Praxis
Jeder Röhrenpurist dürfte prophylaktisch mit der Nase rümpfen: “Mal wieder eines dieser Geräte, das glauben machen soll, dass man mit einer einzigen Vorstufenröhre den Sound eines Vollröhrenamps erzielen kann!”
Nun muss ich zunächst einmal präventiv anmerken, dass man nirgendwo bei Eden die Behauptung lesen kann, dass es hier um eine perfekte Assimilierung eines Vollröhrensounds geht. Die Funktion leitet sich eher aus dem Nachnamen des Eden Glowplug ab, der ja “Tube Warmer Pedal” lautet.
Es geht also vorrangig darum, jene Eigenschaften zu erzeugen, die wir mit dem Begriff “warm” umschreiben, wie es vorrangig der Fall ist, wenn wir einen Sound hören, der mithilfe von Röhren erzeugt wird. Dass dieses Ziel mit nur einer Vorstufenröhre nicht so einfach zu erreichen ist, wie es vielleicht aussieht, zeigen diverse Bass-Hybridvorstufen auf dem Markt, bei denen das Ergebnis nicht immer überzeugend wirkt. Andererseits schlummert in diversen, hochwertigen und sehr teuren Röhren-DI-Boxen auch selten mehr als eine einzige Röhre. Geben wir dem Heiz-Zwerg also eine Chance!
Einer Röhre sollte man immer eine Zeit von einigen Minuten gönnen, bis sie eine Betriebstemperatur erreicht hat, bei der sie optimal arbeiten kann. Nach einigen Minuten spürt man auch, dass sich das Gehäuse deutlich erwärmt (natürlich nur in Maßen!). Vorstufenröhren bedürfen keiner aktiven Kühlung und so dürfte auch das kleine und geschlossene Gehäuse des Eden Glowplug selbst im Dauerbetrieb kein Problem darstellen.
Um die Wirkungsweise zu testen, beginne ich mit verschiedenen Einstellungen, die im Mixanteil 100% des Röhrensignals beinhalten – also keinen Anteil des trockenen Basssignals, das man hier nachfolgend im Bypass-Betrieb hören kann:
Nun folgen zwei Beispiele, bei denen ich den Warmth-Regler leicht hereindrehe. Das ist der Signalpegel, mit dem die Röhre angesteuert wird. Je mehr dieser Regler aufgedreht wird, also das Gain-Setting erhöht wird, desto mehr Verzerrung wird hörbar. Tatsächlich ist es vielmehr die Sättigung der Röhre, die sich beim Aufdrehen des “Warmth”-Reglers verändert, als die Lautstärke. Dabei ist der Eden aber kein Verzerrer, denn seine Kernaufgabe ist eher subtiler Natur – und diese Aufgabe erfüllt das Pedal erstaunlich gut. Die zwei folgenden Beispiele durchlaufen jeweils vier unterschiedliche Stellungen des Crossover-Reglers, also unterschiedliche Frequenzbereiche, mit denen das Röhrensignal gefüttert wird. Die angewählten Frequenzen liegen bei ca. 100, 180, 800 und 1300 Hz. Man kann die Unterschiede deutlicher hören, wenn man sich in der zweiten Hälfte des Crossover-Regelwegs befindet – also dort, wo der gesamte Frequenzbereich des Signals die Röhre durchläuft. Dort nehmen dann auch wahrnehmbare Verzerrungen zu, denn speziell die hinzukommenden Mitten steigern auch das Gain des Signals.
Fährt man das Gain mit dem Warmth-Regler noch weiter hoch, so treten deutlich harmonische Verzerrungen hervor, wie man sie erfahrungsgemäß von übersteuerten, gesättigten Röhren kennt. Um jedoch den Effekt nicht in Richtung eines Verzerrers zu lenken, ist es sinnvoll, ab diesem Punkt den Effektanteil mit dem Mixregler etwas zurückzudrehen und mehr vom trockenen Basssignal durchzulassen, also beide Signalanteile miteinander zu vermischen. Im Gegensatz zu vielen klassischen “Verzerrern”, bei denen dann häufig das Phänomen auftaucht, als würde man zwei parallele Sounds nebeneinander hören, vermischen sich beim Eden Glowplug beide Signalanteile zu einem sehr kompakten homogenen Gesamtsound, was mir außerordentlich gut gefällt:
Im nächsten Beispiel zeige ich einmal einen ganz simplen Einsatzbereich des Glowplug, von dem ich persönlich denke, dass er ihn 100% zweckmäßig erfüllt. In dem Countrysong wirkt das trockene DI- Signal bereits recht schön, könnte aber durchaus eine Spur mehr Sättigung vertragen, also fülliger wirken, ohne notwendigerweise mehr Bässe hereinzudrehen, was den Sound schon wieder zu mächtig oder matschig machen könnte. Hier habe ich den Glowplug dezent auf Stufe 3 des Warmth-Reglers eingepegelt bei einer Crossover-Frequenz von ca. 160 Hz. Das Röhrensignal habe ich zu ca. 60% dem Direktsignal beigemischt und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis:
Für dich ausgesucht
Fährt man das Gain noch weiter hoch, so hört man wie bereits gesagt mehr Verzerrung. Dennoch nicht so stark, als dass man hier von einem Verzerrer sprechen könnte. Hier zum Beispiel eine Slapfigur, bei der man sehr schön hören kann, wie sich die Crossover-Frequenz bemerkbar macht. Hier ist diese Frequenz auf 110 Hz eingestellt. Das heißt, die tiefen Töne der E- und A-Seite durchlaufen den Röhrenschaltkreis, während die Frequenzanteile der hohen Töne der D-und G-Saite unbearbeitet bleiben:
Bei fast gleichem Gain, jedoch nach oben verschobener Trennfrequenz, wird die Verzerrung dann über die ganze Bandbreite hörbar. Fährt man dann wiederum den Anteil des Röhrensignals im Mix zurück, so behält der Sound dennoch hörbar immer seine Klarheit und Definition, wenngleich die Verzerrung beim folgenden Beispiel schon fast synthieartige Züge bekommt.
Natürlich kann man den Glowplug auch gezielt als Effekt einsetzen, ich habe aber den Standby-Schalter vorrangig für den A/B-Vergleich zwischen Röhrensound und unbearbeitetem Direktsound verwendet, was enorm hilfreich ist.
Auch könnte man jetzt anfangen zu weinen, dass der Glowplug nur unsymmetrisch ausgelegt ist und nicht auch gleich als DI-Box fungieren kann. Das aber hätte zwangsläufig den Preis auf eine Ebene katapultiert, der das Gerät wiederum für viele Bassisten in unerschwingliche Ferne rücken würde. Von daher glaube ich, dass die Entscheidung für diese Signalführung absolut legitim ist – und schließlich spricht nichts dagegen, den Glowplug direkt zwischen Bass und eine DI-Box zu schalten, so wie auch in diesem Test.