Eine Liebeserklärung an den 70’s Jazz Bass

Nach seinem ersten Bassmodell, dem Precision Bass, erhielt der geniale Leo Fender von vielen Bassleuten die Rückmeldung, dass sie sich ein klanglich flexibleres Instrument wünschten, das leichter zu bespielen sein sollte. Daraufhin entwarf Fender zu Beginn der 1960er-Jahre den Jazz Bass mit seinem grazileren Off-Set-Korpus, dem schlanken Hals und den zwei Singlecoil-Tonabnehmern. Entscheidende „Updates“ erhielt der enorm erfolgreiche Jazz Bass gegen Ende der 60er- bzw. Anfang der 70er-Jahre, sodass man das Thema „Jazz Bass“ heutzutage in die Kategorien „60’s Jazz Bass“ und „70’s Jazz Bass“ gliedert. Der 1977er-Bass von Superstar Marcus Miller stellt quasi die Blaupause eines Seventies-Jazz-Basses dar: Eschekorpus mit transparentem Finish, Ahorngriffbrett mit hellen Block Inlays, dem größeren Abstand zwischen den Pickups, etc. In diesem Artikel untersuchen wir die Geschichte die wesentlichen Merkmale der Jazz-Bässe der 70-Jahre.

Legendärer Look, legendärer Sound: In diesem Artikel huldigen wir den Jazz-Bässen der 1970er-Jahre!

70’s Jazz Bass – Geschichte und Merkmale

Ein großer Einschnitt in die Geschichte der Fender Company war der Verkauf an den Unterhaltungsbranchen-Riesen CBS im Jahre 1965, der relativ zeitnah kosmetische Veränderungen am Jazz Bass vornehmen ließ. Diese Übergabe an die neuen Eigentümer leitete gewissermaßen schon die Geburt des 70’s Jazz Bass ein, denn die ersten Änderungen – wie zum Beispiel Block Inlays im Griffbrett – sollten später zur festen Identität unseres heutigen Hauptdarstellers werden.

Nachfolgend möchte ich euch die wichtigsten Merkmale und Änderungen des Jazz-Basses der 70er-Jahre aufzeigen. Bei den meisten lässt sich allerdings nur schwer sagen, wann genau deren Einführung vonstatten ging. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass CBS schon bald in die roten Zahlen geriet und sparen musste. So ging es in der Fender-Werkstatt durchaus mal drunter und drüber und es wurden einfach die Teile zusammengeschraubt, die gerade gut verfügbar waren.

Daher ist es keine Seltenheit, dass ein Korpus und ein Hals „verheiratet“ wurden, die in verschiedenen Jahren (oder gar Jahrzehnten!) produziert wurden. Auf diese Weise entstanden in den 70er-Jahren auch noch zahlreiche Bässe, die optisch eher einem Bass aus den 60’s ähnelten. Wann welche Änderung tatsächlich zum Produktionsstandard wurde, lässt sich daher mitunter nur schwer bestimmen. Diese Details sind aber im Grunde nur für Fender-Historiker wirklich interessant. Für uns zählen eher der generelle Sound, Look und das Feel des 70’s Jazz-Basses.

Griffbrett Fender Jazz Bass
Das helle Ahorngriffbrett und schicke Block Inlays sind typische Merkmale eines Jazz-Basses aus den Seventies.

Hier also die wichtigsten identitätsstiftenden Merkmale, die einen Fender 70’s Jazz Bass auszeichnen:

  • Ab ca. 1967 gab es erstmalig ein optionales Ahorngriffbrett.
  • Zu Beginn erhielten die bewährten dunklen Palisander-Griffbretter Block Inlays aus Perlmutt und die Ahorn-Griffbretter schwarze Block Inlays. Erst im Laufe des Jahres 1973 gönnte Fender allen Griffbrettern dann die helle Perlmutt-Variante.
  • Bis 1974 erfolgte die Umstellung auf die 3-Punkt-Verschraubung des Halses plus Mikro-Tilt Stellschraube zum Einstellung der Neigung des Halses.
  • Ebenfalls in dieser Zeit wurde der sogenannte Bullet-Trussrod eingeführt. Diese typisch geformte Einstellschraube für den Hals-Stahlstab hatte ihren mit Zugang nun an der Kopfplatte des Instrumentes.
  • Auf dem Headstock fand sich nun ein vergrößertes Fender-Logo
  • Neben Erle wurde Esche als alternatives Korpusholz verwendet, was häufig auch zu mehr Gewicht führte. Ab ca. 1974 wurde die Verwendung von Esche Standard.
  • Ein weiteres neues Feature wurde auch das schicke Natur-Finish für Bässe mit Esche-Korpus.
  • Häufig kamen kräftigere U-Halsprofile mit dickem Polyesterlack-Finish zum Einsatz.
  • Ca. 1972 wuchs die Distanz zwischen den beiden Singlecoil-Pickups von 91 mm auf 100 mm, da der Stegtonabnehmer weiter zur Brücke wanderte. (Aus den oben genannten Gründen tauchten aber auch später noch gelegentlich Bässe mit dem altem 60er-Jahre-Tonabnehmerabstand auf.)
  • Zur Abschirmung der Pickups wurden diese in Schellack gebadet.
  • Die Spulen der Tonabnehmer wiesen weniger Wicklungen auf, das Material des hierfür verwendeten Drahtes wechselte von Formvar zu Emaille.
Fender Geddy Lee Signature Jazz Bass
Hier seht ihr einen Fender Geddy Lee Signature Jazz Bass – das Modell ist dem originalen 1972er-Bassmodell des Rush-Frontmanns nachempfunden.

70’s Jazz Bass – berühmte Player und Basslines

Marcus Miller

Bei der Recherche zu diesem Artikel stellte sich heraus, dass es gar nicht so viele Bassisten gibt, die man sofort mit einem 70’s Jazz Bass als Hauptinstrument in Verbindung bringt. Natürlich steht hier einer ganz oben auf der Liste: Marcus Miller. Der Sound von Millers mithilfe einer von Roger Sadowsky Aktivelektronik nachgerüstetem 1977er Jazz Bass ist einfach ein Traum und für viele Bassleute so etwas wie die Definition des perfekten Slapsounds. Hier könnt ihr zwei Beispiele dafür hören:

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Geddy Lee

Die zweite Bassikone mit 70’s Jazz Bass ist sicherlich Geddy Lee, der mit dem Progrock-Trio Rush Musikgeschichte schrieb. Wie auch Marcus Miller ehrte Fender den einflussreichen Basssisten mit einem Signature-Bassmodell, welcher auf Geddys „Number 1“ basiert: einem 1972er Jazz Bass.

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Jerry Barnes

Der dritte bekannte Liebhaber von 70’s Jazz-Bässen ist Jerry Barnes. Der US-Amerikaner arbeitet seit circa 25 Jahren eng mit Ikone Nile Rodgers zusammen und ist treibende Kraft hinter der Reinkarnation der Disco-Legende Chic. Auch er hat sein eigenes 70’s Signature-Modell, allerdings von der japanischen Firma AtelierZ.

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Meshell Ndegeocello

Die 1968 in Berlin geborene Meshell Ndegeocello spielte vor allem zu Beginn ihrer Solokarriere Anfang/Mitte der 90er-Jahre gerne und viel Jazz-Bässe aus den 70er-Jahren. Mit diesem Sound und ihrem Stilmix aus Funk, Soul, Hiphop und Jazz wurde sie eine wichtige Wegbereiterin für Neo-Soul-Artists wie Erykah Badu oder Jill Scott.

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70’s Jazz Bass – Sound

Der bei 70’s-Jazz-Bässen verwendete Emaille-Draht sowie die veränderte Position der Pickups förderten auch ein neues Soundideal zutage, zu dem sicherlich anteilig auch die nun verwendeten Hölzer beitrugen. Da Klang immer subjektiv ist, möchte ich hier die Fender-Webseite zitieren: „Das Emaille besitzt Höhen, die ein wenig abgerollt sind, und der Mittenbereich ist akzentuierter. Es ist ein knurrender, offen und klarer Ton, der sehr druckvoll ist.“ Grundsätzlich kann man den Sound eines 70’s Jazz-Basses im Vergleich zum 60’s Jazz Bass als bissiger, aggressiver, heller, druckvoller, knackiger oder brillanter beschrieben.

Ich persönlich besitze drei 70’s-Jazz-Bässe; einer davon ist ein Original aus dem Jahre 1972. Leider hat er wie viele seiner Zeitgenossen die übliche Auf- und Abrüstgeschichte hinter sich. Irgendwann wurde ihm in den 1980er-Jahren eine Aktivelektronik eingepflanzt und zu diesem Anlass ein Batteriefach auf der Rückseite gefräst. Als er mir ca. 2010 in die Hände fiel, waren auch die Tonabnehmer nicht mehr original. Ich habe den Bass daraufhin wieder auf Passivbetrieb umgerüstet und mit Fender 74 Vintage-Tonabnehmern ausgestattet.

Erst kürzlich hatte ich dann die Chance, einen Fender Geddy Lee USA günstig in neuwertigem Zustand zu bekommen – da musste ich natürlich zuschlagen! Der dritte Bass im Bunde ist ein Fender 5-Saiter im 70’s Look und mit entsprechenden Abstand der Tonabnehmer. Er kam mit einer Fender-Elektronik gekommen, welche ich jedoch gegen die legendäre Sadowsky-Elektronik ausgetauscht habe.

Pickups bei einem Jazz Bass der 70er-Jahre
Beim Jazz Bass der 1970er-Jahre sitzt der Stegpickup etwas weiter an der Brücke als beim Modell der 60er-Jahre. Für den Klang macht das einen entscheidenden Unterschied!

70’s Jazz Bass – Klangbeispiele

Hier folgen drei Grooves mit meinem 1972er Jazz Bass, die ich erst in die Noble Preamp DI und dann direkt ins Audio Interface gespielt habe. Anhand der Klangbeispiele könnt ihr euch ein gutes Bild vom leicht metallischen, aber dennoch sehr growligen Sound machen:

Audio Samples
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70’s Jazz Bass: Disco 70’s Jazz Bass: Slap 70’s Jazz Bass: Rock

Was bleibt da noch, als uns ein weiteres Mal vor Leo Fender und seinen zeitlosen Basskreationen zu verneigen? Danken muss man aber in diesem Fall tatsächlich auch der Firma CBS, welche mit ihrer damaligen Firmenpolitik den 70’s Jazz Bass überhaupt erst ermöglichte.

Fender Jazz Bass
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