Kaum ein anderer Bass versprüht aufgrund seines Looks mehr „Rock’n’Roll“ als der Gibson Thunderbird. Natürlich gibt es zahlreiche E-Bässe, die man mit Rockmusik in Verbindung bringt, aber kaum einer bezieht derart klar Stellung wie der ikonische “Donnervogel”. Mit seinem auffälligen Design setzte er in seinem Erscheinungsjahr 1963 ein deutliches Zeichen in Richtung des Mitbewerbers Fender. Dieser dominierte mit seinen Modellen Fender Precision Bass und Fender Jazz Bass ganz klar den Markt – die Modelle war aufgrund ihrer Omnipräsenz allerdings auch nicht mehr wirklich „besonders“. Zudem beruhten beide Erfolgsmodelle aus dem Hause Fender auf einem ähnlichen Design. Hier bot der Gibson Thunderbird Bass eine echte Alternative – und tut es noch bis heute! Für mich persönlich ist der Gibson Thunderbird schon lange der „Sexiest Bass Alive“ – es wird also höchste Zeit für eine Liebeserklärung!
Gibson Thunderbird – History / Merkmale
1963 brachte die US-amerikanische Firma Gibson mit der “Firebird”-Gitarre und dem “Thunderbird”-Bass zwei ganz neue Modelle auf den Markt. Für diese hatte man sich mit dem Designer Raymond Dietrich zusammengetan, der eigentlich in der Automobilbranche tätig war.
Gibson wollte bewusst neue Wege gehen und einen Gegenentwurf zum Branchenprimus Fender kreieren. Zunächst gab es einen Thunderbird II mit einem und einen Thunderbird IV mit zwei Tonabnehmern. Im Vergleich zu heutigen Modellen war der Body damals noch in der „Reverse-Form“. Das obere Korpus-Horn (Bass Horn) war bei diesem Design ausladender, das untere Korpus-Horn (Treble Horn) kürzer.
Neben dem Look waren zwei weitere Aspekte besonders: Der Thunderbird war Gibsons erstes Modell mit einer Longscale-Mensur von 86,4 cm und verfügt über einen durchgehenden Hals, an welchen die beiden Korpusflügel angeleimt wurden.
1965 war aufgrund zu schwacher Verkaufszahlen leider erst einmal wieder Schluss. Aber Gibson gab nicht auf und unternahm 1966 einen zweiten Versuch. Die großen Neuerungen waren diesmal ein eingeleimter Hals und der „Non-Reverse-Body“. Dieser entsprach ungefähr dem Design, das wir bis heute kennen und lieben. Hintergrund dafür war eine Klage Fenders, dass der Thunderbird ihren Jazzmaster- bzw. Jaguar-Modellen zu ähnlich sei. Doch auch dieser Thunderbird-Auflage widerfuhr das gleiche Schicksal – 1969 wurde die Produktion bereits wieder eingestellt.
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Ein dritter Versuch mit ursprünglichem Reversed-Body wurde im Jahre 1976 unternommen, doch scheinbar war die Welt abermals noch nicht bereit für den Thunderbird; die Produktion wurde schon 1979 wieder eingestellt.
Doch Gibson verlor zum Glück auch dieses Mal nicht den Glauben: 1987 wurde der Thunderbird erneut zum Leben erweckt. Diesmal mit einem durchgehenden neunstreifigen Hals (Mahagoni und Walnuss), Korpusflügeln aus Mahagoni und einem Griffbrett aus Palisander. Zwei Humbucker und eine passive Elektronik mit Volume/Volume/Tone bildeten die Klangzentrale. Und siehe da: Mit diesen Features schaffte es der Gibson Thunderbird nun endlich, bis heute in Produktion zu bleiben.
Gibson Thunderbird – aktuelle Modelle
Natürlich verpasste Gibson dem Thunderbird immer mal wieder kleinere Updates. Dies trifft vor allem auf die Hardware und die Tonabnehmer zu. Im Großen und Ganzen ist er aber der Gleiche geblieben. Heute ist er in der Standard-Version erhältlich:
Oder als Signature-Modelle von Nikki Sixx, Gene Simmons und Rex Brown:
Wer schon immer mal einen Thunderbird haben wollte, aber dafür auch keine Unsummen ausgeben möchte, findet bei der Gibson-Tochter Epiphone zwei sehr interessante Baureihen. Dies ist zum einen die sehr günstige Thunderbird-IV-Serie:
Sehr interessant ist aber auch die Thunderbird-60’s-Serie, die dem Original aus dem Hause Gibson schon erstaunlich nahe kommt:
Gibson Thunderbird – User
Hier ist eine Liste an Bassisten, die vorwiegend oder immer mal wieder zum Gibson Thunderbird greifen bzw. gegriffen haben. Einige ikonische Songs wurden auf diese Weise mit dem Sound des Donnervogels veredelt.
- Nikki Sixx: Mötley Crue
- Gene Simmons: Kiss
- Rex Brown: Pantera
- Tom Hamilton: Aerosmith
- Krist Novoselic: Nirvana
- Roger Glover: Deep Purple / Rainbow
- John Entwistle: The Who
- Duff McKagan: Guns N’ Roses
- Allen Woody: The Allman Brothers
Gibson Thunderbird – Sounds
„Der“ Thunderbird-Sound schlechthin folgt dem Grundsatz „Alle Regler auf 12“, also beide Pickups und die Höhenblende voll aufgedreht. Kombiniert habe ich den Donnervogel entweder mit einer Ampeg SVT Amp-Simulation oder dem „Marshall Murder One“ – einer sehr gelungenen digitalen Nachbildung von Lemmy Kilmisters legendärem Bass-Stack.
Die Basswelt ohne den Gibson Thunderbird? Für mich undenkbar! In diesem Sinne: “Danke für diesen zeitlosen Klassiker, Gibson!”
Bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt
Johannes Thiele sagt:
#1 - 24.12.2022 um 19:41 Uhr
Der Artikel : eine Ode an das "geile Stück", nicht nur deswegen will ich auch einen haben, zuerst mit Stahlsaiten, mal sehen, wie er klingt und dann mit den von mir geliebten Rotosound tapewounds. Ich freue mich schon drauf!
Sven sagt:
#2 - 04.01.2023 um 16:14 Uhr
"1987 wurde der Thunderbird erneut zum Leben erweckt. Diesmal mit einem durchgehenden neunstreifigen Hals (Mahagoni und Walnuss), Korpusflügeln aus Mahagoni und einem Griffbrett aus Palisander." Das ist so nicht richtig. Die Neuauflage wurde von 1987 bis Anfang der 2000er Jahre mit Ebenholzgriffbrett hergestellt. Dadurch klangen diese Modelle meiner Meinung nach präsenter als die Modelle ab ca. 2003 mit Palisandergriffbrett, was Bassisten der härteren Musikrichtungen wie z.B. Shavarsh „Shavo“ Odadjian - System of a Down Twiggy Ramirez - Marilyn Manson bevorzugten.