In diesem Audiovergleich lassen wir mit dem Line 6 POD 2.0 einen Klassiker des Amp-Modelings gegen das aktuelle Modell aus dem Hause Line 6 antreten, den HX Stomp. Der POD war eines der ersten Geräte mit digitaler Klangerzeugung, die eine Direktaufnahme mit akzeptablem Gitarrensound ermöglichten. Auch heute noch schwören diverse Gitarristen auf Sounds aus dem Modeling-Klassiker.
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Mehr InformationenEin spannender Grund mehr, einmal nachzuschauen, ob denn unser Vintage-Modell von 2000 im Vergleich mit einem aktuellen Gerät wie dem HX Stomp mit einem wesentlich leistungsfähigeren DSP-Chip überhaupt bestehen kann. Nicht selten bleiben alte Geräte, die man früher einmal besessen hat, besser in Erinnerung, als es die Realität hergibt. Ob das auch für den POD gilt, wenn man sich nach 20 Jahren wiedertrifft, erfahrt ihr gleich.
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POD 2.0
Wir drehen das Rad der Zeit runde 20 Jahre zurück, als die rote Nierenschale eine Revolution einläutete und besonders für Aufnahmen eingesetzt wurde. Ich kann mich erinnern, dass ich 1999 ein komplettes Album mit dem POD einspielte und alle waren begeistert von der einfachen Handhabe: Kabel rein und los ging’s. Kein Lärm, man konnte entspannt im Regieraum sitzen und das kleine Teil passte mit allen 16 Amps und Cabs auch noch ins Gigbag. Was für ein Segen! Und auch der Sound war für die damalige Zeit absolut in Ordnung, wobei der POD neben Boss GP-100 und VG-8 eines der ersten Amp-Modeling-Geräte mit digitaler Klangerzeugung war, dessen Sound an den eines mikrofonierten Amps herankam. 1998 erblickte er das Licht der Welt und erschien im Jahr 2000 als Version 2.0, mit der doppelten Anzahl an Amp-Modellen, insgesamt 32 Stück.
Der POD wird über Regler editiert, man wählt ein Amp-Modell aus und stellt es dann mit sechs Reglern (Output Level, Drive, Bass, Middle, Treble, Channel Volume) ein. Effekte sind auch an Bord, allerdings mit eher spartanischen Regelmöglichkeiten. Dazu gehören ein Regler für den Reverb, einen Tweak-Regler, mit dem ein bestimmter Parameter des angewählten Effekts eingestellt werden kann und ein Rasterpoti zur Auswahl des Effekts. 15 Effekt-Algorithmen stehen zur Auswahl sowie einige Einzeleffekte und auch Kombinationen wie zum Beispiel Delay & Flanger oder Delay & Compressor. Sounds können auch abgespeichert werden, wofür 36 Speicherplätze zur Verfügung stehen. Der POD 2.0 war auch in Sachen Programmierung weit vorne, denn das Gerät konnte über den Emagic Sound Diver per MIDI am Computer eingestellt werden. Ich hatte das damals auch ausprobiert, aber so richtig stabil war die Sache nicht. Und der Gitarrist schraubt halt auch lieber an Knöpfen.
HX Stomp
Das HX Stomp kam 2018, also 20 Jahre nach dem ersten POD auf den Markt und ist als “kleines Helix” bei vielen Gitarristen sehr beliebt. An Bord sind 60 Gitarrenamp-Modelle, dazu eine hohe Anzahl an Effekten, und einstellbar ist alles präzise mit vielen Parametern. Soundmäßig überzeugt das Gerät voll und ganz, manche Gitarristen nehmen es auch als Flight-Rig mit auf Tour, wenn großes Equipment nicht transportiert werden kann, denn in seinen Abmessungen ist es kleiner als der POD. Editiert wird am Gerät über das Display und drei Parameter-Regler oder alternativ über die HX Edit-App am Computer, die übrigens sehr stabil läuft. Wer sich näher mit dem HX Stomp befassen möchte, dem kann ich unseren entsprechenden Testbericht empfehlen.
Audiovergleich
Beim Audiovergleich geht es zuerst an die Amp-Sounds. Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, habe ich jeweils ein Amp-Modell (z.B. Vox AC-15) aus dem POD mit demselben aus dem HX-Stomp verglichen. Effekte blieben außen vor, lediglich eine kleine Prise Hall für etwas räumliches Klangempfinden war erlaubt. Den Zerrgrad und die Klangregelung habe ich versucht, so neutral oder identisch wie möglich zu halten, um die Basis-Sounds besser vergleichen zu können. Hier sind die Ergebnisse.
Jetzt geht es an die Effekt-Sounds. Auch hier habe ich diverse Sounds aus dem POD genommen und dann mit der gleichen Effekt-Zusammenstellung im HX Stomp verglichen.
Fazit
Der Line 6 POD 2.0 machte zu seiner Zeit eine sehr gute Figur und klingt auch nach 20 Jahren nicht schlecht. Aber seither hat sich doch einiges getan und ich würde das HX Stomp definitiv nicht gegen einen POD 2.0 eintauschen wollen. Letzterer hat seine speziellen Sounds, wie den sehr breiten Rotary-Effekt, immer recht mittig, die sich auch bei Aufnahmen gut durchsetzen. Aber über die feine Auflösung und den filigraneren Ton verfügt zweifellos das HX Stomp, was beim Amp-Vergleich mit den Fender Style Amps klar zu hören ist. Die typischen crispen Fender-Höhen werden vom HX Stomp wesentlich besser dargestellt, der POD klingt dagegen im oberen Frequenzbereich etwas härter, zudem ist das Spielgefühl beim HX Stomp wesentlich besser. Dazu kommt beim POD eine leichte Signalverzögerung, der Ton kommt nicht so direkt wie beim HX Stomp. Deshalb hatte ich bei den aktuellen Aufnahmen mit dem POD immer ein merkwürdiges Gefühl und keine richtige Kontrolle über das Timing, als ob mir jemand die rechte Hand festhält. Vor 20 Jahren muss ich das wohl ignoriert haben … Die Ansprache ist beim HX Stomp wesentlich direkter und das Reaktionsverhalten der Amp-Modelle um Klassen besser, was vor allem beim Marshall Plexi deutlich zu hören ist, wo ich zuerst leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick anschlage. Die meisten digitalen Geräte aus vergangenen Zeiten besitzen meines Erachtens sowieso nicht unbedingt die große Magie und lösen klangliches Wohlbefinden aus. Trotzdem war es schön, die rote Bohne mal wieder unter den Fingern zu haben. Preislich spielen beide auch in einer komplett anderen Klasse: Der POD 2.0 wird auf dem Gebrauchtmarkt für unter 100 Euro gehandelt, das HX Stomp kostet 569 Euro (April 2020).
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Kai Calvato sagt:
#1 - 04.05.2020 um 10:31 Uhr
ich finde witzigerweise den POD bei den cleanen sounds besser. der HX hat in den audiobeispielen immer ein riesiges mitten-loch, wodurch die sounds viel zu hifimäßig klingen und für mich fast unbrauchbar. in wie weit sich das verändern ließe, müsste man am gerät selbst heraus finden. die zerrsounds waren damals halt sehr matt und etwas klischeehaft im gegensatz zu heute, wo sie mir eine spur zu hart vorkommen
Dirk Henel sagt:
#2 - 23.12.2023 um 21:55 Uhr
Habe mir aus Nostalgie einen POD Pro als Rackversion geschossen, um den Soldano XR88 bzw. SLO100-Sound auf meinen 100 Watt Amp zu schicken für 2-3 Songs. Wenn ich hier im Vergleich mir den Ton des SLO100 anhöre, finde ich den 23 Jahre alten POD-Ton wesentlich runder, fetter und organischer wie der des STOMPS ;-)