Praxis
Für die Aufnahmen schließe ich den Amp an eine 2 x 12“ Box mit Vintage 30 Speakern an. Wie immer lasse ich die Klangregelung in der Mittelstellung, um zu hören, wie der Grundsound des Amps mit verschiedenen Gitarren klingt. Der besagte Powergrid steht auf vollen 100 Watt. Auf die Leistungsreduzierung werde ich später eingehen. Beginnen möchte ich mit dem Clean 1 Kanal, der die vier Pickup-Stellungen meiner Tele wiedergeben soll.
Hier alle PU-Schaltungen im Classic-Mode:
Der Sound hat tatsächlich Vintage-Qualitäten. Direkt und etwas kantig wird hier die Tele verstärkt. Wunderbar, wie die verschiedenen Pickup-Stellungen herausgearbeitet werden.
Und nun im Modern-Mode:
Sofort wird der Klang der Gitarre runder und größer. Die Mitten treten etwas in den Hintergrund und der Amp klingt amerikanischer. Das lässt auf einiges hoffen, denn auf die Mischung aus traditionellen englischen und amerikanischen Charakteristiken in einem Amp trifft man ja eher selten.
Für dich ausgesucht
Ich schalte jetzt in den Clean 2 Kanal und stelle fest, dass er fast genau so klingt wie der erste, mit dem einzigen Unterschied, dass er mehr Gain hat. Daher drehe ich den Gain-Regler mehr auf und das klingt dann so:
Zuerst im Classic-Modus mit der Tele:
Alle Achtung, das ist schon ein ganz schönes Brett! Rotzfrech drücken die Chords aus den Speakern. Auch hier ist der englische Einschlag deutlich hörbar.
Und jetzt der Modern-Mode mit einer Les Paul Junior mit P90.
Auch hier treten die Mitten in den Hintergrund und der Bassbereich nimmt zu. Fette Rockriffs sind mit diesem Kanal definitiv kein Problem.
Dann wollen wir hören, was der Overdrive 1 Kanal zu bieten hat.
Im Classic-Mode mit einer modifizierten Strat mit Jeff Beck Humbucker im Steg klingts so:
Der Kanal macht genau da weiter, wo Clean 2 im Classic-Mode aufgehört hat. Freche klassische Riffs mit Kante sind hier genau richtig.
Und jetzt im Modern-Mode mit derselben Gitarre.
Kaum zu glauben, aber ich habe nichts verändert, außer in den Modern-Mode zu schalten. Die Verzerrung nimmt spürbar zu und der Bass pumpt sich auf, um mächtige Riffs möglich zu machen. Sehr beeindruckend!
Kommen wir zum vierten und damit auch letzten Kanal, dem Overdrive 2. Der ist von Haus aus mit der stärksten Verzerrung gesegnet.
Für die folgenden zwei Soundbeispiele habe ich eine Tom Anderson Gitarre verwendet.
Akkorde bleiben durchsichtig und haben Charakter. Das gefällt mir sehr gut. Das Mittenbild hat genau den richtigen Anteil, um sich im Bandgefüge durchzusetzen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen.
Jetzt in den Modern-Mode geschaltet, und die Gitarre klingt so:
Das lässt das Shredder-Herz auf jeden Fall vor Freude hüpfen. Jeder Anschlag wird mit einem fetten Schmatzen quittiert und schnelle Linien bleiben differenziert.
Jetzt begeben wir uns auf die etwas bösere Seite, es geht in den Keller, und dafür musste die auf D tiefer gestimmte Drop C Les Paul herhalten, ich bleibe jetzt im Modern-Mode.
Hier bleibt kein Auge trocken! Moderne Spielweisen sind in diesem Kanal definitiv kein Problem. Die Gain-Reserven, die der Tourmaster 4100 hier vorlegt, sind schon sehr beeindruckend.
Insgesamt fällt auf, dass der Amp im Modern-Mode eine eigene Stimme hat, die ich am besten mit “tiefkehlig“ beschreiben möchte. Er klingt immer etwas belegt, was aber durchaus reizvoll ist und im Bandgefüge oder in Produktionen durchaus seinen Platz findet, da er sich angenehm zurückhält und stattdessen lieber ein stabiles, fettes Fundament legt. Im Vintage-Mode allerdings wird er wesentlich agiler und natürlich auch dünner, aber so muss es ja auch sein.
Aber jetzt zu einer der Eigenschaften, die den Tourmaster aus der Reihe der übrigen Amps seiner Klasse hervorheben, dem Power Grid. Mit diesem bereits erwähnten Feature lässt sich die Leistung der Endstufe auf verschiedene Level begrenzen. Wie sich das auf den Ton auswirkt, hören wir uns in den folgenden Beispielen an.
Hierzu schalte ich in den Overdrive 1 Mode und wähle Vintage. Meiner Meinung nach lässt sich der Unterschied am besten bei einem nicht allzu verzerrten Signal heraushören.
Deutlich ist zu erkennen, wie der Gitarrensound bei abnehmender Leistung immer dichter wird. Aus diesem Grund schwören Studioprofis auf leistungsschwächere Amps, da sie diesen Sound sehr schnell und ohne (Lautstärke-) Probleme erreichen können.
Natürlich wird der Amp bei weniger Leistung auch leiser, das lässt sich aber gut pro Kanal nachregeln. Damit ein Vergleich möglich ist, habe ich die Audiofiles insgesamt aber in der Lautstärke angepasst.
Der Recording-Out des Amps funktioniert übrigens immer nur in Verbindung mit einer angeschlossenen Box, da Röhren immer einen Widerstand brauchen und der Power Grid nicht wie ein klassischer Power Soak die Box komplett ersetzen kann. An besagtem Recording-Out gibt der Egnater zwar ein solides Signal heraus, das aber (erwartungsgemäß) nicht wirklich viel mit dem ansonsten tollen Sound des Verstärkers zu tun hat, aber hört am besten selbst.
Zum Schluss möchte ich noch gerne auf den oben erwähnten Röhrenhall zu sprechen kommen. Er wird für alle Kanäle global eingestellt.
Der Hall bettet die Gitarre angenehm ein und macht sie größer, spielt sich aber nie in den Vordergrund.
Auch hier, bei etwas kürzeren funky Licks, spielt sich der Hall nicht unnötig auf. Natürlich gehört so ein Hall in der Regel nicht zu einem solchen Lick, aber es ist gutes Beispiel dafür, wie unaufdringlich er ist.