Das Behringer U-Phoria ist ein erschwingliches USB-Audiointerface mit zwei Eingangs- und vier Ausgangskanälen. Klare Sache.
Während ich von Behringer-Produkten der 2000er oft nicht so überzeugt war, ist nach dem Test des UMC204HD für mich klar: Ich musste meine Vorurteile überdenken.
Details & Praxis
Merkmale und Besonderheiten
Das Konzept des Behringer U-Phoria UMC204HD ist ziemlich selbsterklärend. Auf der Vorderseite gibt es zwei Combo-Inputs für XLR-, Line- oder Instrumentensignale. Jeder Kanal hat Gain-Regler, den Wahlschalter für Line oder Instrument und angenehmerweise noch ein schaltbares Pad. Dazu gibt es eine Signal- und eine Clipping-LED. Rechts in der Monitoringsektion finden sich die Regler für die Monitor- und Kopfhörerlautstärke sowie der Mix-Regler für das Direct-Monitoring. Das Direktsignal aus den Eingängen kann dem Output aus dem Computer stufenlos beigemischt werden. Zwei Druckschalter bestimmen, ob das Monitoringsignal Mono oder Stereo ausgegeben wird und ob die Kopfhörer das Signal von Kanal 1/2 oder Kanal 3/4 abgreifen. Die LEDs in der Monitoring-Sektion zeigen an, ob das Interface an ist, ob Phantomspeisung aktiviert ist und ob MIDI-Signale ein- oder ausgehen. Ein MIDI-Interface mit Full Size DIN-Steckern bringt das U-Phoria UMC204HD nämlich auch mit. Die Anschlüsse dafür sind auf der Rückseite untergebracht, genau wie die Outputs.
Die mit “Main Out” gekennzeichneten 6,3mm-Klinkenbuchsen geben ein Monitorsignal aus, das Kanal 1/2 abgreift und über den Monitor-Level Regler auf der Vorderseite gesteuert wird. Außerdem gibt es vier Playback-Outputs, die als Cinch-Buchsen ausgeführt sind. Über sie kann man alle vier Output-Kanäle ausgeben. Das macht das U-Phoria auch im DJ-Bereich interessant. Ungewöhnlich für die Preisklasse sind die zwei Insertbuchsen. Hier können nach dem Preamp jeweils analoge Effekte in die Signalkette eingehängt werden. Dafür braucht es dann Insertkabel. Ebenfalls auf der Rückseite ist die USB 2.0-Buchse, der Anschluss für ein Kensington-Schloss und der Schiebeschalter für Phantomspeisung.
Verarbeitung
Das Gehäuse des Behringer U-Phoria UMC204HD ist bis auf die Vorderseite komplett aus Metall und macht einen äußerst robusten Eindruck. Das Interface steht rutschfest auf vier dicken Gummifüßen und sieht schick aus. Die Regler haben alle samt Achsen aus Metal und drehen angenehm und gleichmäßig. Die XLR-Kombibuchsen sind mit dem Gehäuse verschaubt. Auch die anderen Buchsen wackeln in keiner Weise. Die Druckschalter sind durch ihre schwarze Farbe auf der schwarzen Frontplatte etwas schwierig abzulesen und der Phantom-Power Schalter auf der Rückseite ist sicher auch nicht ideal platziert. Dafür kann man ihn sehr gut ertasten und schaltet ihn nach kurzer Gewöhnungsphase auch ohne Probleme blind.
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Anschluss und Zubehör
Für die Verbindung mit dem Computer braucht es lediglich das mitgelieferte USB-Kabel. Auch die Stromversorgung wird hiermit sichergestellt. Ein Treiber wird nur unter Windows benötigt. Diesen gibt es auf der Behringer Website zusammen mit allerlei kostenlosen Tools, die einen reibungslosen Einstieg ermöglichen sollen. Ansonsten liegt eine Anleitung auf Deutsch und in allerlei anderen Sprachen bei, die die wichtigsten Funktionen für den Anfang erklärt.
Klang
Die klanglichen Aspekte des Behringer U-Phoria UMC204HD sind erst einmal unauffällig. Die Wiedergabe von Musik über die Monitorlautsprecher klingt gut und neutral durch alle Abtastraten. Mir ist lediglich aufgefallen, dass das U-Phoria an den Ausgängen etwas weniger Leistung zu haben scheint als meine anderen Interfaces, sodass ich das Interface bei gleichen Lautsprecher-Settings weiter aufdrehen musste. Der Kopfhörerausgang klingt gut und kann sehr laut spielen für ein USB-Powered-Gerät. Allerdings fallen deutliche Obertöne auf, wenn man den Kopfhörerverstärker ganz aufdreht. Die Preamps schaffen eine maximale Verstärkung von 56 dB und sind damit für die meisten Anwendungen gut brauchbar. Möchte man jedoch mit etwas Gain-hungrigeren Mikrofonen wie etwa dem Shure SM7B aufnehmen, wird man an die Grenzen des U-Phoria stoßen. Für diese Preisklasse ist der Wert allerdings normal.
Die Preamps klingen neutral und neigen wenig zum Rauschen. Die Instrument-Inputs klingen angenehm spritzig und bilden auch transientenreiche Bass-Signale gut ab. Bis 192 kHz reicht die Samplerate des Behringer U-Phoria UMC204HD, mit einem Buffer von 64 Samples schafft das U-Phoria eine Latenz von knapp unter 7 ms. Bei 44.1 kHz steigt die Latenz auf 9,3 ms und bei 128 Samples Buffer auf 12,2 ms. Das sind für die Preisklasse vernünftige Werte.
Fazit
Das Behringer U-Phoria UMC204HD hat mich angenehm überrascht. Die Verarbeitung ist durchweg gut. Nichts erinnert mehr an die klapprigen Geräte von früher und klanglich muss sich das kleine Interface auch nicht verstecken. Das UMC204HD kann durchaus auch mit der Konkurrenz jenseits der 100-Euro-Marke mithalten. Ob einen die etwas schwierig abzulesenden Knöpfe und der Phantomspeisung-Button auf der Rückseite stören, muss man selbst wissen. Ansonsten bekommt man mit dem U-Phoria UMC204HD ein unkompliziertes und brauchbares USB-Interface für Einsteiger zu einem nahezu unschlagbaren Preis.
- robuste Verarbeitung
- neutraler Klang
- rauscharme Preamps
- guter DI-Sound
- Preis-Leistungsverhältnis
- Druckschalter nicht gut abzulesen
- Phantompower-Schalter auf der Rückseite
- 2 Inputs mit XLR-Kombibuchse
- 2 Mikrofonpreamps mit DI- und Line-Funktionalität
- 48V-Phantomspeisung
- Kopfhörerausgang
- 2 Line-Outputs als Klinkenkbuchsen
- 4 Line-Outputs als Cinch-Buchsen
- MIDI-Interface mit DIN-Steckern
- Preis: € 86,–(Straßenpreise am 29.07.2020)
Pierre sagt:
#1 - 15.06.2024 um 22:16 Uhr
Der Tester hat den Kopfhörerausgang nicht verstanden. Der Ausgang übersteuert absichtlich, wenn man Programmaterial (z. B. fertig produzierte Musik) über USB anhört. Die Verstärkung des Kopfhörerausgangs wurde so gewählt, dass beim Aufnehmen mit dem gebotenen Headroom (ca. -12 dB) der Ausgang ganz aufgedreht werden kann und dann gute Laustärke liefert. Viele andere Interfaces sind in diesem Fall nämlich viel zu leise, man kann z.B. beim Aufnehmen von Sprache seine eigene Stimme nicht richtig im Kopfhörer hören. Mit dem UMC geht das, also eher ein Positiv- als ein Negativpunkt. Also: Beim Hören über USB den Ausgang nur bis 12 Uhr drehen, es gehört so!