzeige während dieses Tests selten über 8%. Wie alle datenintensiven Sample-Librarys benötigt auch die East West Quantum Leap Pianos Gold Edition recht lange für das Laden eines Sounds. Bis das Bösendorfer-Master-Patch in den Speicher geladen ist, vergehen schnell 50 Sekunden. Wenn der zu öffnende Song noch weitere Sample-Player mit großen Datenmengen enthält, kann sich das schnell zur Kaffeepause auswachsen.
Klang
East West Quantum Leap ist mit dieser Library dem Ziel, einen authentischen Klavierklang in Sampleform anzubieten, einen großen Schritt nähergekommen. Alle vier Flügel klingen auf ihre Weise gut.
Der Steinway D, der mich insgesamt am meisten überzeugt hat, hat einen sehr runden und edlen Klang. Der Diskant ist definiert und klar und auch im Fortissimo klingt der Flügel noch ausgewogen.
Der Bösendorfer Imperial 290 klingt insgesamt etwas bedeckter als der Steinway – manche würden es wohl als „warm“ bezeichnen. Das macht sich nicht nur in einem Jazzkontext gut. Der Bassbereich ist kraftvoll und mächtig. Als einziger Flügel besitzt er 97 statt 88 Tasten und ist daher für bestimmte Klaviermusik des 20. Jahrhunderts die logische Wahl.
Für dich ausgesucht
Der Bechstein 280 klingt oben herum etwas dünner und weniger zivilisiert. Besonders im Fortissimo scheint der Flügel ein wenig die Beherrschung zu verlieren und wirkt nicht mehr ganz so ausgewogen. Trotzdem hat er mir sehr gut gefallen – vor allem für Klaviermusik des 19. Jahrhunderts und Jazz würde meine Wahl wohl auf ihn fallen.
Der Yamaha C7 ist schon in natura der Popflügel schlechthin und dieser Erwartung wird er auch in dieser Library gerecht. Drahtig und knallig kommt er daher, wobei er ein wenig die Kultiviertheit der anderen Modelle vermissen lässt. Er setzt sich auch in dichten Arrangements gut durch und ist daher die erste Wahl für Popmusik. Allerdings hat sein bisweilen etwas scheppernder Klang auch eine schnell nervende Komponente.
Die Flügel stellen klanglich Vieles in den Schatten, was ich bisher im Bereich der Sample-Pianos gehört habe. Gepaart mit dem richtigen Masterkeyboard – diese Komponente sollte man nicht außer Acht lassen – erhält man ein Spielgefühl und einen Klang, der in dieser Perfektion noch nicht aus meinem Rechner kam. Die Instrumente wurden mit viel Akribie und Detailverliebtheit gesamplet. Mit den sehr gut gelungenen Haltepedal-Samples und den natürlichen Repetitionen ergibt sich eine erstaunlich gute Klaviersimulation. Ein bisschen bleibt das Urteil über den Klang natürlich Geschmackssache und auch ich kann mir Anwendungen vorstellen, für die eine andere Piano-Library besser geeignet sein könnte. Insgesamt haben mich der Klang und die Vielseitigkeit der East West Quantum Leap Pianos jedoch voll überzeugt. Zahlreiche weitere Klangbeispiele (u.a. auch Vergleiche mit anderen Klavier-Librarys) gibt es übrigens auf der Website von East West (www.soundsonline.com) zu hören.
Jens Burg sagt:
#1 - 05.01.2014 um 18:06 Uhr
toller Artikel. Ich habe die Gold Edition gekauft. Allerdings scheint einer der "Bausteine" in meinem System nicht so gut zu funktionieren. Weiss jemand den Fehler ? (der Klang ist dumpf und dünn): Mac mini Quad core i7 16GB RAM, Audiointerface Komplete Audio 6 und als Keyboard ein Yamaha Clavinova CLP170 von 2005 .
Frederic Bernard sagt:
#2 - 29.09.2017 um 21:36 Uhr
Auch nach Jahren immer noch meine Lieblings Klavierlibrary. Besonders Steinway und Bösi sind edel!
Frederichttp://fredericbernardmusic...
Markus Balz sagt:
#3 - 28.09.2023 um 16:31 Uhr
Ich finde auch, ein sehr anregender Testbericht, habe gerade noch zum Testen eine der letzten Goldversionen des Steinways bekommen, aber, auch wenn der Steinway grundsätzlich sehr gut klingt, machen die Velocities erhebliche Probleme, die Übergänge zu den f Samples zu hart, manche Töne mit Pedal klinegn ganz anders als ohne und der Nachbarton dann schon wieder anders, damit kann man nicht sonderlich fein spielen, entweder sachte oder eben kräftiger, schade.