Neben den drei großen Archetypen „Precision Bass“, „Jazz Bass“ und „Music Man Bass“ gibt es nur noch wenige Bassmodelle, die aufgrund ihres Looks und Sounds eine ganz eigene Kategorie bilden. Instrumente wie der Rickenbacker oder der Gibson Thunderbird müssen hier genannt werden – aber ganz sicher auch der Spector NS2. Wenn man – wie ich – seine Jugend während der 1980er-Jahre verbringen durfte und damals die Welt der Pop- und Rockmusik für sich entdeckte, so war der Sound des Spector NS2 allgegenwärtig. Und auch in den letzten Jahren reitet Spector nach wie vor auf einer Erfolgswelle, denn der Spector-Sound verkörpert (zusammen wie einigen anderen Marken, wie z. B. Dingwall etc.) ein derzeit populäres Soundideal, speziell in härteren Styles wie NuMetal, Djent, etc.

Spector NS2 – History
Stuart Spector gründete bereits 1976 seine Company. Zusammen mit anderen holzverarbeitenden Gewerken teilte er sich Werkstatträume im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Dort baute Stuart zunächst Gitarren und Bässe sowie Ersatzteile für Instrumente.
Ein aufstrebender junger Möbeldesigner namens Ned Steinberger arbeitete ebenfalls in den gemeinsamen Räumlichkeiten. Dieser wurde auf Stuarts Arbeit aufmerksam und bot ihm an, ein Design für einen Bass zu entwerfen. Dafür ging er nach der Bauhaus-Philosophie „Form folgt Funktion“ vor, und es entstand im Grunde das Design, welches wir heute noch von Spector-Bässen kennen: Der ergonomisch geschwungene Korpus mit dem stark gewölbten Boden (Curved Body) kam mit der bereits zuvor von Stuart verwendeten durchgehenden Halskonstruktion zusammen – und fertig war der Spector NS1!
„NS“ steht natürlich für „Ned Steinberger“ und die „1“ für die Verwendung eines einzelnen Pickups. 1977 erblickte das erste Exemplar das Licht der Welt. Zwei Jahre später folgte der Spector NS2 mit zwei Tonabnehmern. Spector hatte zu dieser Zeit bereits einigen Erfolg in der Branche und konnte mit keinem Geringeren als Vinnie Fodera bereits relativ früh einen Vollzeitmitarbeiter einstellen.

Die Firma DiMarzio verkaufte zur damaligen recht erfolgreich von Spector gebaute Gitarrenhälse. Für diese entwickelte Stuart Maschinen, welche beim Schleifen des Halses und bei der exakten Bundierung halfen. Ab 1982 konzentrierte man sich dann auf die Produktion der eigenen Bässe. Zu diesem Anlass kam im Jahr 1982 Harold Kuffner als nationaler und internationaler Vertriebsleiter mit ins Team. In der Folge genoss Spector schon damals einen hervorragenden Ruf und verzeichnete beachtliche Verkaufserfolge.
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Die Sales-Zahlen sollten jedoch durch die Decke gehen, als sich ein junger Musiker namens Sting einen weißen Spector NS2 zulegte. The Police waren damals eine der erfolgreichsten Bands des Planeten und starteten just ihre „Synchronicity“-Tournee. Mit Sting als Frontman genoss der Spector NS2 eine immense Präsenz und wurde entsprechend häufig fotografiert und gefilmt. Vollkommen zu Recht steht dieses weltbekannte Instrument heute im Museum der „Rock’n’Roll Hall of Fame“ in Cleveland, Ohio.
Im Jahr 1985 kaufte Kramer Guitars die Marke Spector; die Produktion wurde in das Kramer-Werk verlegt. Stuart Spector blieb jedoch in beratender Position weiterhin aktiv. Unter Kramer stieg die Produktion auf ca. 100 Bässe pro Monat. Um es allen Bassisten zu ermöglichen, einen Spector zu spielen, wurden die Spector NS2-Modelle nun auch in Korea gefertigt – diese Serie hörte auf den Namen „Performer“. 1987 kam es zur Kooperation mit der Firma NBE Corp in der Tschechoslowakei. NBE Corp baut heute die Spector Euro-Modelle, welche übrigens die erfolgreichsten Vertreter der großen Spector-Familie sind.
Nachdem Stuart mittlerweile eine eigene Company gegründet hatte, konnte er 1998 endlich die Rechte an der Marke Spector zurück erwerben und die Produktion des Spector NS2 wieder aufnehmen. 2015 übernahm die Company Korg den Vertrieb der Spector-Bässe für die USA und Kanada, um vier Jahre später die Firma Spector selbst zu erwerben. Unter der Leitung von Korg ging es die letzten Jahre abermals steil bergauf, und mehrere preiswerte Serien, wie Spector Dimension (Multiscale), Spector Ethos und Spector Pulse wurden erfolgreich am Markt etabliert.
Doch auch der Custom Shop im US-amerikanischen Woodstock macht immer wieder mit spektakulären Instrumenten auf sich aufmerksam. In diesem Bereich konnte unter Korg sowohl der Output als auch die Qualität der Bassmodelle noch einmal erhöht werden. Alles in allem – und das ist eine wunderbare Nachricht – geht es der Company Spector heute so gut wie noch nie in der fast vierzigjährigen Firmengeschichte!
Spector NS2 – Features
DER Spector NS2, den wir alle vor dem geistigen Auge haben, besitzt einen P-Style Split Coil-Pickup in der Halsposition sowie einen Singlecoil-Pickup am Steg. Vorzugsweise stammen die Pickups von der Firma EMG. Seit der Übernahme durch Korg werden aber auch andere Varianten angeboten. Zum Beispiel gibt es 4-Saiter mit zwei Singlecoils oder zwei Humbuckern, und neuerdings auch 5-Saiter mit P/J-Bestückung.
Gepaart wird das Ganze mit einer proprietären Aktivelektronik. Traditionell wurde diese von der Firma HAZ Laboratories (Hazlabs) in Varianten mit 9 und 18 Volt hergestellt. Ein bedeutender Schritt war die Einführung der in Tschechien gefertigten Spector Tone Pump Elektronik (vor allem bei den Spector Euro-Modellen), und seit der Korg-Übernahme findet man auch OBP-Elektroniken von Aguilar.
Der „neueste Wurf“ ist jedoch die Kooperation mit der finnischen Company Darkglass: Zunächst verbaute man bei Spector die Darkglass Tone Capsule, und mittlerweile entstand aus der fruchtbaren amerikanisch-finnischen Zusammenarbeit der Legacy-Preamp, der beispielsweise in den neuen Spector Euro CST-Bässen Verwendung findet.
Die genannten Komponenten ergeben im Zusammenspiel mit dem durchgehenden Hals den typischen und absolut unverkennbaren Spector-Sound. Dieser wird gerne als transparent, brillant, druckvoll bis bissig beschrieben. Auch die Worte „Punch“ oder „Growl“ hört oder liest man in diesem Zusammenhang sehr häufig. Die Halskonstruktion garantiert zudem ein schier unglaubliches Sustain.









Spector NS2 – Player
Es folgt eine kleine Liste an Spector-Playern, anhand derer sich gut erkennen lässt, dass vor allem viele Bassleute der härteren Genres die Kreationen von Stuart Spector sehr zu schätzen wissen:
- Guy Pratt: Pink Floyd, Madonna, Michael Jacksen etc.
- Doug Wimbish: Living Colour, Solo Artist
- Rex Brown: Pantera
- Flea: Red Hot Chili Peppers
- Rudy Sarzo: Ozzy Osbourne, Dio, Whitesnake etc.
- Jason Newstedt: Metallica
- Pat Badger: Extreme
- Mike Starr: Alice In Chains
- Colin Edwin: Porcupine Tree
- Alex Webster: Cannibal Corpse
- Frank Bello: Anthrax
- Ian Hill: Judas Priest
- uvam.

Spector NS2 – Basslines
Wer den Spector NS2 mal in Aktion hören möchte, den empfehle ich folgende Songs:
Metallica: „Enter Sandman“
Madonna: „Like A Prayer“ (Bridge und Outro)
Police: „Live 1983“
Pantera: „I’m Broken“
Alice In Chains: „Would?“
Extreme: „Get The Funk Out“
Spector NS2 – Sounds
Abschließend gibt es von mir noch ein paar Sounds mit meinem Spector NS2 Euro LX 5-Saiter. Dieser ist mit zwei EMG-Humbuckern und der Spector Tone Pump Elektronik ausgestattet. Für den typischen Spector-Sound lautet die Devise: Alles auf Anschlag! Auf diese Weise setzt sich dieses Bassmodell auch gegen eine Wand aus Drums und Gitarren durch, selbst wenn er (wie hier) direkt ins Audio Interface gespielt wird.

Vielen Dank, lieber Stuart Spector und lieber Ned Steinberger, für das legendäre Design des Spector NS2-Basses!
Thomas Meinlschmidt