Praxis
Sound
Der Amp bietet einen in sich geschlossenen, sehr dynamischen Röhrensound. Die beiden Kanäle sind bis auf den Presence-Regler autark und lassen sich perfekt aufeinander abstimmen. Besonders der cleane Kanal liefert eine wirklich satte Basswiedergabe, und wenn man mit dem Bassregler nicht aufpasst, kann es schnell zu viel des Guten werden. Ab der 13-Uhr-Marke gerät man schnell in Bereiche, die von den meisten Tontechnikern live und im Studio herausfiltert werden müssen, weil sie Bass oder Bassdrum in die Quere kommen. Der Obertonbereich dagegen lässt sich bei beiden Kanälen sehr gezielt und geschmackvoll einstellen, wobei der Presence-Regler gut mit beiden Kanälen harmoniert. Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Amp in einer cleanen, aber schon leicht gesättigten Einstellung. Der Ton ist sehr knackig und reagiert schmatzend auf den Anschlag. Den gefürchteten Eierschneidersound, den man besonders vom Fender Twin gewohnt ist, kann man dank der gut aufeinander abgestimmten Treble- und Presence-Regler gekonnt umschiffen. Die hier verwendete Gitarre ist meine 77er Stratocaster, die mit Kloppmann-Pickups bestückt ist.
Im zweiten Soundbeispiel habe ich den Gainregler in die 12-Uhr-Position gestellt, und obwohl der Amp jetzt bereits leicht übersteuert, nimmt man das nicht als Verzerrung wahr. Der Ton wird sanft mit harmonischen Obertönen angereichert und veredelt so das Gitarrensignal. Gleichzeitig setzt eine weiche Kompression ein, wodurch der Sound förmlich zu atmen beginnt.
Ab der 15-Uhr-Position des Gainreglers dringt man selbst mit einer klassisch bestückten Stratocaster allmählich in bluesige Regionen vor. Der Amp reagiert gut auf die Anschlagsstärke und geht bei sehr harten Akzenten weich in die Knie. Knallharte Blueser könnten hier bereits in einen Freudentaumel verfallen, besonders, wenn sie jetzt noch einen Tubescreamer mit ins Spiel bringen, um die Verzerrung fürs Solieren weiter zu steigern. Hier also der weit aufgerissene cleane Kanal mit dem Halstonabnehmer meiner Stratocaster.
Schaltet man auf den verzerrten Kanal um, erhält der Ton sofort eine höhere Kompression, was allerdings völlig normal ist. Schließlich startet der in Anlehnung an einen Dumble Amp konstruierte Distortion-Kanal verzerrungstechnisch in etwa dort, wo der voll aufgerissene Clean-Kanal aufhört. Die dabei verwendete Gitarre ist meine Customshop Les Paul mit Dommenget-Humbucker. Im folgenden Soundbeispiel steht der Gainregler auf 9 Uhr.
In der 12-Uhr-Position des Gainreglers erzeugt der Amp einen sehr vielseitig einsetzbaren Sound. In dieser Einstellung lassen sich sowohl kantige Riffs als auch Classic- und Country-Rocksounds abfeuern. Der Amp klingt auch im verzerrten Modus offen und reagiert feinfühlig auf die verwendete Gitarre und den Anschlag. Gleichzeitig werden spielerische Patzer gnadenlos aufgedeckt.
Für dich ausgesucht
Auch mit viel Gain neigt der Amp in keinem Moment zu einer verwaschenen oder mulmenden Wiedergabe. Die Verzerrung zeigt klare Kante, bietet im Vergleich zu Marshall aber eine etwas elegantere Art der Brachialität. Gleichzeitig bleibt die Saitentrennung erhalten und schafft Klarheit bei der Akkordarbeit.