Puristisch und recht übersichtlich zeigt sich die Open-Source DJ-Software MIXXX, die trotzdem etliche Features beherbergt. Vor allem bei den Effekten und dem Sampler geizten die Entwickler nicht an Kombinations- und Modifikationsmöglichkeiten. Zudem überraschen beide mit einem guten und durchdachten Handling, dies selbst beim „Auflegen“ nur mit dem Laptop.
„Everybody’s Darling“ – mit vier verschiedenen Skins dürfte dies wohl der kostenlosen DJ-Software gelingen. Jedes Skin besitzt gewisse Eigenheiten, was vor allem bei den Effekten und auch dem Sampler auffällt. Die Effekte bleiben sich von Skin zu Skin funktionell zwar treu, nur an die Optik und den Ort der jeweiligen Buttons muss man sich stets gewöhnen. Die Sample-Bank hingegen unterscheidet sich in den verschiedenen Skins vereinzelt in der Anzahl der Sample-Slots und den Funktionen.
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Effekte in der DJ-Software MIXXX
Jedem Deck gönnt die MIXXX vier FX-Units, die auf die vier Decks, den Master, das Kopfhörersignal, den Crossfader, selbst auf extern angeschlossenes Equipment wie Mikrofon- oder Aux-Inputs greifen. Welche der 19 integrierten Effekte in die einzelnen Slots geladen werden sollen, wählt ihr in dem Reiter Effects der Preferences.
Die Effekt-Batterie in ihrem „Unit Mix Mode“ öffnet ihr durch Anklicken des Reiters EFFECTS. Eine FX-Unit verkettet bis zu drei dieser Klangveredler, zum Beispiel:
- Autopan
- Balance
- Bessel4/8 ISO
- Bitcrusher
- BQ EQ
- Filter
- Flanger
- Loudness
- Metronome
- Moog Filter
- Phaser
- Reverb
- Tremolo
Jeder Effekt kann im sogenannten Unit Mix Mode einzeln zugeschaltet und per virtuellem Drehregler intensiviert werden. Mehr Individualismus offeriert das versteckte Parameter-Panel: Einem Effekt bietet es bis zu acht verschiedene Anpassungsmöglichkeiten, deutlich mehr als andere DJ-Programme. Beim Graphic-EQ kann ich beispielsweise acht verschiedene Frequenzbänder, beim Echo Time, Feedback, Ping Pong, Send individuell einstellen, dazu Quantize und Triplets einschalten. Allerdings vermisse ich beim Echo eine Anzeige der momentan aktiven Zeit/Beats. Möchte man im Live-Set die Beatlänge schrittweise verkürzen oder verlängern, erfordert das Drehen des Knobs besonders viel Fingerspitzengefühl, Übung und ein gutes Gehör.
Ein Meta-Knob pro FX-Unit regelt die verketteten Effekte auf einmal. Mit dem Mix-Knob blende ich den jeweiligen Effekt stufenlos in zwei Kurven, ähnlich wie bei einem Crossfader, zum Signal ein. Per Knopfdruck auf den Master-Button lege ich den Effekt auf das gesamte ausgespielte Signal. Zur Kontrolle route ich wie folgt den Effekt auch auf den Kopfhörer:
- Stellt sicher, dass die Effekteinheit für das Deck zunächst inaktiv ist
- Aktiviert die Kopfhörertaste für das Deck und danach die Kopfhörertaste für das Effektgerät
- Schaltet die Effekte und passt deren Meta-Knobs und Parameter an
- Zum Einblenden dreht den Mischknob zunächst ganz nach links
- Drückt die Effekteinheit für das Deck und dreht den Mix-Regler nach rechts, damit die Effekte im Master-Ausgang zu hören sind
Allerdings frisst das Effekt-Cueing CPU-Leistung, da die Software parallel das Knopf- und Mastersignal verarbeitet.
Die Effekte greifen aber nicht nur auf die Decks, sondern selbst auf ein extern angeschlossenes Mikrofon und andere Gerätschaften. Welches Equipment die Software akzeptiert und wie es damit um den Workflow steht, verrät euch einer der kommenden MIXXX-Crashkurse.
Samplers in der DJ-Software MIXXX
Beim sogenannten „Samplers“ macht die MIXXX-Software auf Masse, denn er schießt aus bis zu 64 (!) Slots gleichzeitig. Ob dies tatsächlich gebraucht wird oder gut klingt, steht auf einem anderen Blatt. Zumal knechtet eine derartige Sample-Armee nicht nur die Rechnerleistung, sie nimmt auch ordentlich Platz des Bildschirms ein. Zum Glück kann das GUI je nach gewähltem Skin wahlweise um bis zu acht Reihen (Rows) mit jeweils vier oder acht Samples-Slots in den Settings erweitert werden. Durch Drücken des Reiters „Samplers“ wird die Staffelei unter den Decks und Effekten eingeblendet.
Die Funktionen im jeweiligen Slot des Samplers hängen von dem Skin ab, das unter dem Reiter „Interface“ der Preferences ausgewählt wird. Die Skins Deere und Tango schöpfen die maximale Slot-Anzahl aus. Allerdings fallen dafür im Deere-Design die Funktionen sehr spartanisch aus. In dessen vereinfachten und platzsparenden Ansicht reduzierten die Programmierer die Slots lediglich auf einen Play-Button und den Sample-Namen.
Für etwas mehr Spielraum sorgt dessen zweite Ebene, die neben der Wellenform auch noch folgende Features beherbergt:
- Lautstärke
- Sync
- Crossfader
- Repeat (Wiederholung)
- Eject (Auswurf)
Da der Sampler keinen separaten Output besitzt, wird dessen Signal auf den Crossfader gelegt. Je nach der im Slot eingestellten Crossfader-Position ist das Sample entweder nur bei dessen linker, mittiger oder rechter Stellung zu hören.
Wer auf mehr Daddel-Komfort steht, der entscheidet sich für eine der anderen Skins mit diesen zusätzlichen Funktionen:
- Vorhören unter Kopfhörer
- Keylock
- Triggern des Samples ab einem der ersten vier Hotcues
- Pitch Control
Kompliment an die Programmierer, nur mit einem Play-Button die drei üblichen Play-Modi umzusetzen:
- Mit jedem linken Mausklick beginnt das Sample zu spielen
- Um das Sample zu stoppen, klicke ich mit der rechten Maustaste auf den aktiven Play-Button
- Mit der rechten Maustaste auf dem inaktiven Play-Button spielt das Sample nur solange, wie ich die Taste gedrückt halte
- Nach jedem weiteren Mausklick startet das Sample von neuem
Da im Deere-Skin die Samples nur vom Beginn und nicht abgespeicherten Cuepoint starten, würde ich in diesem Fall die Slots nur zum Abfeuern von Drop-ins nutzen.
Alle anderen Skins unterstützen das Hotcue-Triggern wie auch Sync, womit das Mischen mehrerer Samples besser funktioniert.
Allerdings sollte man vom Sync nicht zu viel erwarten, denn es passt nur das Tempo an. Dabei geben ausschließlich die ersten beiden Slots das Tempo als Master an. Möchte ich zum Beispiel das Tempo von Slot 2 auf Slot 1 übertragen, betätige ich Sync in Slot 1. Umgekehrt funktioniert es auch. Alle anderen Slots richten sich nach dem Master, Slot 1 oder Slot 2.
Obwohl der Sampler kein „Smart Sync“ zum phasengenauen Einsatz des Samples unterstützt, funktioniert das Mischen überraschend sauber. Vorausgesetzt, dass ich das Sample mit seinem Downbeat genau auf ein anderes starte. Anderenfalls holpert es, was leider nicht durch Pitchbending zu korrigieren geht. Meines Erachtens der größten Haken an dem Sampler.
Wer das Beatmatching nicht Sync überlassen möchte, der versucht, das Tempo mit dem Pitch Control anzupassen. Allerdings sorgt der zu kurze Fader-Weg beim Verschieben des Pitch-Reglers zu größeren Temposprüngen. Von daher verlasse ich mich doch lieber auf das Simple-Sync.
Ich würde mir auch wünschen, wie bei Serato DJ Pro einen Track aus dem laufenden Deck on the fly und mit gleicher Spielposition in einen Slot verschieben zu können. Zwar erlaubt mir Mixxx, einen Track aus dem laufenden Deck per Drag & Drop in einen Slot zu laden, allerdings muss das Sample anschließend erneut gestartet werden. Übrigens: Wer seine Sample-Bank mühselig mit Sounds füttert, der kann sie sich in den Settings zum späteren erneuten Abruf speichern.
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