Praxis
Für den Praxistest kommen zwei Pioneer PLX500-Turntables, ein NI DVS-Audiointerface nebst DJ-Controller sowie diverse Effektgerätschaft zum Einsatz, als Monitorboxen verwende ich Pioneer SDJs.
Quellwahlschalter und Pegelregelung
Zweimal Phono-Line, einmal Mikro/Line – das sind die Auswahlmöglichketen für die drei Kanäle. Die Kanalverstärkung über die Trim-Regler ist beim WARM2 unterschiedlich dimensioniert. So stehen für Channel 1 und 2 jeweils 15 dB Gain zur Verfügung, wogegen es beim Input 3 sogar 20 dB sind. Die Line- und Phono-Signale klingen sauber und transparent. Der Mikrofonkanal arbeitet rauscharm und kann zudem via Zweiband-EQ gut abgestimmt werden.
Groß und griffig thronen die Master-Regler für House und Booth-Output im oberen Mischpultzentrum. Mit den Drehreglern lässt sich der Output-Pegel sehr gut justieren. Das gilt auch für die Channel-Volume-Regler. Das Pult hat einen maximalen unverzerrten Output von 21dBV (23dBu). Interessant zu wissen: Via Dip-Schalter im Gehäuseinneren lässt sich Phantom-Power (de)aktivieren und eine Master-Booth Level-Anhebung realisieren.
Channel-EQs
Bei den Kanal EQs – ebenso wie den Isolatoren – setzt Ecler auf ALPS Blue Velvet Pots. Die beiden Hauptkanäle 1 und 2 arbeiten laut Techspecs mit 10 dB Anhebung und einer Absenkung von -30 dB in Bass und Treble sowie -25 dB im Mittenband. Etwas eigentümlich, da dort „off“ zu lesen ist.
Die Potenziometer rasten in der Nullstellung ein, wobei mir aufgefallen ist, dass die weißen Markierungen der Pots nicht exakt an 12-Uhr-Position stehen, sondern eher „ein paar Minuten nach“ . Für Input 3, der ohne Mittenregelung auskommen muss, beträgt der Treble- und Bass-Cut-Boost je +/- 15 dB. Auch hier werden Erinnerungen an den NUO wach.
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Vorhöre
Es folgen die PFL-Tasten, also sprechen wir gleich mal über das Monitoring System. WARM2 ist mit einem klassischen Abhörsystem via Vorhörtaste für jeden Kanal ausgestattet, welches DJs ermöglicht, Pre-Fader-Listening zu betreiben und die Mix-Pegel sowohl für die Einzelkanäle A/B und den Summenpegel am VU-Meter abzulesen respektive anzupassen.
Dabei steht eine von -30 dBV bis +20 dBV reichende, mit zwölf Segmenten durchaus komfortabel ausfallende LED-Kette in Ampelfarben bereit. Beim Abhören kann via Cue-Mix-Regler zwischen Vorhörsignal und Mix-Summe geblendet werden. Industriestandard, wenn man so will.
Der Kopfhörerausgang ist amtlich laut und transparent im Sound. Der Headphone Volume-Knopf an meinem Testmuster ist verhältnismäßig schwergängig, sein gegenüber dafür aber umso leichter. Ich finde dies etwas befremdlich. Die PFL-Tasten sind für meinen Geschmack auch etwas zu wackelig geraten.
Master Isolator
Der Master-Isolator wartet mit seinen drei großzügig dimensionierten Alps Blue Velvet Potentiometern auf, die wie folgt definiert sind. Filter vierter Ordnung mit 24 db/Oktave und einem Cut/Boost von +12/-70dB sowie +12 /-40dB und +12/-70dB. Die Grenzfrequenzen liegen bei 300 Hz und 4 kHz
Damit lassen sich Frequenzen komplett wegdrücken und ihr könnt Bässe gezielt boosten oder silbrige Höhen addieren, was immer euch gefällt. Dass Ecler die Isolatoren gleich über den Channel-Potis positioniert, gefällt mir super. Ganz nah bei der Hand. Der Mixer klingt einfach gut und die Klangregelung ist sehr gelungen.
Send/Return
Außerdem verfügt der Ecler WARM 2 über einen FX-Send/Return mit FX-Send-Steuerung und Pre/Post-Fader-Wahlschalter für die Kanäle 1 und 2. Kanal 3 bleibt leider außen vor. Die beiden Hauptkanäle verfügen zu diesem Zweck über zwei gut dimensionierte Drehpotentiometer, die DJs erlauben, das Signals an ein externe Effektschleuder zu schicken. Leider wurden hier nur Cinch-I/Os verbaut, obgleich nicht wenige Effektgeräte, besonders abseits klassischer DJ-Effektoren wie Kaoss-Pad oder Pioneer EFX, eher auf Klinken setzen.
Aber gut, es geht natürlich auch mit Adapter. Ich schließe den WARM2 an das lokal vorhandene Pioneer EFX-500 und danach an den Enjoy Electronic Reminder zum Test an, ein Effektgerät, das sowohl Filter wie auch Distorsion, Dual-Pulse-Delay, Reverb und einen LFO in Personalunion stellt.
Dabei wird der FX Send-Ausgang mit dem Eingang des Effektgeräts und sein Ausgang mit dem Return verbunden, woraufhin dieser Signal-Send mit dem mittels Kippschalter entweder Pre- oder Post-Fader konfiguriert ist.
DVS?
Ich hatte ja bereits im Text erwähnt, dass ich es – trotz allem Purismus, den viele Rotary-Mixer an den Tag legen (wollen) – gern gesehen hätte, wenn der Mixer ein integriertes Audiointerface hätte. Denn einerseits ist das Rotary-Konzept wahrlich nicht nur für Vinylisten interessant. Vielmehr dürfte es viele House, Disco und Cross-genre Aktivisten interessieren, die über eine große Anzahl an digitalen Tracks verfügen. Und zweitens sind für eben diese Zielgruppe nicht mehr so viele externe DJ-Soundkarten verfügbar, sodass man hier zwei Fliegen mit einer Klappe hätte schlagen können. Das würde ich mir übrigens auch für eine Neuauflage des NUO2 wünschen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die geringe Breite, die das Pult einnimmt. Denn so hat man als Digi-DJ auch auf kleinerem Stellplatz noch die Möglichkeit, einen Add-on-Controller oder Sidewing, beispielsweise den Traktor Kontrol X1 MK2, den F1 oder einen Allen&Heath Xone danebenzustellen. Ich empfehle euch dazu auch diesen Bonedo-Artikel hier zu lesen.
Was noch?
Vor dem Fazit möchte ich noch folgendes loswerden: Es macht superviel Laune mit diesem Rotary-Pult zu mixen. Es ist aus hochwertigen Komponenten gefertigt, hat ein tolles Layout mit viel Platz zum Schrauben. Es bietet eine gute Audioqualität, verfügt über cremige Isolatoren und Equalizer.
Ausgezeichnet ist auch die Option, Effekte einzubinden und die Alu-Holz-Konstruktion ist eine Augenweide. Jedoch merkt man dem Ecler WARM2 – zumindest dem Modell, das mir zur Verfügung gestellt wurde – schon an, dass es ein handgefertigtes Mischpult ist. So zum Beispiel an den unterschiedlichen Dreh- und Einbauwiderständen der Pots.