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Eingeweiht: Der „John Lennon Educational Tour Bus“

Betrachtet man den Wandel der Medienwelt innerhalb der letzten Dekade und damit einhergehend auch eine deutliche Verwaisung der Kulturförderung in Politik und Gesellschaft, so könnte man sich einen Gesandten wünschen, der vom Himmel kommt und den Menschen wieder die Begeisterung und Liebe für eigene Kreativität schenkt.
Der Gesandte vom Himmel, der zu Lebzeiten nie müde wurde, an einer besseren Welt zu arbeiten, ist niemand geringerer als John Lennon. In dessen Heimatstadt Liverpool wurde nun am 8. Mai 2013 von seiner Witwe Yoko Ono ein Projekt vorgestellt und eingeweiht, das in der Lage ist, sowohl regional als auch weltweit Aufmerksamkeit zu erregen. Es handelt sich um ein Projekt, das vor allem Kindern und Jugendlichen ermöglicht, eigene Erfahrungen mit dem Erschaffen von Musik, Videos und Multimedia-Anwendungen zu machen – und das Ganze auf hohem Niveau in einem schier unglaublich kurzem Zeitrahmen von nur wenigen Stunden. Die Rede ist vom “John Lennon European Educational Tour Bus”, einem 26 Tonnen schweren Gefährt mit voll ausgerüstetem Ton- und Videostudio, Aufnahmekabinen, Dachterrasse für Liveperformances, Satellitenübertragungsmöglichkeiten für Live-Streamings, und vieles mehr.
Das Projekt “John Lennon Educational Tour Bus” existiert bereits seit 16 Jahren in den USA. Wie bonedo bereits berichtet hat, lag es den Schöpfern der Idee, Yoko Ono und Brian Rothschild, schon seit langem am Herzen, das Music Education Projekt auch auf Europa und andere Bereiche der Welt auszuweiten. Nach vielen Jahren der Vorbereitung war es nun so weit, die europäische Variante des “John Lennon Bus” vorzustellen und einzuweihen. Yoko Ono dachte sich dabei, dass es keinen passenderen Ort für die Einweihung gäbe, als die Geburtsstadt von John Lennon: Liverpool!

Yoko Ono schreitet zur Tat Foto: Sven Schoderböck
Yoko Ono schreitet zur Tat Foto: Sven Schoderböck

Den räumlichen Rahmen für das großartige Event bildete das 2011 eröffnete Museum of Liverpool. Museumsdirektor David Fleming eröffnete die Veranstaltung mit würdigenden Worten für John Lennon’s Lebenswerk, dessen enge Verbindung zu seiner Heimatstadt Liverpool und selbstverständlich für Yoko Ono’s Wunsch, den Tourbus an genau diesem Ort einzuweihen, an dem John Lennon’s Einfluss noch immer allgegenwärtig ist.
Anschließend betrat Executive Director der “lennonbus.org” Brian Rothschild die Bühne. Er ist der technische Vater und Masterbrain hinter dem Projekt. Die Mission hinter der ganzen Idee ist, jungen Menschen die kostenlose Möglichkeit zu geben, eigene Musik, Videos, Fotos, Multimedia-Anwendungen und Audio-/Video-Broadcasting Projekte zu erschaffen. An Bord befinden sich drei permanente Crew-Mitglieder, ausgebildete Toningenieure und Multimediaexperten, die den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen assistierend zur Seite stehen. Dabei gibt es keinerlei Grundvoraussetzungen. Es ist vollkommen offen, ob die Teilnehmenden bereits Vorerfahrungen mitbringen oder nicht. Es geht primär darum, mit Hilfe einer möglichen Initialzündung eine kreative Leidenschaft zu wecken, die ansonsten vielleicht für immer in diesen Menschen verborgen bleibt, aber es geht auch darum, talentierten Heranwachsenden eine Plattform zu bieten.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Museum of Liverpool lieferte einen würdigen Rahmen für die Feier

Die Vermittlung der Erfahrungen umspannt vom einfachen Erleben, das erste Mal vor einem Mikrofon zu stehen oder eine Gitarre anzufassen, bis hin zur Fertigstellung eines kompletten Multimediaprojektes innerhalb von einem Tag. Die Teilnehmenden kennen sich zum Teil vorher nicht und kommen in diese Situation vollkommen unvorbereitet hinein. Mit Hilfe der Crew entwickeln sie spontan einen eigenen Song, eine eigene Videoidee, usw., und am Ende des Tages gehen sie voller Stolz mit einem fertigen Produkt nach Hause. Eine Auswahl Liverpooler Schüler und Studenten durfte zur Einweihung des Projektes bereits einen gemeinsam komponierten Song und ein selbstproduziertes Video aufnehmen. Die Dreharbeiten für dieses Video fanden im Heimathaus von John Lennon statt. Alleine das dürfte für die Teilnehmer der Jungfernfahrt zu einem lebensbegleitenden Erlebnis und enorm bereichernder Erfahrung zählen. (Siehe Interview Joe Maddocks & Shanel)
Dann trat die junge Liverpooler Boygroup “Mic Lowry” auf, die aus einem Sozialprojekt namens “positive Impact” entstand und bereits erste Erfolge verzeichnen kann. Schließlich war es soweit und Ehrengast Yoko Ono persönlich betrat das Podium, um noch einmal klarzustellen, wie sehr ihr persönlich das “Lennon Tourbus”-Projekt am Herzen liegt, John Lennon’s Lebenswerk weiterzuführen und wie stolz sie ist, gemeinsam mit dem hart arbeitenden Team nun den Bus in Europa einweihen zu können. Sie sei stolz, jungen Menschen die Möglichkeit geben zu können, diesen Bus zu nutzen und sie hoffe, das John mit den Resultaten ihrer Arbeit zufrieden sei.

Technisches:

Der Bus, der eigentlich ein 26 Tonnen schwerer Truck auf Basis eines Mercedes Chassis ist, das von Grund auf von der Firma Ketterer modifiziert wurde, sowie das gesamte laufende Projekt werden zu 100% von Sponsoren finanziert. Der Bus ist mit beeindruckender Technik ausgestattet. Wir von bonedo durften ja schon vor der letztendlichen Fertigstellung in Karlsruhe einen Blick auf den Lennonbus werfen und mit Jeff Sobel und Brian Rohtschild über das Projekt sprechen. Unter anderem sind Teile des Innenraums seitlich ausfahrbar, um den Platz im Bus zu erweitern. All das geschieht elektrisch und geräuschlos. Insgesamt ist das Studio innerhalb von wenigen Minuten einsatzfähig.
Es gibt insgesamt drei, akustisch durch Schiebetüren trennbare, Räume. Die Scheiben der Türen können auf Knopfdruck transparent oder undurchsichtig geschaltet werden. Der hintere Raum dient gleichzeitig mit drei Betten als Schlafplatz für die Crew, neben einer Nasszelle mit Toilette – ist aber unterdessen auch ein Greenscreen Videodrehraum mit hochreflektierendem Spezialvorhang aus einem Material namens Chromatte™ der Firma Reflect Media. Der mittlere und vordere Raum beherbergt jeweils ein voll ausgerüstetes Studio, wobei das hintere der beiden vorrangig für Audioproduktion verwendet wird und das vordere für Video- und Multimedia-Anwendungen. Alles ist computerüberwacht und geräuschlos klimatisiert.
Für das Audio-Recording kommt Pro Tools auf Mac-Rechnern zum Einsatz, das hintere Studio verwendet dafür Pro Tools HDX3, das vordere Pro Tools HD Native. Beide Studios verwenden Pro Tools HD I/O Audio-Interfaces, die Videosynchronisation läuft mit Hilfe von SYNC HD. Für die Studioabhöre werden aktive Genelec 8040A 2-Wege Systeme mit 7260A Subwoofer verwendet. Der Standardbetrieb läuft in Stereo, das System ist aber problemlos auf 5.1 Surround erweiterbar. Alle Lautsprecher und weitere Geräte wie Mikrofone, Lampen, Kameras können an der Decke über Skyrack-Leisten angebracht werden. Sämtliche Kabel schweben ebenfalls und können über großzügig verteilte Patchbays geroutet werden, sodass kein Kabelsalat am Boden entstehen kann.

Fest an Bord befinden sich Roland V-Drums, Roland RD-700 Digitalpiano, Gitarren und Bässe von Gibson/Epiphone, ein Vox AC15 und diverse Mikrofone. Eine weitere Option neben Musik- und Videoproduktion bietet die noch ganz neue Möglichkeit, Videogames auf iOS-Basis für iPhone/iPad zu programmieren. Das allererste Projekt dieser Art in den USA nannten die Jungentwickler “Harvest Hope”, ein Spiel, das einer besseren Zukunft gewidmet ist. Der Prozess von Idee, Layout, Story, Skript bis zur Programmierung dauerte zwei Tage. Das Dach des Busses kann als Terrasse für Interviews, Konzerte und schlicht für den Aufenthalt genutzt werden. Eine Uplink Satellitenschüssel und entsprechende Übertragungstechnik sorgt dafür, das von jedem beliebigen Ort Livestream-Übertragungen stattfinden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Alles da, was man braucht
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