Bericht vom Biberacher Drums & Percussion Festival 2018

Auch wenn wir Trommler es nicht so gerne hören, im Vergleich zur breiten Masse an Gitarristen und Pianisten sind Schlagzeuger und besonders Perkussionisten hierzulande immer noch als Spartenmusiker zu betrachten. Umso erfreulicher ist es da, dass ein ausverkauftes Festival, bei dem sich alles nur ums Trommeln dreht, altersübergreifend für Begeisterung sorgt und dazu noch gänzlich ohne internationale Star-Prominenz auskommt. Wie das geht, und was andere Drum-Festivals hiervon lernen können, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Alle Bilder: Christoph Behm
Alle Bilder: Christoph Behm


Initiator und Organisator Markus Merz vom Drums & Percussion Studio Warthausen hatte sich für die Umsetzung seiner Idee seinen Kollegen Michael Porter von der Schlagzeugschule Rhythm Point in Laupheim sowie das Kulturamt Biberach ins Boot geholt. Ganze anderthalb Jahre dauerte die Planung für das rhythmische Spektakel, das am 13.10.2018 in rund drei Stunden Programm in der Stadthalle Biberach über die Bühne ging. Von afrikanischer Perkussion, über klassische Mallets und Pauken, ein Jazz-Quartett, die heimische Schützenfestkapelle, bis hin zur großen Salsa-Band mit Tänzern wurde den Zuschauern ein wirklich großes Spektrum an Trommelkunst geboten.

Im Fokus stand das Trommeln in all seinen Facetten 

Los ging’s  im Foyer mit Uhuru, einer süddeutschen Drum-Legende, der das Publikum mit seiner „Afrika Impro“ auf der Djembe schon einmal ordentlich warm klopfte. Im Saal stand als erster Programmpunkt das „Tutti” aus der Ouvertüre Carmen auf dem Programmpunkt, gespielt auf zahlreichen Marimbas, Mallet Kats, Pauken, Drumset und Latin Percussion. Das Stück wurde von Vertretern beider Schlagzeugschulen plus Gästen performt. Unterstützt vom Sopransaxophonisten Norbert Streit ging es im zweiten Stück „Funky Stuff“ in Jazz-Fusion-Gefilde. Der junge Drummer Malte Wiest saß erneut hinter der Schießbude und lieferte sich ein Drumsolo mit dem Perkussionisten César Gamero an den Timbales.

Ordentlich was aufgefahren: Funky Stuff
Ordentlich was aufgefahren: Funky Stuff

Die beiden Geschwister und klassischen Schlagzeugerinnen Jessica und Vanessa Porter spielten im Anschluss auf Marimba und Konzert-Toms drei Stücke aus ihrem Duo-Programm, die mit toller klanglicher Dichte und großer Dynamik begeistern konnten, bevor sie ihren Vater Michael Porter für das Stück „Drummer Party“ auf die Bühne holten. Die Umbaupause wurde für eine Skype Live-Schaltung in die USA zu Manne Keller und seiner Frau genutzt. Manne ist heute noch Musiker und war bis 1983 Teil der Biberacher Musikszene. Danach war die Bühne bereit für das Finn Wiest Quartett. Das Saxphon-Quartett um den Trommler und Wahl-Kölner mit Biberacher Wurzeln schlug mit klassischen und modernen Jazz-Klängen erneut eine ganz andere musikalische Richtung ein. Das Publikum honorierte es, denn nach drei Stücken durften die jungen Musiker und Jazzpreisträger nicht ohne eine Zugabe von der Bühne. 

Nach der Pause ging es mit dem Percussion-Stück „Kleine grüne Currywurst“ weiter, hier kamen auch zwei drehbare Bassdrum-Towers mit je drei Trommeln übereinander zum Einsatz, die extra für diesen Anlass von Bernie Froh gebaut worden sind. Heike Braiger trommelte hier einen mitreißenden Solo-Spot. Als nächstes folgten ein paar Gedenkminuten an ein Szene-Urgestein, den Ulmer Schlagzeuger Bülent Köksal, der in diesem Jahr leider nach schwerer Krankheit verstorben ist. Er fehlte an diesem Abend eindeutig im Line-Up, wie sein Freund und Organisator Markus Merz betonte. Ein YouTube-Schnipsel aus einem Trommelduett mit Harry Reischmann zeigte dem Publikum, was für ein virtuoser Drummer Bülent gewesen ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Stück “Kleine grüne Currywurst” wurde mit drehbaren Bassdrum-Türmen performt.

Jetzt war es Zeit für den Nachwuchs, und die Bühne wurde richtig voll! Die junge Schützenmusik hatte sich eingefunden, aber statt  zünftigen Blaskapellen-Märschen erklang ein Arrangement des White Stripes Songs „Seven Nation Army“. Die komplette Bühne war dazu verdunkelt, so kam der Effekt der fluoreszierenden Trommelstöcke voll zur Geltung und sorgte für große Begeisterung auf den Rängen.
Mit den Habama Brothers aus Köln gab es eine gelungene Mischung aus afrikanischer Percussion und tanzbarer Clubmusik. Die beiden Brüder spielten dazu im Wechsel auf einer Steel Drum und Congas und einem um elektronische Soundeffekte erweiterten Hybrid-Drumset. Bei diesen rollenden Grooves war deutlich zu spüren, wie schwer es einige Zuhörer auf den bestuhlten Rängen hielt. Im letzten Stück ging es mit tranceartigen, afrikanischen Grooves auf Djemben und Basstrommeln weiter, die von Fußostinati auf Cowbell und Schellen begleitet wurden. Dazu holten die beiden ihren Vater Uhuru mit auf die Bühne.

Ein gut aufgelegter Markus Merz (rechts im Bild), zusammen mit einem ehemaligen Trommelschüler.
Ein gut aufgelegter Markus Merz (rechts im Bild), zusammen mit einem ehemaligen Trommelschüler.

Einen erneuten Stilwechsel gab es im Anschluss mit der zwölfköpfigen Salsa-Band „Latin Love Affair“, bei der Bandleader Markus Merz hinter dem Drumset Platz nahm. Die Gruppe hatte neben zwei Sängern und einer Sängerin und den Instrumenten E-Bass, Keyboards, großem Bläsersatz und zwei Perkussionisten auch ein Tanzpaar mitgebracht, das die musikalische Reise der Band, von Kuba über die Karibik bis nach Miami und zurück, mit den passenden Tänzen und Outfits begleitete. Zum Abschluss gab es das große Finale „Samba Copacabana“, bei dem alle Protagonisten des Abends gemeinsam auf der Bühne groovten und das Publikum in die Nacht entließen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Band Latin Love Affair schlug mit großem Besteck auf.

Mit der Mischung aus Nachwuchsprofis, junge Hobbymusikern und alten Hasen beiderlei Geschlechts war das Drums & Percussion Festival eine absolut runde und gelungene Veranstaltung. Das stimmungsvolles Bühnenlicht und die durchweg sehr gute Akustik und angenehme und artikulierte (und nicht zu laute) Sound-Mischung – was bei der Vielzahl an Instrumenten und Mikrofonen sicher keine leichte Aufgabe ist – rundeten die Sache sehr angenehm ab. 
Statt dem weit verbreiteten „Technik-Getrommel“ und starkem Fokus auf Equipment-Präsentationen hat es diese Veranstaltung geschafft, einen ganz anderen Schwerpunkt zu setzen und das in den Fokus zu stellen, worum es beim Trommeln geht, nämlich das gemeinsame Musizieren im Zusammenspiel mit anderen Musikern, unabhängig von Alter und Leistungsstand. Das hat mir sehr gefallen. Besser kann man eigentlich keine Werbung für die weite Welt der Schlaginstrumente machen. Vielleicht gibt es ja irgendwann einen zweiten Teil dieser Veranstaltung? 

Alle Musikerinnen und Musiker des Drums und Percussion Festivals wurden mit ausgiebigem Applaus bedacht.
Alle Musikerinnen und Musiker des Drums und Percussion Festivals wurden mit ausgiebigem Applaus bedacht.

Tipp: Noch viele weitere Veranstaltungen rund um Schlagzeug und Percussion gibt es in unserem Event-Kalender für Drummer.

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