In diesem Workshop zeige ich euch Wege, wie man den beliebtesten Effekt für Bass – den Bass-Kompressor – richtig einstellen sollte, um optimal damit zu arbeiten! Die Bezeichnung “Effekt” ist dabei übrigens fast etwas unangebracht, da ein Kompressor den Sound für gewöhnlich ja nicht so massiv verändert. Häufig liest man sogar, dass man einen guten Kompressor gar nicht hören sollte. Im Unterricht oder bei Workshops stelle ich jedoch häufig fest, dass viele BassistenInnen zwar einige Effektgeräte besitzen, aber oftmals gar nicht so genau wissen, wie diese arbeiten und wie man sie sinnvoll einstellen kann. Viel Potenzial, für das man eine Menge Geld bezahlt hat, bleibt auf diese Weise leider auf der Strecke! Warum sich dennoch der eine oder andere Euro für ein Bass-Kompressor-Pedal lohnt und wie man dieses richtig einstellen kann, möchte ich euch daher heute näherbringen.
- Was macht ein Bass-Kompressor?
- Kompressor-Terminologie: Threshold, Ratio, Gain, Attack, Release – wie bitte?!
- Threshold (auch: Sensitivity)
- Ratio (auch: Compression)
- Gain (auch: Makeup Gain)
- Attack
- Release
- Bass-Kompressor einstellen in drei Schritten – so geht’s!
- Beispiel-Settings für Bass-Kompressoren
- Einsatz eines Bass-Kompressors in einem Slapgroove
- Einsatz eines Bass-Kompressors in einem Plektrumgroove
- Klingen wie Joe Dart: Vulfpecks cooler Kompressor-Basssound
Was macht ein Bass-Kompressor?
“Wie arbeitet eigentlich ein Bass-Kompressor?”
Ein (Bass-)Kompressor verringert den Dynamikbereich, also den Unterschied zwischen leisen und lauten Tönen des Signals, indem er Pegelspitzen glättet. Mitunter liest man, ein Kompressor mache “laute Töne leiser und leise Töne lauter”. Das ist so jedoch nicht ganz korrekt: Tatsächlich wird nämlich nur der Unterschied zwischen lauten und leiseren Tönen geringer. Dadurch erhält der Spieler die Möglichkeit, das komprimierte Signal insgesamt in der Lautstärke anzuheben. Erst dann werden also auch die vormals leisen Töne lauter.
Sinn und Zweck eines Kompressors ist also die Erzeugung eines dynamisch ausgeglichenen, kompakteres Signals, welches sich besser in den Mix integrieren lässt. Ein angenehmer Nebeneffekt ist das verlängerte Sustain, da beim Anheben der Lautstärke auch die leise Ausklingphase der Töne lauter wird.
Aber Achtung: Der Schuss kann auch nach hinten losgehen und das Basssignal kann im schlimmsten Fall leb- und kraftlos klingen, weil es jeglicher Dynamik beraubt wird, wenn man es mit der Kompression übertreibt. Wie bei jedem Effekt macht auch hier die Dosis das Gift! Im Idealfall kann einem ein gut eingestelltes, qualitativ hochwertiges Kompressor-Pedal aber sehr viel Spielspaß bereiten. Das Signal klingt nicht nur besser, sondern das eigene Spiel wird bestenfalls sogar “kompakter” und “flüssiger” erlebt.
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Kompressor-Terminologie: Threshold, Ratio, Gain, Attack, Release – wie bitte?!
“Was versteht man unter Threshold, Ratio, Gain, Attack und Release?”
An jedem Kompressor, ob Pedal oder 19-Zoll-Gerät, finden sich verschiedene Regler, um die entsprechenden Parameter einzustellen. Diese werden mit bestimmten Fachbegriffen beschrieben, von denen die folgenden die wichtigsten sind:
Threshold (auch: Sensitivity)
Auf Deutsch “Einsatzschwelle”. Hier legt man einen Lautstärkewert fest, ab welchem der Kompressor ins Geschehen eingreift. Alles, was leiser ist als dieser Wert, wird vom Kompressor nicht beachtet. Alles was darüber ist, bearbeitet er – und zwar mit der sogenannten Ratio.
Ratio (auch: Compression)
Die Ratio ist das Verhältnis, mit welchem der Kompressor das Signal glättet. Ist die Ratio z.B. auf den Wert 8:1 eingestellt, wird ein um 8dB lauteres Eingangs-Signal als der eingestellte Threshold-Wert auf ein 1dB lauteres Ausgangs-Signal als der eingestellte Threshold-Wert reduziert.
Gain (auch: Makeup Gain)
Diesen Begriff kennt man auch von Verstärkern oder anderen Effektgeräten. Hier kann man das Ausgangssignal in der Lautstärke anheben, falls man möchte. Durch die Kompression verliert man nämlich natürlicherweise einige Dezibel im Dynamikumfang. Mit dem Gain-Regler kann man nun das komprimierte Signal wiederum etwas lauter machen, sodass es insgesamt kompakter bzw. druckvoller wirkt.
Eher selten finden sich die folgenden zwei Regler an Kompressor-Pedalen. Meist werden hier vom Hersteller vorgegebene und optimierte Werte für Bass verwendet:
Attack
“Attack” legt fest, wie schnell der Kompressor zugreift. Der eingestellte Wert ist hier sehr abhängig von der Art des Instruments oder auch der Spielweise. Möchte man seinen Ton lediglich etwas verdichten ohne ihn zu sehr zu beeinflussen, empfehlen sich höhere Attack-Werte. Hat man viele kurze und perkussive Anschläge in seinem Spiel, so muss der Kompressor natürlich schneller eingreifen, um Wirkung zeigen zu können.
Release
Analog zu “Attack” ist dies der Wert, welcher festlegt, wann der Kompressor das Signal wieder in Ruhe lässt. Im Zusammenspiel aus Attack und Release kann man sich entscheiden, ob man nur der Anschlag oder auch die Ausklingphase des Signals bearbeiten möchte.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – und Soundbeispiele ebenfalls! Daher habe ich einen Slapgroove mit hohem Dynamikbereich eingespielt und den Bass-Kompressor mit verschiedenen Einstellung auf ihn angewandt. Einige Unterschiede sind nur subtil, brachiale Ergebnisse sind aber auch nicht das Ziel. Sehr gut an der Wellenform zu erkennen sind das Verhalten des Attacks und des “Bauchs”, also der Ausklingphase.
Bass-Kompressor einstellen in drei Schritten – so geht’s!
“Den” ultimativen Weg einen Kompressor einzustellen, gibt es logischerweise nicht, denn er arbeitet abhängig von der Lautstärke unseres Instruments. Diese wird zum einen vom Instrument selbst wie auch von der verwendeten Spieltechnik und natürlich unserer individuellen Spielweise bestimmt.
“Viel Ausprobieren und Hören” ist hier also zweifelsohne der beste Rat! Dennoch werden dir sicherlich diese Richtwerte als Ausgangspunkte helfen, damit du deinen eigenen Sound finden kannst.
1.) Ein guter Start für den Threshold-Wert sind -20 dB. Von da an kann man gut weiter experimentieren. Passive Bässe mit niedrigem Output verlangen schon mal nach Werten um die -25dB oder -30dB, bei aktiven Bässen mit kräftigem liegt dieser Wert deutlich höher, bei ca. -15 oder -10dB.
2.) Eine 4:1-Ratio ist für Bass eine gemeinhin übliche Wahl. “Nicht zu viel und nicht zu wenig”, lautet hier das Motto am Anfang. Wer nur ganz leicht ins klangliche Geschehen eingreifen möchte, kann sich auch für ein Verhältnis von 2:1 entscheiden. Will man stärker komprimieren, sind 6:1 oder 8:1 ebenfalls durchaus sinnvoll, siehe die obigen Beispiele.
3.) Unity Gain: Hinsichtlich des Gains ist es am einfachsten, das Pedal während des Spiels ein- und auszuschalten und darauf zu achten, dass man dieselbe Lautstärke (Unity Gain) erreicht. Das unbearbeitete und das bearbeitete Signal sollten also beide den gleichen Maximalpegel besitzen – außer, man möchte ganz bewusst andere Lautstärken erzielen!
Beispiel-Settings für Bass-Kompressoren
Abschließend folgen hier noch ein paar typische Beispiele für den Einsatz eines Bass-Kompressors. Allen Beispielen ist gemein, dass die Unterschiede nicht gravierend sind, aber mit Kompressor alles doch kompakter, tighter, präsenter und frischer wirkt.
Einsatz eines Bass-Kompressors in einem Slapgroove
Das erste Klangbeispiel ist ein Slapgroove, welcher einen großen Dynamikumfang und Ambitus (Distanz vom tiefsten zum höchsten Ton) aufweist. Dazu kommen die typischen perkussiven Elemente. Gerade diese profitieren übrigens sehr vom Kompressor, da sie mehr in den Vordergrund gerückt werden.
Einsatz eines Bass-Kompressors in einem Plektrumgroove
Ein mit jugendlichem Leichtsinn ungestüm gespielter Plektrumgroove ist ebenfalls ein Fall für den Kompressor, welcher das Ganze besser in den Mix einbettet.
Klingen wie Joe Dart: Vulfpecks cooler Kompressor-Basssound
Seit einigen Jahren ist Joe Dart in der Bassszene sehr beliebt, seines Zeichens Bassist der Funk-Jazz-Band Vulfpeck. Wie man den Bass-Kompressor für diesen Sound einstellen muss, erfährst du hier!
Joes Basslines wandern häufig über das ganze Griffbrett und sind gespickt mit perkussiven Elementen, wie Dead Notes oder Raking. So auch der folgende Groove: Eines von Joes Markenzeichen ist stets eine sehr deutlich hörbare Kompression, um all diese Elemente entsprechend präsent zu machen.
Ich hoffe, ich konnte dich etwas inspirieren, deine eigenen Experimente mit einem Kompressor zu machen und wünsche viel Spaß dabei!
Thomas Meinlschmidt
Antares Sparkle sagt:
#1 - 22.07.2020 um 18:34 Uhr
Vielen Dank für Deinen wunderbaren Artikel! :)Ich habe eine Frage zur Technik der Kompression: Deine graphischen Beispiele zeigen, dass sich der Klang und der Attack/Sustain deutlich verändern. Aber mir fehlt das Vermindern der Spitzen-Pegel, zum Beispiel beim Anschlag der Saiten. Ich habe mir immer vorgestellt, dass man mit dem Kompressor vor allem das laute Knallen "abschneidet". Und ausgerechnet das scheint kaum zu erfolgen. Ich habe Dir mal zwei Soundkurven "gemalt":|
|
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||||,,,
|||||||||||||||| - Spitzenpegel sehr hoch, knallend
||||'''
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|
||
||||,,,
|||||||||||||||| - nur Spitzenpegel reduziert
||||'''
|Mit welchem technischen Mittel kann man solche Spitzenpegel reduzieren?
BondeoLeser sagt:
#1.1 - 23.07.2020 um 10:34 Uhr
Hallo Antares,wenn du nur den Spitzenpegel reduzieren willst, musst du einfach das (Makeup-)Gain nicht anfassen und eine möglichst Kurze Attackzeit einstellen. Die Releasezeit sollte auch recht kurz sein. Mit dem Threshold-Parameter regelst du ab wann der Pegel reduziert werden soll. Die Ratio wirst du vermutlich so hoch wie möglich wählen.Mit diesen Kompressoreinstellungen wärst du dann bei einer speziellen Kompressor-Gerätegattung angekommen: dem Limiter.
Ein Limiter ist ein spezieller Kompressor, der genau dafür da ist Spitzenpegel zu reduzieren.Viele Grüsse
BonedoLeser
Antwort auf #1 von Antares Sparkle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAntares Sparkle sagt:
#1.1.1 - 24.07.2020 um 16:03 Uhr
Vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort! :)
Antwort auf #1.1 von BondeoLeser
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenThomas Meinlschmidt sagt:
#1.1.1.1 - 25.07.2020 um 08:40 Uhr
Hi Antares,erst einmal freut es mich sehr, dass dir der Artikel gefällt. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass meine beiden Vorredner deine Frage schon bestens beantwortet haben, daher möchte ich nur etwas ergänzen. Der Attack ist ja in der Regel auch der Spitzenpegel und wie man in der Grafik sehen kann, wird dieser um mehrere dBs verringert. Im Soundbeispiel wirkt dieser Unterschied vielleicht nicht ganz so deutlich wie in der Grafik, obwohl sie identisch sind. Ich denke, daher rührt auch deine Frage bzw. Verwirrung. Ich habe Attack- und Releasezeiten nämlich so gewählt, dass sie immer noch musikalisch klingen und das Anschlagsgeräusch nur etwas glätten und nicht zu sehr im Klang beeinflussen. Wählt man Attack- und Releasezeiten sehr kurz, erreicht man zwar das isolierte Vermindern des Spitzenpegels, aber ab einem bestimmten Punkt klingt es dann auch nicht mehr nach einem natürlichen Basssound, da dem Klang die sogenannten Transienten (Einschwingverhalten) genommen werden. Das ist für den individuellen Charakter eines Instrumentes sehr ausschlaggebend. Wie bei jedem Effekt macht auch hier die Dosis das Gift und Probieren geht über Studieren. Falls du da nach einem Pedal suchst, sollte es auf jeden Fall Regler für Attack und Relase (z. B. MXR M87) haben, die wenigsten Kompressoren für Bass im Pedalformat können solche „chirurgischen“ Eingriffe. Ich hoffe, dass die drei Kommentare deine Frage beantwortet haben. Falls nicht, melde dich einfach nochmal.LG
Thomas
Antwort auf #1.1.1 von Antares Sparkle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAntares Sparkle sagt:
#1.1.1.1.1 - 25.07.2020 um 14:18 Uhr
Herzlichen Dank! Ich bin fast ein bisschen überfordert von Euren detaillierten fachlichen Infos, weil ich noch ein Anfänger bin. Außer einem Bass und einer Verstärker-Combo besitze ich noch nichts. Aber ich lasse Eure durchdachten Überlegungen auf mich wirken, lese hier und da ergänzend, und werde auch noch mit meinen Freunden darüber diskutieren. Mit anderen Worten, das hier bringt mich echt weiter. Nochmals vielen Dank! :)
Antwort auf #1.1.1.1 von Thomas Meinlschmidt
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAntares Sparkle sagt:
#1.1.1.1.1.1 - 25.07.2020 um 14:20 Uhr
PS: Ist wirklich ein super aufwendig und sorgfältig erstellter Artikel, auch noch mit Klangbeispielen und graphischen Beispielen! :)
Antwort auf #1.1.1.1.1 von Antares Sparkle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenThomas Meinlschmidt sagt:
#1.1.1.1.1.1.1 - 25.07.2020 um 15:51 Uhr
Danke Dir, das freut mich zu hören!
LG
Thomas
Antwort auf #1.1.1.1.1.1 von Antares Sparkle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNick (Redaktion Recording) sagt:
#1.2 - 23.07.2020 um 15:09 Uhr
Hallo Antares und BonedoLeser,ich mische mich einfach mal mit ein. :-) BondeoLeser hat vollkommen recht mit dem, was er schreibt. Zu bedenken gibt es noch, dass Kompressoren/Limiter durchaus unterschiedliche minimale Attackzeiten haben können. Das Studiogerät 1176 beispielsweise (nach dem auch einige Pedale modelliert sind) besitzt eine minimale Attack von nur 20 Mikrosekunden, der Spectra 1964 sogar 100 Nanosekunden. Viel Infos rund um das allgemeine Thema Kompression gibt es übrigens hier: https://www.bonedo.de/artik....Beste Grüße
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #1 von Antares Sparkle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAntares Sparkle sagt:
#1.2.1 - 24.07.2020 um 16:03 Uhr
Herzlichen Dank für Eure hilfreichen Antworten, BondeoLeser und Nick! Viele Grüße, Antares
Antwort auf #1.2 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarkus sagt:
#2 - 09.02.2024 um 09:10 Uhr
Hmmm… irgendwie finde ich die Einstellungen für den Joe Dart Sound nicht im Artikel. Die Soundbeispiele für den Dart-Vader Sound stimmen auch nicht.
Lars Lehmann sagt:
#2.1 - 12.02.2024 um 10:21 Uhr
Hi Markus! Oh, vielen Dank für den Hinweis - da hatte sich unser Backend beim letzten Update wohl verschluckt. Ich habe gerade alles noch einmal neu sortiert, es sollte jetzt passen! Nochmals danke und viele Grüße, Lars
Antwort auf #2 von Markus
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHans Wurst sagt:
#3 - 14.08.2024 um 10:05 Uhr
"BassistenInnen" Liest sich wie ein Unfall oder Schlaganfall :X Einfach Bassisten schreiben und gut, denn damit sind per definitionem alle Geschlechter abgedeckt ;)