Eine Liebeserklärung an den BOSS OC-2 Octaver

Wenn es so etwas wie eine Liste der “sinnvollsten” Effektgeräte für E-Bass gibt, dann steht der Octaver darauf definitiv ganz weit oben, denn mit einem Bass-Octaver lassen sich Basslines wunderbar “andicken”. Heute bietet der Markt eine breite Auswahl an unterschiedlichsten Octavern, welche sich speziell an uns Tieftöner richten. Das war nicht immer so: Erst Anfang der 1980er-Jahre kam mit dem BOSS OC-2 der erste ernstzunehmende Bass-Octaver auf den Markt. Seine im Vergleich zu allen Vorgängern hervorragende Klangqualität ließen ihn schnell zum Kultpedal werden. Gerade in den 80ern und zu Beginn der 90er-Jahre war der BOSS OC-2 quasi permanent in den Charts zu hören. Das Pedal prägte den Basssound in Hits wie “Sledgehammer”, “Like A Prayer”, “Earth Song” u.v.a.m. Höchste Zeit also für eine Liebeserklärung an diesen kleinen Glücklichmacher für Bassisten!

Eine Liebeserklärung an den BOSS OC-2 Octaver
Der BOSS OC-2 – ein absoluter Klassiker unter den Octaver-Pedalen. Was du über dieses legendäre Effektgerät wissen musst, verrät dir dieser Artikel!
Inhalte
  1. BOSS OC-2 – History
  2. BOSS OC-2 – Versionen, Produktionsstätten
  3. BOSS OC-2 – Versionen, Produktionsstätten
  4. BOSS OC-2 – bekannte User und Songs
  5. BOSS OC-2 – Anwendungsmöglichkeiten

BOSS OC-2 – History

Der BOSS OC-2 Octave(r) trägt seine Funktion bereits im Namen: Das Pedal fügt dem Originalsignal eine bzw. zwei tiefere Oktaven hinzu. Auf den Markt kam das Pedal im Jahr 1982 und erfreute sich schnell großer Beliebtheit.

Witzig: Die ursprüngliche Zielgruppe des OC-2 waren eigentlich Gitarristen, doch im Proberaum oder im Studio liehen sich auch Bassisten das Gerät von ihren Kollegen, um damit zu herumzuexperimentieren. Und siehe da: Der Betrieb mit dem E-Bass funktionierte hervorragend und hatte klanglich seinen ganz besonderen Reiz!

Octaver-Pedale waren vor allem bei Bassisten bis dato nicht sehr beliebt, was daran lag, dass ihr Tracking sehr schlecht war: Frühe Geräte konnten das oktavierte Signal des E-Basses nur mit nervigen Verzögerungen produzieren und es stabil halten. Der BOSS OC-2 löste dieses technische Problem – der Weg war nunmehr frei für den Siegeszug des Octaver-Pedals!

Vier BOSS OC-2-Pedale aus verschiedenen Epochen der Fertigung
Vier BOSS OC-2-Pedale aus verschiedenen Fertigungsepochen

BOSS OC-2 – Versionen, Produktionsstätten

Die erste Version des BOSS OC-2 wurde in Japan produziert und ist leicht daran zu erkennen, dass sie noch das “r” am Ende von “Octaver” aufweist. Auf späteren Versionen liest man nur noch “Octave”, zudem wurde das Gehäuse in einem helleren Braun gehalten. 1984 wurde die Produktion nach Taiwan verlegt. Auch bei diesen Versionen fehlt das “r” und das Gehäuse erhielt abermals eine etwas dunklere Farbgebung.

Im Laufe der Produktionsjahre musste aufgrund von Versorgungsengpässen der für den Sound essentielle Chip namens “BA634” durch ein Pendant mit der Kennung “4013” ersetzt werden. Dieser Umstand führte dazu, dass die Modelle mit dem alten Chip begehrte und teure Sammlerobjekte wurden. Bis heute hält sich hartnäckig die Legende, dass die frühen OC-2-Pedale immer noch am besten klingen. Das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ich persönlich kann jedenfalls in der Praxis keine signifikanten Unterschiede ausmachen!

1997 gab es ein weiteres Update, welches die Stromversorgung betraf: Von nunan konnte der BOSS OC-2 mit dem Standardnetzteil (9V) von Boss oder anderen Herstellern betrieben werden. 2003 sollte das letzte Produktionsjahr des OC-2 werden; es folgte nunmehr der Nachfolger OC-3. Heute sind wir beim BOSS OC-5 angelangt, welchen wir ebenfalls bei den Soundsamples in diesem Artikel unter die Lupe nehmen.

Boss OC-2 aus japanischer Fertigung
Fotostrecke: 3 Bilder Ein früher Vertreter des OC-2 aus japanischer Fertigung

BOSS OC-2 – bekannte User und Songs

Aus den unzähligen Fans des BOSS OC-2 möchte ich an dieser Stelle vier herausgreifen: Den Anfang macht die britische Sessionlegende Pino Palladino. Vor allem als Sideman des 80er-Popstars Paul Young nutzte Pino den OC-2 häufig, und zwar gerne in Kombination mit seinem Music Man Stingray Fretless und einem Chorus. Den Song “I’m Gonna Tear Your Playhouse Down”möchte ich hier exemplarisch für Pinos Zeit mit Paul Young erwähnen.

Ein weiterer Fan des BOSS OC-2 ist Tony Levin: Das bekannteste Klangbeispiel ist sicher Peter Gabriels “Sledgehammer”. Tony spielt hier ebenfalls einen bundlosen Music Man Stingray mit Plektrum plus OC-2 und Kompressor. Das Ergebnis ist ein brachialer Sound, der bis heute begeistert
Der britische Bassist Guy Pratt ist vor allem als Bassist von Pink Floyd bekannt, hat aber eine beachtliche Karriere als Studiomusiker vorzuweisen. Seine Bassline (vor allem in der Bridge und im Outro) zu Madonnas “Like A Prayer” ist wirklich einzigartig und wurde auf einem Spector-Bass zusammen mit einem BOSS OC-2 eingespielt.

Von dieser Bassline absolut begeistert war auch Megastar Michael Jackson, der Guy dann umgehend für seinen Hit “Earth Song” engagierte und ebenfalls auf den Einsatz des BOSS OC-2 bestand. 

Als letzten Vertreter möchte ich noch den Octaver-Papst Tim Lefebvre erwähnen. Seine Vorliebe für den OC-2 bzw. Octaver-Pedale im Allgemeinen ist hinlänglich bekannt. Tim hat vor allem in elektronischer Musik mit dem E-Bass neue Maßstäbe gesetzt, allen voran bei seiner Arbeit mit Drummer Jojo Mayer. Was er für seinen Sound alles zum Einsatz bringt, zeigt seine beeindruckende Sammlung.

BOSS OC-2 – Anwendungsmöglichkeiten

Die Oberfläche eines BOSS OC-2 hält drei Regler bereit:

  1. Direct Level: Lautstärke für das Originalsignal
  2. Oct 1: Lautstärke für Signal 1 Oktave tiefer
  3. Oct 2: Lautstärke für Signal 2 Oktaven tiefer

Mit diesen Reglern lässt sich bequem das favorisierte Mischungsverhältnis einstellen. Für die nachfolgenden Soundbeispiele habe ich folgende Settings benutzt:

  • 50% Direct
  • 50% Oct 1
  • 25% Oct 2

Dies ist eine typische Einstellung, um Basslines schön fett zu machen, siehe Pino Palladino, Tony Levin etc. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, habe ich den aktuellen BOSS OC-5 im Vintage-Modus gelassen, in dem er sich klanglich ähnlich wie ein OC-2 verhält:

Audio Samples
0:00
BOSS OC-2 aus Japan BOSS OC-2 aus Taiwan BOSS OC-5 aus moderner Fertigung

Für synthetische Basssounds in elektronischer Musik im Stile von Tim Lefebvre wird meist nur das Oct-1-Signal zu 100% verwendet – Direct und Oct 2 werden hier ersatzlos gestrichen. Das klingt dann so:

Audio Samples
0:00
100% Oct 1 bei einem japanischen OC-2

Diese Basis lässt sich natürlich hervorragend mit weiteren Effekten kombinieren. Hier kommen zusätzlich ein Overdrive, ein Fuzz, ein Chorus und ein Kompressor mit ins Spiel:

Audio Samples
0:00
Japanischer OC-2 in Kombination mit weiteren Effekten

Soweit erst einmal für heute. Ein großes Dankeschön geht an Gregor Fris vom YouTube-Kanal BassTheWorld, der mir freundlicherweise seine Sammlung an BOSS OC-2s zur Verfügung gestellt hat!

Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

Hot or Not
?
TEASER_Eine_Liebeserklaerung_an_den_Boss_OC_2_Octaver Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Profilbild von Hans Georg K.

Hans Georg K. sagt:

#1 - 11.12.2023 um 09:18 Uhr

0

Vielen Dank für den informativen Artikel! Ich habe dazu noch ein paar zusätzliche Infos, die vielleicht von Interesse sind. In meinem Besitz befindet sich ein "Octave OC-2", den ich im November 1988 bei Musik Schmidt in Frankfurt erworben habe, damals noch in der Berliner Straße. Da sollten dem Gregor doch die Ohren klingeln..... Dieses Pedal hat eine im Batteriefach aufgeklebte Seriennummer, die auf das Baujahr 1988 hinweist. Dazu steht auf der Rückseite "Made in Japan". Meines Wissens wurde die Produktion erst im Jahre 1989 nach Taiwan verlegt. Die Stabilität des Octaversignals scheint auch von der Stromversorgung abzuhängen. Mein Pedal verlangt noch die alten nicht stabilisierten "BOSS ACA" Netzteile, die so weit ich verstanden habe, etwa 12 Volt abgeben. An den modernen PSA Netzteilen ist nach meinem Eindruck das erzeugte Octaversignal deutlich wackliger. Pino Palladino benutzte nach eigener Aussage beim Song "Gonna tear your playhouse down" einen Pedulla-Fretless, der wohl ein sehr stabiles Octaversignal abgab. Tony Levin benutzte bei Sledgehammer einen bundlosen Music Man Sabre Bass und mehrfache Kompression.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Synth Bass Sounds mit Effektpedalen nachbauen
Feature

Synth-Bass-Sounds klingen fett und cool - und lassen sich am E-Bass mit wenigen gekoppelten Effektgeräten authentisch nachbauen. Wir zeigen euch, was ihr dafür benötigt.

Synth Bass Sounds mit Effektpedalen nachbauen Artikelbild

Synth Bass Sounds klingen fett und cool ‑ gerade in elektronischer Musik und im Funk oder im R&B sind diese Klänge vollkommen zu Recht sehr beliebt. Doch leider hat nicht jeder E-Bassist einen Bass-Synthesizer zu Hause herumstehen und ist ein passabler Pianist. Und einen Bass-Synthie wegen zwei Songs am Abend herumschleppen? Das will eigentlich auch niemand. Eine einfache Alternative sind Effektpedale, mit denen sich Synth Bass Sounds ausgezeichnet simulieren lassen. Die entsprechenden Geräte sind jedoch der Regel nicht ganz günstig und tun sich als digitale Pedale nicht selten schwer, Artikulationen wie Hammer-On's, Pull-Off's oder Slides zu erkennen und klanglich richtig umzusetzen. Ein anderer Ansatz ist da deutlich einfacher, erhält die volle Dynamik und alle Feinheiten im Bereich der Artikulation. Und das Beste: Dieser Ansatz ist wesentlich günstiger - für viele von uns gibt es ihn sogar gratis.

Envelope Filter richtig einstellen
Bass / Feature

Das Auto Wah bzw. der Envelope Filter wurde durch Bassisten wie Bootsy Collins populär. Hier gibt es Tipps und Tricks zum richtigen Umgang mit diesem Filtereffekt für E-Bass.

Envelope Filter richtig einstellen Artikelbild

Filter-Effekte für Bass: Was ist ein Envelope Filter, Wah Wah, Auto Wah etc. - und wie funktioniert es im Umgang mit dem E-Bass am besten? Spätestens seit Jimi Hendrix das berühmte Intro von "Voodoo Chile" mit einem Wah Wah veredelte, stand dieses Effektgerät hoch oben auf dem Wunschzettel eines jeden Gitarristen. Natürlich waren auch viele Bassisten fasziniert von diesem "Quäken". Der große Durchbruch im Bassbereich fand allerdings erst statt, als es vom Wah Wah (auch: Wahwah oder Wah-Wah) eine Version gab, die nicht mehr mit dem Fuß, sondern automatisch durch die Dynamik des Spielers gesteuert wurde ‑ das sogenannte Auto Wah, auch Envelope Filter genannt. Dieser Sound wurde unter anderem durch Funklegende Bootsy Collins sehr populär und ist bis heute einer der beliebtesten Effekte für E-Bass. Er findet aber nicht nur im Funk Verwendung, sondern ist auch in rockigen Gefilden sehr beliebt - unter anderem, weil er ein guter Kumpel des Bass-Verzerrers ist ...

Bass-Elektroniken: Aktiv vs. Passiv
Feature

Bass-Preamps: Wo liegen die Unterschiede, Vor- und Nachteile aktiver oder passiver Bass-Elektroniken?

Bass-Elektroniken: Aktiv vs. Passiv Artikelbild

Vom preiswerten Fernost-Instrument bis hin zum sündhaft teuren Custom-Modell exklusiver Boutique-Schmieden hält der Bassmarkt ein breites Angebot bereit. Bei der Anschaffung eines neuen Basses klären sich daher Fragen wie die nach einem Vier- oder Fünfsaiter zumeist schnell. Wie aber sieht es beim Thema "Bass-Elektroniken" (auch "Bass Preamps") aus? Ob der neue Bass nämlich aktiv oder passiv sein soll - diese Frage führt häufig zu großer Verwirrung! Begriffe wie 2- oder 3-Band, Boost/Cut, Boost Only, selectable Mid-Frequency, sweepable Mid-Frequency, Mid Boost Switch, 9 oder 18 Volt etc. fliegen einem in den Beschreibungen verschiedener Bass-Elektroniken bzw. Bass-Preamps um die Ohren. Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen und dir helfen, die richtige Bass-Elektronik für deinen Geschmack und deine persönlichen Zwecke zu finden!

Bonedo YouTube
  • First notes on the Sadowsky MetroExpress Will Lee 5 #shorts #reel #sadowsky #willlee
  • Sadowsky MetroEXP 22 Will Lee 5
  • Gerald Marleaux on his "Antique Wood III" bass series (GERMAN) #shorts #reel #marleaux #bass