PRAXIS
Der EBS MultiDrive ist ein vollständig analog aufgebautes „Class A“ Overdrive Pedal. Es soll das Verhalten von Röhrenamps simulieren können. Dieses Versprechen kennt man von vielen Verzerrern und doch klingen die meisten wie eine näselnde Vuvuzela, sobald man sie mit dem Bass verwendet. Das wäre eine Eigenschaft, die man von einem EBS-Pedal sicher nicht erwartet und doch ist es spannend, wie sich das Pedal im Praxistest bewähren wird. Im ersten Video hören wir nacheinander alle drei Verzerrer-Modes, zunächst in einer dezenten Einstellung und dann erneut in einer heftigeren Variante. Deutlich ist vor allem der Unterschied zwischen den Modi Flat und Standard/Tubesim zu hören. Die Einstellung Flat bietet den Sound, den man weitläufig von Verzerrern gewohnt ist (jedoch ohne Vuvuzela -Symptome), die beiden anderen Modi bieten druckvollen Overdrivesound mit soliden Bässen. Zwischen den Röhrensimulationen Standard und Tubesim sind die Unterschiede zwar hörbar, aber weitaus weniger voneinander entfernt, als es zum Flat-Mode der Fall ist. Im Standard- und Tubesim-Mode kommt die Besonderheit hörbar zum Tragen, dass hier die tiefen Frequenzen unbearbeitet bleiben und nur die oberen Frequenzen verzerren. Dadurch erhält der Bass einen enormen Druck trotz extremer Overdrive-Einstellungen. Im Übrigen erzeugt der MultiDrive schon in gemäßigter Einstellung einen wohligen Tubeamp-Charakter im Sound, sodass man ihn auch sehr gut als Aufpepper für Transitorverstärker nutzen kann.
In den nächsten Soundbeispielen kommt ein Yamaha BB-1000MA Bass zum Einsatz. Er ist mit einem Reversed-Precision-Tonabnehmer ausgestattet. Precision-Pickups haben generell ein sehr günstiges Soundverhalten in Verbindung mit Verzerrern bzw. angezerrten Verstärkern, speziell, wenn man mit dem Plektrum spielt. Auch mit dem MultiDrive macht der Preci eine gute Figur. Die Einstellungen wurden so gewählt, dass man nicht unbedingt ein Verzerrerpedal im Einsatz vermuten würde, sondern eben eher einen Röhrenverstärker, der mit einem Mikrofon abgenommen wird. Ich finde das Resultat äußerst gelungen und das Bass-Signal wird sehr lebendig, ohne übertrieben verfremdet oder gar zerstört zu werden.
Ein weiteres Kriterium für einen Overdrive-Sound ist das Verhalten im Zusammenhang mit Zwei- oder Dreiklängen. Das folgende Beispiel zeigt eine Basslinie, bei der permanent zwei Saiten gleichzeitig klingen. Dafür wurde der MultiDrive im Tubesim-Mode verwendet. Der Sound ist reich an Obertönen, man kann jeden Ton orten, die Kompression wirkt angenehm und nicht aufgesetzt. Auch hier klingt das Resultat mehr nach Amp als nach Pedal.
Wie verhält sich nun der MultiDrive in Verbindung mit einem aktiven Bass? Im Prinzip genau so wie mit einem passiven Bass, denn die Anpassung mit dem Wahlschalter für zwei unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten funktioniert sehr gut. Für das folgende Beispiel habe ich einen MusicMan StingRay ausgewählt. Dass dieser von Natur aus sehr aggressive Höhen besitzt, merkt man bei der Anwahl des Tubesim Modus deutlich, denn hier werden die hohen Frequenzen abgesenkt, um den Vintage-Charakter des Tubesim-Modes zu unterstützen. Trotzdem behält das Signal stets seine Durchsetzungskraft und auch attackreiche Basslinien werden authentisch wiedergegeben und mit einer ordentlichen Prise „Biss“ und Kompression aufgepeppt.
Im letzten Testbeispiel hört man nun alle drei Verzerrermodes gleichzeitig. Die hohe Melodie nutzt den Flat-Mode, der tiefe Begleitbass auf dem linken Kanal verwendet den Standard-Mode und der oktavierte Begleitbass auf dem rechten Kanal verwendet den Tubesim-Mode. Man kann hören, wie gut sich die Sounds ergänzen. Das Zauberwort ist Anwendbarkeit: Drei Modi und ein Driveregler, kein Firlefanz, sondern nur das, was man wirklich braucht – und das hochwertig!
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Nach allen durchexerzierten Beispielen bleibt nur noch zu erwähnen, wie extrem geräuscharm das MultiDrive arbeitet. Rauschen und Zisseln sind hier nicht zu vermelden. Sollte etwas zu hören sein, dann sind es durch das Pedal verstärkte Nebengeräusche von vorgeschalteter Elektronik oder weiteren Effekten. Daher empfiehlt es sich auch, das Pedal stets als erstes Glied in die Effektkette einzubinden.
Heiko marquardt sagt:
#1 - 22.09.2014 um 21:22 Uhr
Ich nutze diese effektgerät zusammen mit dem multicomp an einem Kontrabass.....sehr interessant und brauchbar.