Wohl kein anderer Gitarreneffekt, neben Fuzz und Wah, steht so sehr für den typischen Gitarrensound der 60er Jahre und die gesamte Psychedelic-Ära wie das Uni-Vibe, das 1968/69 auf dem Markt erschien. Diese Neuentwicklung machte schnell die Runde und war schon bald auf Aufnahmen von Jimi Hendrix, Robin Trower und David Gilmour zu hören. Die Ur-Ausgabe des Uni-Vibes gehört mittlerweile zu den extrem begehrten Sammlerstücken auf dem Equipment-Markt, obwohl das Original so groß, unhandlich und fehleranfällig war, dass sich Gitarristen bald nach Alternativen umsahen. Und davon gibt es heute einige, und das in diversen Ausführungen und Preisklassen. Wir wollen euch heute auf eine Expedition in die wabernde Welt der Uni-Vibes mitnehmen und euch sechs Pedale vorstellen, die sich den Sound der Legende zum Vorbild genommen haben.
Eine Einführung zum Uni-Vibe
Die Ursprünge des Uni-Vibes gehen auf das Jahr 1968 zurück. Vorbild war die Hammond Orgel mit ihrem Leslie-Effekt, der über eine separate Lautsprechereinheit erzeugt wurde, das Leslie Cabinet. Ein sehr beliebter Effekt, den bald auch Gitarristen zu schätzen wussten. Das Prinzip des Leslie-Effekts besteht darin, das Signal über rotierende Lautsprecher wiederzugeben, sodass durch den sogenannten Dopplereffekt eine Modulation erzeugt wird, die zum charakteristischen Rotary-Sound führt. Der unumstößliche Nachteil des Leslie-Cabinets war natürlich das hohe Gewicht und die Baugröße, die in etwa der eines Kühlschranks entspricht. Eine handliche und portable Lösung musste her und so entwickelte Fumio Mieda für die japanische Firma Shin-ei eine Einheit, bei der eine Lichtquelle auf vier Photowiderstände trifft, die wiederum über vier Filter für Phasenverschiebung sorgt und damit den Sound eines Leslies emulieren sollte. Das Pedal, das in einem relativ großen Alugehäuse samt separatem Expressionpedal ausgeliefert wurde, hörte auf den Namen Uni-Vibe, wurde allerdings auch in Amerika unter dem Firmennamen Univox oder unter Jax Vibra Chorus gehandelt. Die ganze Sache hatte nur einen Haken: Das Uni-Vibe klang überhaupt nicht wie ein Leslie, sondern erzeugte einen Sound, der irgendwo zwischen Chorus und Phase-Shifter-Effekt anzusiedeln war und im weitesten Sinne einem vierstufigen Phaser entsprach. Der neu entstandene Klang war jedoch so dick, voluminös und charakteristisch, dass hier wirklich eine eigenständige Soundgattung geschaffen wurde. Auch wenn man mit einem Phaserpedal dem Uni-Vibe relativ dicht auf die Fersen kommen kann, werden trotzdem die letzen kleinen Feinheiten fehlen. Charakteristisch für den Uni Vibe Sound ist nämlich die Kombination aus dem pulsierenden LoFi-Bass mit dem “Swoosh”-igen Sound im Top-End, den nur diese Pedale liefern können.
Bedienung
Ausgestattet war das Ur-Uni-Vibe mit zwei Reglern, nämlich Volume und Intensity für die Gesamt- und die Effektlautstärke, einen True Bypass gab es nicht. Die Oszillationsgeschwindigkeit, also das, was man bei Phasern heutzutage als “Speed” oder “Rate” kennt, fiel einem externen Expressionpedal zu. Wie bei manchen Choruspedalen hatte das Uni-Vibe einen Kippschalter, der zwischen “Chorus” und “Vibrato” wählte. Der Chorus liefert eine Mischung aus Effektsignal und Originalsound, während im Vibrato-Modus der reine Effektanteil zu hören ist. Spricht man heutzutage vom „Uni-Vibe-Sound”, meint man damit eigentlich landläufig den Chorus-Modus, der übrigens auch von Hendrix verwendet wurde.
Effektplatzierung
Zur Platzierung auf dem Pedalboard bzw. in der Effektkette sei gesagt, dass man wie Hendrix einen Fuzz oder andere Verzerrer vor das Pedal hängen kann. Damit behandelt man den Uni-Vibe-Effekt wie eine übliche Modulationseinheit, die man lehrbuchmäßig nun mal zwischen der Drive- und Delay/Reverb-Sektion platziert. Andererseits setzt man Filter, wie z.B. Wah-Wahs, auch gerne vor die Drive-Sektion. Da das Uni-Vibe durchaus Filtereffekte mitbringt, lohnt es sich, auch diese Reihenfolge auszutesten, zumal dies das bevorzugte Setup von Robin Trower ist. Im Ergebnis wird das Signal bei der Variante “Drive in Uni-Vibe” etwas direkter und härter, wohingegen die andere Version die Spitzen etwas abmildert und weicher wirkt.
Für dich ausgesucht
Zu hören ist der Uni-Vibe Effekt z.B. bei folgenden Songs:
- Machine Gun”, “Star Spangled Banner” – Jimi Hendrix
- “Breathe” – Pink Floyd
- “Bridge of Sighs” – Robin Trower
- “Never walk alone” – Steve Lukather
TC Electronic Viscous Vibe
Beim Viscous Vibe des dänischen Herstellers TC Electronic handelt es sich um eine digitale Nachbildung des Shin-ei Uni-Vibes, die sogar Toneprint-fähig ist, d.h., hier lassen sich im Editor noch Änderungen im Grundsound vornehmen, die dann im Pedal gespeichert werden können. Drei Regler sind für Speed, Volume und Intensity zuständig und ein Dreifach-Kippschalter lässt zwischen Chorus, Vibrato und einem individuellen Toneprint wählen. Der Fußschalter hat dazu eine Speedramp-Funktion. Halte ich ihn gedrückt, beschleunigt sich die Modulationsgeschwindigkeit. Der True Bypass ist hier schaltbar und auch eine „Kill-Dry”-Option steht für wet-dry-Setups zur Verfügung.
Update: Aktuell gibt es das Viscous Vibe nur noch als virtuelles Tone Print-Pedal im TC Electronic Plethora X3.
MXR M68 Uni-Vibe
Beim M68 handelt es sich um eine analoge Nachbildung des Shin-ei Uni-Vibes, das mit den gleichen Reglern und Potis wie das Original ausgestattet ist, nämlich Level, Depth und Speed (hier als Poti statt Expression-Pedal), sowie die Option, zwischen Chorus und Uni Vibe-Mode umschalten zu können. Das Pedal kommt mit True Bypass und lässt sich mit einem 9V-Netzteil oder Batterie betreiben.
JHS Unicorn V2
Josh Scott bietet mit dem Unicorn eine sehr luxuriöse und voll analoge Variante des Uni-Vibe-Themas an. Das Pedal liefert die vertrauten Potis wie Volume, Speed und Depth sowie einen Dry/Wet-Schalter, wobei hier “Dry” für Uni-Vibe und “Wet” für den Vibratoeffekt steht. Neben dem On/Off-Button ist das Unicorn zusätzlich mit einem Tap-Schalter ausgestattet, mit dem die Modulationsgeschwindigkeit eingeklopft werden kann, wobei sich die rhythmische Subdivision am Ratio-Knopf einstellen lässt. Zusätzlich ist ein Expressionpedal oder ein externer Tapcontroller an das Unicorn anschließbar, um die Geschwindigkeit zu regulieren. Auch hier haben wir es mit einem True-Bypass-Pedal zu tun.
Jam Pedals Retro Vibe Mk 2
Der griechische Pedalspezialist Jam Pedals liefert mit dem Retro Vibe ebenfalls eine komplett analoge Version des Uni-Vibes, die dank der handbemalten Oberfläche auch optisch anzusprechen weiß. D und S stehen für Depth und Speed und regeln die Modulationstiefe und -geschwindigkeit, und auch hier lässt sich zwischen Chorus und Vibrato umschalten. Wie beim Unicorn findet man am Retro Vibe einen Anschluss für ein externes Expressionpedal, das die Geschwindigkeit ändert. Intern verfügt das Pedal über ein Trimmpoti, das die Effektintensität regelt, aber auch Einfluss auf den Gesamtklang nimmt. Das Retro Vibe kommt mit einem True Bypass.
EarthQuaker Devices The Depths V2
Der amerikanische Hersteller EarthQuaker Devices legt mit dem “The Depths” ein Uni-Vibe Pedal vor, das sich bezüglich der Potis stark von den anderen gängigen Modellen unterscheidet. Zwar haben wir auch hier Level, Depth und Intensity, allerdings gesellen sich mit Voice und Throb noch zwei weitere Optionen hinzu. Voice bestimmt den Gesamtsound, der nach rechts gedreht voller und bassreicher wird, links dagegen etwas dünner und mittiger wirkt. Throb steuert den Grad, in dem die Bässe pulsieren, was vor allem bei dunkleren Settings oder dem Halstonabnehmer zum Tragen kommt. Ein weiteres, sehr interessantes Feature ist die “Flexi Switch Technologie”, bei der man den Bypass-Fußschalter sowohl im “momentary” als auch “latched” Mode einsetzen kann, sprich, er schaltet entweder an/aus oder das Gedrückthalten aktiviert den Effekt.
Fulltone Mini Deja Vibe Mk2
Das Deja Vibe ist schon fast ein Klassiker unter den Uni-Vibe-Nachbauten. Firmengründer Michael Fuller schuf hier ein analoges Pedal, das ebenfalls mit den drei Hauptreglern Volume, Intensity und Speed bestückt ist, aber neben dem Vibrato/Chorus-Kippschalter noch zwischen einem Modern- und Vintage-Setting umschalten lässt. Intern besitzt das Pedal drei Trimmpotis, an denen sich Intensity Symmetry und Speed feintunen lässt, wobei die eingestellten Settings ab Werk die empfohlenen Einstellungen sind. Das Pedal kommt mit True Bypass und wird mit 18V gespeist. Auch besteht die Möglichkeit, ein externes Expressionpedal anzuschließen.
Audiobeispiele zu den Uni-Vibe-Pedalen
Für die Soundfiles parke ich das Univibe vor einen cleanen Fender Bassman und setze Lautsprecherfaltungen einer 4×12″ Celestion PreRola Greenback Box ein.
Mid Setting – Strat – Clean
Mid Setting – Les Paul – Fuzz vor Univibe
Nun hört ihr ganz standesgemäß einen BSM FuzzBender im Fuzz Face Mode vor den Univibes. Diese Effektreihenfolge ist z.B. bei Jimi Hendrix zu hören.
Slow Rate/High Depth – Setting – Stratocaster + Overdrive hinter Uni-Vibe
In den nächsten Beispielen erhöhe ich Speed und Intensity und parke einen Boss OD-3 Overdrive vor dem Signal. Das Uni-Vibe in einen verzerrten Amp zu spielen wurde z.B. von Robin Trower favorisiert.
Vibe Setting
Nun wird es wieder clean und ich setze alle Uni Vibes auf das Vibrato-Setting, d.h., der trockene Effektanteil wird aus der Kette genommen. Da “The Depths” von EarthQuaker Devices nicht über einen Vibrato-Modus verfügt, wähle ich hier ein ähnliches Setting.
Alle Uni-Vibe-Pedale in einem Song
Zum Abschluss hört ihr sowohl ein cleanes Picking als auch ein verzerrtes Solofill mit allen Pedalen in einem Songkontext. Die Reihenfolge entspricht der Abfolge des Artikels.
Fazit
Auch wenn sich alle Pedale dem Uni-Vibe Thema angenommen haben, für das es ja eigentlich nur eine historische Vorlage gibt, ist es doch überraschend, wie unterschiedlich die Interpretationen teilweise ausfallen. Für meinen ganz persönlichen Geschmack haben das Fulltone Deja Vibe, das JHS Unicorn und das Jam Pedals Retro Vibe, bei allen Unterschieden in den Nuancen, die Nase im Grundklang vorne, doch das ist eine sehr subjektive Einschätzung. In puncto Flexibilität bekommt man mit “The Depths” von EarthQuaker Devices sicherlich eine große Menge an Optionen geboten und im etwas niedrigeren Preissektor findet man im MXR M68 Uni-Vibe und im TC Electronic Viscous Vibe sehr gute Modelle, wobei mich vor allem das letztere auch aufgrund der Tatsache, dass es das preiswerteste Vibe in unserer Auflistung ist, extrem überrascht. Insofern dürfte hier für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack etwas dabei sein und ich hoffe, dass die Gegenüberstellung bei der Kaufentscheidung behilflich sein kann!