Bitwig Studio Tutorial #5 – DIY Wavetable-Synth

Flirrend kristalline Synth-Sounds, morphende Bass-Drones oder böser Digital-Trash: Wavetable-Synthese ist der Hit. Zwar gibt es dafür so einige Soft- und auch Hardware-Synthesizer, allerdings bringt Bitwig bereits alles mit, was ein zeitgemäßer Wavetable-Synth braucht.

Bitwig Studio Tutorial #5 – DIY Wavetable-Synth

Hatte ich schon gesagt, dass Bitwig einfach nur großartig klingt? In den vorangegangenen Teilen des Bitwig Basics Workshop haben wir uns eingehend mit Synthesizern, Sounds und Presets beschäftigt. Darin ging es aber meistens um die technischen Vorkehrungen, die für das Spielen und Tweaken von Sounds wichtig sind. Hier soll es nun um den SOUND an sich gehen. Dabei bekommen die Synthesizer Polymer und Poly Grid die volle Aufmerksamkeit.

Keine Sorge, auch dieser Teil des Bitwig Workshops soll vor allem „Basic“ bleiben – es geht hier also nicht darum, sprichwörtlich von null auf hundert in The Grid komplexe Synthesizer-Strukturen zu bauen. Das sollte man als Einsteiger Schritt für Schritt angehen, und dazu gibt es einige gute Tutorials im Dashboard-Bereich.

Inhalte
  1. Download: DIY Wavetable Synth-Preset
  2. Was ist Wavetable-Synthese?
  3. Wavetable-Synthese mit Bitwig Studio: Noobie oder Pro?
  4. Wavetable-Synthese mit Polymer
  5. Weiche Klangverläufe oder Wave-Sequenz?
  6. Wavetables mit Hüllkurve steuern
  7. DIY Wavetable-Synthesizer mit Poly Grid
  8. Sampler Modul als Wavetable-Oszillator nutzen
  9. DIY-Wavetables mit WaveEdit von Synthesis Technology
  10. Wavetables Modulatoren
  11. Waveshaping: Der Digital-Schredder
  12. Waveshaping-Modulator
  13. Remote Controls für den DIY Wavetable Synth
  14. Breitmacher: quadCHORUS

Download: DIY Wavetable Synth-Preset

Ich möchte euch mit dieser Folge des Bitwig-Basics-Workshop eher einen Überblick darüber verschaffen, welche fantastischen Möglichkeiten das Modular-System Poly Grid bieten kann und welche hohe Klangqualität man hier bekommt. Zum Thema habe ich den Wavetable-Synthesizer auserkoren – und den gibt es als Bitwig-Preset gleich hier als Download. 

Das „DIY Wavetable Synth“ ist gleich spielfertig programmiert und nutzt sogar recht komplexe Dinge wie Wave-Modulation, Wave-Sequencing, Waveshaping, Ringmodulation und Phase-Distortion. Außerdem schauen wir uns an, wie man selber Wavetables programmieren kann, und das ganz in Do-it-yourself-Manier völlig kostenlos, versteht sich.

Der wohl berühmteste Wavetable-Synthesizer: PPG Wave 2 (Foto: J. Sunderkötter).

Was ist Wavetable-Synthese?

Man könnte darüber natürlich ein Buch schreiben. Ich fasse mich daher kurz: Wavetable-Synthesizer kennt man aus den 80er-Jahren – PPG Wave oder Sequential Circuits Prophet VS sind genau wie die später erschienene Korg Wavestation bekannte Beispiele. Allein diese drei Geräte verfolgen komplett verschiedene Wavetable-Strategien. Trotzdem nutzen alle dabei PCM-Wellenformen – Sampling, wenn man so will. 

Im Vergleich zu modernem Sampling reduziert sich Wavetable-Synthese auf sogenannte „Single Cycle“-Wellenformen. Das sind einfache, kurze Wellenformen mit einer einzigen Schwingungsperiode – ganz ähnlich wie Sägezahn, Rechteck und Co., nur eben digital. Das war eine der Möglichkeiten, die es in den 80ern gab, um komplexere Obertonstrukturen darzustellen. Den digitalen Oszillatoren wurden dann die üblichen analogen resonanzfähigen Filter zur weiteren Klangformung nachgeschaltet – daher rührt auch der hybride Klang dieser Synthesizer.

Klangformung findet bei Wavetable-Synthesizern aber bereits vor dem Filter statt. Denn in einem Wavetable – der Name deutet es schon an – sind viele Wellenformen in einer Art Tabelle gespeichert. Und wenn ein Digital-Oszillator so einen Wellenformsatz der Reihe nach „scannt“, entstehen die typisch harschen Sounds mit den abrupten Klangänderungen. Eleganter klingt das Ganze, wenn der Oszillator zwischen den Wellenformen interpolieren kann. Dann entstehen Klangverläufe mit weichen Übergängen. Der Sound morpht von einem Oberton-Mix in den nächsten, ohne auch nur ein einziges Filter zu bemühen.

Wavetable-Synthese mit Bitwig Studio: Noobie oder Pro?

Diese Basics der Wavetable-Synthese beherrscht Bitwig perfekt – und sogar einiges mehr. Synthesizer-Einsteigern würde ich immer empfehlen, mit dem Synth Polymer loszulegen, der ab Version 3.3 die Liste der bitwig-eigenen Instrumente ergänzt. Für die Pros unter den Bitwig-Einsteigern ist das Sampler-Modul in Poly Grid ein super flexibles Sound-Tool, das auch Wavetable-Synthese kann. Wer also mit dem Thema Wavetable und Sampler-Modul schon etwas vertraut ist, kann gleich beim Kapitel Wavetable-Synthese mit Poly Grid weitermachen.
DIY Wavetable-Synthesizer mit Poly Grid

Wavetable-Synthese mit Polymer

Weiche Klangverläufe oder Wave-Sequenz?

Eine wichtige Einstellung gibt’s gleich neben dem Index-Regler: Die kleinen Striche rechts schalten den voreingestellten Interpolation-Mode aus. So kann man entscheiden, ob der Index-Regler aus dem Wellensatz weiche Klangverläufe macht oder ob er eben direkt von einer Wellenform zur nächsten schaltet. Im Interpolation-Mode erzeugt eine Index-Modulation schöne morphende Klangverläufe, was vor allem bei den komplexeren Wavetables Spaß macht.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Wavetable-Oszillator arbeitet zunu00e4chst im Interpolation-Mode, den man auch abschalten kann, um abrupte Klangbewegungen zu erzeugen.

Wavetables mit Hüllkurve steuern

Fotostrecke: 3 Bilder Polymer mit einem ADSR-Modulator erweitern.

DIY Wavetable-Synthesizer mit Poly Grid

Soweit die kleine Einleitung in den Wavetable Oszillator – Er steht der auch in Bitwigs Modular Synthesizer Poly Grid zur Verfügung. Dort bietet er sogar noch weitere Funktionen, die wir im Preset zu dieser Folge des Workshops auch anwenden. Der „DIY Wavetable Synth“ verwendet zwei Oszillatoren: den Wavetable Oszillator und das Sampler-Modul, das als Wavetable OSC konfiguriert ist.

Das DIY Wavetable Synth-Preset für Poly Grid gibt es hier zum Download. Im Archiv befindet sich auch eine Beschreibung zum Import in Bitwig.

Sampler Modul als Wavetable-Oszillator nutzen

DIY-Wavetables mit WaveEdit von Synthesis Technology

So weit, so gut – mit beliebigem Sample-Material kommt man eben auch zu beliebigen Wavetables. Und das Beliebige kann schnell zu Langeweile führen, da die Waves irgendwann austauschbar wirken. Außerdem liegt der Reiz der Wavetable-Synthese auch in einem Wellenform-Sweep mit einer gewissen Ähnlichkeit oder Machart.

Also, wie kommt man zu Wavetables, die man möglichst gezielt programmieren kann? Ich habe dafür eine kostenlose und dabei wirklich coole Möglichkeit entdeckt: Die Software WaveEdit von Synthesis Technology (https://www.synthtech.com). Das Programm gibt es für Windows, MacOS und Linux und es ist kostenlos – das passt also schon mal zu unserem DIY Wavetable Synth. Außerdem kann man in der Software Wavetables mit bis zu 64 Waves selbst erstellen und bietet dafür einige clevere Werkzeuge und Funktionen. WaveEdit ist ein super Tool für alle, die mit Wavetables experimentieren möchten.

Fotostrecke: 2 Bilder Kostenloser Wavetable-Editor: Synthesis Technology WaveEdit

Wavetables Modulatoren

Waveshaping: Der Digital-Schredder

Waveshaping-Modulator

Abschließend noch ein Blick auf diese Sektion: Während die Wave-Modulatoren die Positionen in den Wavetables variieren, geht es hier um die Steuerung der Waveshaping-Intensitäten. Für diesen Zweck reicht ein einfacher AD-Envelope, der wahlweise als Hüllkurve oder im geloopten Zustand als LFO genutzt werden kann. Die Intensitäten lassen sich in der Remote Page „Waveshape Mix“ einstellen – einmal die statische Intensität und einmal die Envelope Amount (env%…). 

Remote Controls für den DIY Wavetable Synth

Damit das Ganze übersichtlich und handhabbar wird, habe ich verschiedene Remote Controls angelegt. Um noch mal auf das letzte Kapitel Waveshaping Bezug zu nehmen: Es gibt hier eine extra Remote-Page. Ansonsten gibt es natürlich eine Perform-Page, dann folgen Pages für die Modulatoren sowie die Klangformung mit Filter und Hüllkurven.

Breitmacher: quadCHORUS

Abschließend noch ein kurzer Blick in den FX Slot: Maßgeblich beteiligt an dem fetten Sound des DIY Wavetable Synth ist der quadCHORUS. Ich habe ihn mit FX Grid erstellt. Das ist die Effektbastelkiste von The Grid. Ganz wie beim Synthesizer Poly Grid lassen sich hier beliebige Audioeffekte modular zusammenstöpseln. 

Der quadCHORUS besteht, wie der Name vermuten lässt, aus vier Modulation-Delays, die den Grundsound jeweils um 90° versetzt und mit einer um wenige Millisekunden verzögerten Tonhöhenmodulation anreichern. 

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