Mit seinem Vintage-Look setzte der Korg Microkorg Ende 2002 einen wichtigen Grundstein für den Retro-Trend in der Keyboardwelt, der sich noch heute immer weiter ausbreitet: Gerade im Keyboard/Synthesizer-Bereich tauchen ständig neue Techniken und Hypes auf, welche viele Hersteller zur permanenten Weiterentwicklung ihrer Produkte drängen. Jedoch konnten weder innovative Sampling-Methoden, noch preiswerte Analog-Synthesizer oder verschiedene Hybrid-Konzepte dem Microkorg ernsthaft etwas anhaben: Seit mittlerweile 16 Jahren wird der „Analog Modeling Synth“ in unveränderter Ur-Form hergestellt und erfolgreich verkauft. Wie konnte der kleine Allrounder sich in derartig kurzlebigen Zeiten so lange auf dem Markt behaupten?
Schoßhund und Hingucker
Viel Synthesizer in kleinem Gehäuse
Durch das digitale Herz des Microkorg lässt sich aus dem monofonen Moog-Style-Bass im Handumdrehen ein warmes Synth-Pad bauen. Ich bin jedes Mal erstaunt, dass der Microkorg doch durch Sound und Design immer eine angenehme Prise analog klingenden, satten Feen-Sound mitbringt. Schuld daran ist wohl die „Analog Modeling“-Technologie. Der Synth klingt jedenfalls stets größer, als er es materiell tatsächlich ist.
Neben den Klassikern finden sich in den Presets auch völlig abgefahrene, FM-artige Spezial-Sounds, die starke Aufmerksamkeit erregen können. Eine derartige Bandbreite an angebotenen Klang-Facetten kenne ich sonst nur von Geräten größeren und teureren Kalibers.
On Top kommt dann schließlich noch der Vocoder, der sich mittels mitgeliefertem Schwanenhals-Mikrofon ansteuern lässt. Auch der klingt super und macht den Microkorg quasi zum „Alleskönner“ – da bleiben kaum Wünsche offen.
Für dich ausgesucht
Was man mit dem kleinen Wunderkind sonst noch alles anstellen kann, zeigt beispielsweise der Künstler „Dorian Concept“, der dem Microkorg gewissermaßen verfallen ist und ihn in unterschiedlichsten Methoden sehr kreativ in sein Setup integriert.
Video: Dorian Concept on the Microkorg
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDie vielen Gesichter des Microkorg
Recht spät, in 2016, gesellt sich mit dem Microkorg S eine neue Variante in das Microkorg-Portfolio, die sich wieder am ursprünglichen Microkorg orientiert und mit einem leichten Facelift dennoch signifikante Details aufweist. Der Programmspeicher wurde um 128 Sounds erweitert, ein Favorite Modus erlaubt jetzt das Ablegen von acht Lieblingssounds und es wurden Lautsprecher eingebaut. Somit sind im Markt neben der Microkorg Ur-Version noch die Ausführungen Microkorg XL+ und Microkorg S erhältlich. Konkurrenz aus eigenem Hause.
Endlich Konkurrenz?
Anders als in den 1980er/1990er Jahren gilt die analoge Klangerzeugung unter vielen Sound-Nerds als präziser und druckvoller im Vergleich zur Digitalen, die ja auch im Microkorg verbaut ist. Sind seine Tage also nun endgültig gezählt? Nun, an dieser Stelle sollte man wohl das „große Ganze“ nicht aus dem Auge verlieren: Der Analog-Hype hält seit einigen Jahren an und produziert so viele Produkte, dass man schnell den Überblick verliert. Klar, ist dort viel sehr Brauchbares dabei, jedoch bleibt abzuwarten, was sich davon, bei einer derartigen Vielfalt, für die nächsten 20 Jahre als ein ständiges „Go To“-Gerät etablieren wird, wie es der Microkorg geschafft hat.
Außerdem bringt der Analog-Purismus auch technische Limitierungen mit sich. So kann der digitale Microkorg endlose Modulations-Möglichkeiten und die Einstellung feinster Klangdetails anbieten, während bei anderen schon bei einem LFO Schluss ist. Es wird also immer auch eine Frage des individuellen Anspruchs der Anwender sein, wie viel Flexibilität in einem Gerät sie selbst für ihre Kunst benötigen. Hier liegt der Microkorg unter dem Strich vorn, denn durch sein Konzept bietet er rein technisch schnell zugängliche, elementar wichtige Einstellparameter. Gleichzeitig schöpft er aber auch die Möglichkeiten der Digitaltechnik voll aus.
Hier noch ein Video, in welchem ausschließlich Preset-Sounds des Microkorg verwendet werden und was einen sehr intuitiven und schnellen Workflow zeigt. Falls ihr nun den kleinen Microkorg wieder aus dem Keller holen, oder ihn zurecht endlich haben wollt: Ich wünsche euch viel Spaß damit!
Video (no talking): Microkorg mit Preset-Sounds gespielt
Fazit
Nach all den Jahren Micro-Spaß kann ich nur sagen: Danke Korg! Hier wurde in raffinierter Kombination aus Portabilität, Bedienungskonzept und Klangmöglichkeiten ein meisterhafter Wegbereiter der modernen Synthesizer-Technik geschaffen.
Verschiedenste Merkmale des Synthesizers, ob optische oder technische, dienen bis heute als Vorbild für innovative Synthesizer-Kreationen. Ich kann mich in jüngerer Geschichte an kein Gerät dieses Kalibers erinnern, welches sich über 16 Jahre erfolgreich auf dem ständig wechselnden Keyboardmarkt etabliert.
Immer wieder überrascht mich der Microkorg mit neuen Sounds und seiner Experimentierfreudigkeit. Es bleibt spannend, wie viele Generationen von Analog/Digital-Hypes und Technik-Innovationen der kleine Microkorg noch hinter sich lässt und ob er nicht in 40 Jahren seinen verdienten Platz in der Vitrine eines Synthesizer-Museums erhält.
Quellen und weiterführende Links zum Korg Microkorg findet ihr hier: