Praxis
Das Setup mit dem Reidmar 750 ist genauso simpel wie mit jedem anderen modernen Bass-Topteil: Der Amp wird einfach via mitgeliefertem Netzkabel mit einer Steckdose verbunden und anschließend über ein geeignetes Lautsprecherkabel mit der Box gekoppelt – fertig! Wer mehrere Boxen mit dem Reidmar 750 betreiben will, sollte allerdings darauf achten, dass die Boxen eine zusätzliche Buchse zum Durchschleifen besitzen. Das EBS-Top verfügt nämlich nur über einen einzigen Lautsprecherausgang.
Eingeschaltet wird mein Testkandidat mit einem kleinen Schalter auf der Rückseite, unmittelbar danach wird die Betriebsbereitschaft optisch durch die große LED auf der Front signalisiert. Akustisch macht sich der Amp mit einem dezenten Lüftergeräusch bemerkbar. Ich bin ja bei Lüftergeräuschen relativ intolerant und stehe auf Verstärker, die beim heimischen Üben keine Nebengeräusche verursachen. Verschiedene Hersteller zeigen ja auch, dass ein Class-D-Top in der Leistungsklasse des Reidmar 750 absolut still arbeiten kann. Aber keine Angst, das Sirren des Lüfters im Reidmar ist wirklich dezent und wird die meisten Bassisten vermutlich nicht stören. Und im Proberaum oder auf der Bühne spielt es ohnehin keine Rolle mehr. Deshalb wenden wir uns jetzt den wichtigen Themen “Sound” und “Performance” zu:
Ich habe den Reidmar 750 mit zwei kompakten UL 112-Boxen von Epifani und einer älteren 4×10-Box von Bergantino getestet und war bei beiden Kombinationen begeistert von dem ausgewogenen und klaren Sound, den der starke Class-D-Amp im neutralen Betrieb (also ohne Verwendung des Equalizers) produziert. Ein moderner Allroundsound mit kompakten Bässen und einem transparenten und musikalisch abgerundeten Höhenbereich, der den natürlichen Charakter des jeweiligen Basses nicht verbiegt. Dabei kommt der Schwede aber keinesfalls kühl oder steril rüber, denn das hervorragend austarierte Mittenspektrum sorgt durchaus für Wärme und Durchsetzungskraft. Der neue Reidmar fühlt sich außerdem sehr direkt an und reagiert schnell auf die Dynamik des Spielers, was man beileibe nicht über jeden Class-D-Amp sagen kann.
Wer den aufgeräumten Grundklang zu langweilig findet, kann die Grundabstimmung mit dem Character-Filter verändern. Das Resultat ist ein deutlich aufgepumpter Basssound mit ultra fettem Low-End, ausgehöhlten Mitten und geboosteten Höhen – der klassische Scoopsound also! Die Abstimmung des Filters ist dabei durchaus geschmackvoll, denn der Bass bleibt trotz der deutlichen EQ-Kurve in der Spur und besitzt ausreichende Konturen, um sich in der Band durchzusetzen.
Für dich ausgesucht
Positives kann ich auch nur von der eigentlichen Equalizer-Sektion des nordischen Topteils berichten. Die Wirkungsweise der einzelnen Bänder ist sehr kräftig, und wenn man die Regler zu beherzt anpackt, kann es durchaus zu Frequenzüberlagerungen kommen, welche den Sound über Gebühr verfremden. Wenn man sich jedoch erst einmal an die Arbeitsweise der Bänder gewöhnt hat und vorsichtig mit spitzen Fingern dosiert, lassen sich mit den Filtern jede Menge Sounds für sämtliche Musikrichtungen und Spieltechniken aus dem Amp locken. Der Bright-Regler agiert etwas subtiler und kann sein volles Potential nur mit Boxen entfalten, die einen effektiven Hochtöner besitzen. Der Sound wird hörbar luftiger und offener, je mehr man den Regler nach rechts dreht – ein tolles Feature, mit dem man bei Bedarf auch den Höhenverlust von älteren Saiten etwas kompensieren kann! Klasse finde ich außerdem, dass sich die EQ-Sektion mit dem Filter/Active-Schalter einfach komplett deaktivieren lässt. Auf diese Art kann man den geformten Sound blitzschnell mit dem neutralen Grundsound des Amps vergleichen, um den Effekt seiner Einstellung zu kontrollieren.
Fast genauso überzeugend wie die facettenreichen Clean-Sounds des 750 Watt starken Amps fand ich die leicht angezerrten Varianten, die durch die Röhrenemulation möglich werden und hinter dem Drive-Regler sitzen. Mit dem Drive-Regler in Mittelstellung und aktiviertem Character-Filter produziert der Reidmar wirklich schöne Crunch-Sounds mit wohligem Röhren-Flair. Für aggressive Overdrive-Sounds ist das Drive-Feature hingegen nicht vorgesehen.
Wer sich für das jüngste Mitglied aus der Reidmar-Serie entscheidet, kommt aber nicht nur in den Genuss der neuen Röhrenemulation, sondern kann sich außerdem auf eine satte Leistung von 700 Watt verlassen, mit der man im Normalfall nie das Gefühl hat, untermotorisiert zu sein. Ich kam mit dem Reidmar 750 in meiner Testzeit nicht ansatzweise an die Leistungsreserven des Topteils. Selbst bei heftig lauten Gigs mit ambitioniertem Drummer und ungezügelten Gitarreros musste ich den Volume-Regler kaum weiter als bis 12 Uhr aufdrehen und bekam stets einen soliden und unkomprimierten Sound von meinem Stack geliefert – eine absolut beeindruckende Performance für einen derart kompakten und leichten Verstärker.
Für die nachfolgenden Audiobeispiele habe ich das Signal vom symmetrischen Ausgang des Reidmar 750 abgegriffen und ohne Umwege mit ein Apogee Duet-Interface eingespielt.
Walter Reif sagt:
#1 - 22.04.2018 um 15:55 Uhr
Ich hatte den 250er mit wirklich gutem Sound, aber leider technisch viel zu anfällig. Kein Ton mehr aus der Endstufe an den Lautsprecher (Kopfhöreranschluss ging noch) - 3 Reparaturen in der Garantiezeit (3x 3-4 Wochen nicht da) und dann Rücknahme des Verstärkers durch den Verkäufer. Leider sehr nervig! Da ich noch mehrere Verstärker habe war es "kein Problem".