Praxis
Als der EBS Microbass 3 bei mir ankam, habe ich direkt nach dem Auspacken meinen Kopfhörer und meinen Jazz Bass angeschlossen und einige Zeit mit dem Preamp geübt. Ich wollte zuerst herausfinden, ob der neueste EBS-Spross als Übungsamp eine gute Figur macht. Mich hat die Qualität des Kopfhörerverstärkers auf Anhieb überzeugt, denn er liefert einen sehr detailreichen Sound und arbeitet nahezu nebengeräuschfrei – so macht auch das stille Üben mit Kopfhörer richtig Spaß!
Noch wesentlich beeindruckender sind natürlich die Sounds und die Klangmöglichkeiten, wenn man den Preamp vor einen Amp klemmt oder das Signal direkt über die symmetrischen Ausgänge aufnimmt. Der cleane Kanal klingt auf eine sehr angenehme Art neutral und transparent, so lange man die Finger von den EQ-Reglern lässt. Der Sound wird nicht künstlich aufgepumpt oder eingefärbt.
Will man denn Bass aber in eine bestimmte Richtung trimmen oder an die Raumsituation anpassen, bietet der Microbass 3 unheimlich effektive und wohlklingende EQ-Features, mit denen auch sehr extreme Sounds möglich sind. Allem voran die semi-parametrische Mittensektion, die mit ihrem Regelbereich von 110 Hz – 5 kHz ein weites Spektrum für Klangvariationen bietet. Die fehlende Nuance für den Sound ist damit schnell gefunden und störende Raumresonanzen lassen sich ebenso leicht eliminieren.
Der Bassregler greift bei 60 Hz und wirkt wirklich heftig – schon bei sparsamen Dosierungen klingt der Bass deutlich voller und wuchtiger. Komplett aufgedreht gerät der Sound dann schon mal leicht aus den Fugen – hier sollte man also eher Vorsicht walten lassen! Etwas sensibler geht der Höhenregler zu Werke. Durch die relativ hohe Einsatzfrequenz bei 8 kHz klingt auch eine Anhebungen um satte 18 dB noch angenehm – der Sound wird einfach nur klarer und strahlender! In die andere Richtung bietet das Höhenband genügend Spielraum für gedämpfte Vintage-mäßige Sounds.
Der Dreiband-EQ ist also auf ganzer Linie gelungen, meckern könnte man höchstens bei den Reglern an sich, denn diese fallen gezwungenermaßen ziemlich klein aus. Eine präzise Dosierung kann damit möglicherweise schwerfallen, weil die einzelnen Bänder schon bei kleinsten Veränderungen bereits deutliche Veränderungen liefern!
Das war es aber auch wirklich schon, denn sogar die EQ-Presets, die bei der Konkurrenz gerne mal zu extrem abgestimmt sind und somit gerne über das Ziel hinausschießen, liefern beim Microbass 3 musikalisch sinnvolle Ergebnisse. Die Character-Einstellung macht den Sound fetter und geschmeidiger, und mit aktiviertem Bright-Preset wirkt der obere Bereich deutlich luftiger und offener – beides klingt in der Praxis total klasse! Ein ganz leichtes Rauschen produziert der EQ des Microbass 3 nur bei super extremen und ohnehin relativ sinnlosen Einstellungen – etwa, wenn man zusätzlich zum Bright-Feature noch die Höhen voll aufdreht.
Am Ende der cleanen Signalkette kann der Sound bei Bedarf mit dem integrierten Kompressor verdichtet werden. Und siehe da: Auch in dieser Disziplin liefert der Microbass 3 absolut überzeugende Ergebnisse! Der Kompressor färbt den Sound nur unwesentlich und wurde bei einer festen Ratio von 3:1 sehr gutmütig abgestimmt. Einen leichten – manchmal ja sogar durchaus erwünschten – Pumpeffekt bekommt man deshalb nur bei extremen Einstellungen. Und selbst um den Lautstärkepegel muss man sich kaum Gedanken machen, denn die automatische Gain-Kompensierung funktioniert absolut ordentlich.
Wie wir sehen, geht alleine schon mit dem cleanen Kanal des Microbass 3 erstaunlich viel. Wer allerdings auf bösere Sounds steht, kommt nicht drumherum, den Drive-Kanal mit dem Fußtaster zu aktivieren. Zur Belohnung gibt es dann erstklassige Zerrsounds in zahlreichen Varianten, denn auch beim Drive-Kanal hat EBS den Fokus auf große Flexibilität gelegt. Das beginnt natürlich wieder mit den EQ-Features, die hier ebenso effektiv arbeiten wie schon beim cleanen Kanal. Die Klangfarbe der Zerre lässt sich mit den durchstimmbaren Mitten sehr wirkungsvoll verändern und der Tone-Regler eignet sich hervorragend zum Abmildern von harschen Obertönen.
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Noch mehr Einfluss auf die Overdrive-Geschmacksrichtung bekommt man mithilfe der beiden Features “Gain” und “Type”: Für leicht angezerrte Crunch-Sounds fand ich die Lo-Gain und Deep-Type Einstellungen wirklich hervorragend, und wer auf Metal-mäßigere Sounds steht, schaltet einfach in den Hi-Gain-Modus und dünnt die Zerre mit dem Type-Schalter etwas aus.
Erfreulicherweise liefert die Overdrive-Schaltung eigentlich bei jeder Einstellung natürlich klingende, warme Sounds, und die Verzerrung reagiert zudem sehr sensibel auf die Spieldynamik. Reizt man dazu noch die Variationsmöglichkeiten voll aus, die sich mit dem Blend-Regler zum Beimischen des cleanen Sounds und der seriellen Schaltungsoption der beiden Kanäle ergeben, bleiben wirklich kaum noch Wünsche offen.
Im seriellen Betrieb wird der Drive-Kanal mit dem Ausgangssignal des cleanen Kanals gefüttert, sodass man auch stark geshapte Sounds durch den Verzerrer jagen kann, um nur ein Anwendungsbeispiel zu nennen. Die Möglichkeiten sind schier endlos und ich habe in der Tat noch keinen Bass-Preamp in den Händen gehalten, der derart intelligent aufgebaut und klanglich so flexibel ist wie der Microbass 3 von EBS. Ich muss gestehen: Ich bin sehr beeindruckt!
Anhand der anschließenden Audiobeispiele könnt ihr euch einen Eindruck vom Sound und der Wirkungsweise der einzelnen Features verschaffen.
Thomas Senff sagt:
#1 - 26.11.2019 um 17:58 Uhr
Hallo,
mit welchem Bass hast du die Soundbeispiele eingespielt?
Nur um das Ergebnis besser einordnen zu können...Gruß,
Thomas
Rainer.bonedo sagt:
#1.1 - 26.11.2019 um 20:53 Uhr
Hallo Thomas, ich habe die Beispiele mit einem Fodera Emperor J-Classic ( passiver Jazzbass mit Single-Coils ) eingespielt. Viele Grüsse-Rainer
Antwort auf #1 von Thomas Senff
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSilas sagt:
#2 - 17.01.2020 um 21:45 Uhr
Hallo
Wäre interessiert an diesem Gerät für mein Studio.
Kann ich damit über die DI auch Gitarren aufnehmen?Freundliche Grüße
Silas